Tansania

Festland mit duftender Insel

Näherinnen auf dem Markt von Tengeru, Foto: Fanny Schertzer/Wikimedia

Daressalam – „Tor zum Frieden“ – heißt die große Hafenstadt, Tansanias Eingang vom Indischen Ozean. „Hier reden die Menschen lieber miteinander als sich zu bekämpfen“, charakterisierte Staatsgründer Julius Nyerere seine Landsleute. Der Ton ist allerdings mit den Jahren schärfer geworden. Ein wichtiges Bindeglied ist die Nationalsprache Kiswahili, eine alte Verkehrssprache, deren frühe schriftliche Zeugnisse von hochentwickelten Kulturen in vorkolonialen Zeiten zeugen. „Uhuru“ – Freiheit – ist eines der Swahiliwörter, die in den internationalen Wortschatz eingegangen sind. In den frühen Jahren der Unabhängigkeit war Tansania ein Motor afrikanischer Einheitsbestrebungen und Unterstützer der Freiheitsbewegungen des Kontinents.

Tansania ist ein föderaler Staat, der vom Festland Tanganyika und Sansibar – die Duftende, die Trauminsel Sindbad des Seefahrers – gebildet wird. Die Beziehungen beider Teile sind nicht spannungsfrei. Dem soll eine neue Verfassung Rechnung tragen.

Staat und Verwaltung

Offizielle Bezeichnung

Jamhuri ya Muungano wa Tansania, United Republic of Tanzania, Vereinigte Republik Tansania

Unabhängigkeit Tanganyika 9. Dezember 1961 (von Verwaltungshoheit Großbritanniens), Sansibar 10. Dezember 1963 (von Großbritannien); Tanganyika und Sansibar vereinigten sich am 26. April 1964
Fläche 947.300 km2
Landesnatur Ebenen an der Küste, Zentralplateau, Hochland im Norden und Süden; tropisches Klima an der Küste, mildes Klima im Hochland
Höchste Erhebung Kilimanjaro (5.895 m)
Küste 1.424 km
Umweltprobleme Überflutungen im Zentralplateau, Dürre, Bodenverarmung, Entwaldung, Desertifikation, Wilderei
Einwohnerzahl 62.092.761 (Juli 2021 geschätzt)
Bevölkerungsdichte 65,5 Einwohner pro km2 Landfläche (eig. Berechnung)
Hauptstadt Dodoma (legislative Hauptstadt), Dar es Salaam (Verwaltungshauptstadt)
Landessprachen Nationalsprache: Kiswahili. Amtssprache: Englisch, das auch in den Bereichen Bildung und Handel gebraucht wird (Tendenz rückläufig), Arabisch (auf Sansibar gesprochen), zahlreiche lokale Sprachen
Religionen Christen 61,4 %, Muslime 35,2 % (Sansibar 99 %), Anhänger indigener Religionen 1,8 %
Staatsform Präsidialdemokratie
Verfassung 25. April 1977; Überarbeitung: Oktober 1984; Verabschiedung einer neuen Verfassung, die 2014 von der verfassungsgebenden Versammlung entworfen wurde, ist ins Stocken geraten
Wahlrecht wahlberechtigt sind alle Bürger ab 18 Jahren
Exekutive Staatspräsidentin: Samia Suluhu Hassan (seit 19. März 2021, Präsident John Magufuli starb am 17. März 2021); Vizepräsident: Philip Isdor Mpango (seit 31. März 2021); der/die Präsident*in ist gleichzeitig Staatschefin und Regierungschefin. Premierminister: Kassim Majaliwa Majaliwa (seit 20. November 2015), als Kabinettschef zuständig für tägliche Arbeit der Regierung.
Ali Mohamed Shein (seit 3. November 2010) ist Präsident für Sansibar und als Regierungschef verantwortlich für Sansibars interne Politik. Die Kabinettsminister einschließlich des Premierministers werden vom Präsidenten aus Mitgliedern der Nationalversammlung ausgewählt.
Legislative Nationalversammlung (Bunge) mit 393 Sitzen; 264 bestimmt durch öffentliche Wahl, 113 Sitze sind für Frauen vorbehalten. Fünf Sitze sind Mitgliedern des Repräsentantenhauses von Sansibar vorbehalten. Die Wahlperiode beträgt fünf Jahre. Der Präsident ernennt zudem bis zu 10 zusätzliche Sitze, von denen einer dem Generalstaatsanwalt vorbehalten ist.
Die Nationalversammlung erlässt Gesetze sowohl für die ganze Republik Tansania als auch nur für das Festland. Sansibar hat ein eigenes Repräsentantenhaus mit 82 Sitzen, welches Gesetze nur für die Insel erlässt.
Parteien Alliance for Change and Transparency (Wazalendo, ACT); Alliance for Democratic Change (ADC); Civic United Front (Chama Cha Wananchi, CUF); National Convention for Construction and Reform-Mageuzi (NCCR-M); National League for Democracy; Party of Democracy and Development (Chama Cha Demokrasia na Maendeleo, Chadema); Revolutionary Party (Chama Cha Mapinduzi, CCM; Regierungspartei); Tanzania Labor Party (TLP); United Democratic Party (UDP)
Rechtssystem auf der Grundlage des englischen Rechts, jedoch mit nur begrenztem Einfluss der Jurisdiktion auf die Legislative
Justiz

permanente Untersuchungskommission (official ombudsman); Gerichtshof (Court of Appeal) bestehend aus dem chief justice und 14 Richtern; High Court bestehend aus dem Jaji Kiongozi und 30 Richtern, die vom Präsidenten ernannt werden. Dieser hält regelmäßige Sitzungen in allen Regionen. Aufgeteilt in Handels-, Land- und Arbeitgerichte.

Des weiteren Resident Magistrates Courts, Kadhi Courts (für moslemische Familienangelegenheiten), District und Primary Courts mit begrenzter Rechtsprechung.

Eigener High Court für Sansibar.

Verwaltungsgliederung 31 Regionen: Arusha, Dar es Salaam, Dodoma, Geita, Iringa, Kagera, Kaskazini Pemba (Pemba North), Kaskazini Unguja (Zanzibar North), Katavi, Kigoma, Kilimanjaro, Kusini Pemba (Pemba South), Kusini Unguja (Zanzibar Central/South), Lindi, Manyara, Mara, Mbeya, Mjini Magharibi (Zanzibar Urban/West), Morogoro, Mtwara, Mwanza, Njombe, Pwani (Coast), Rukwa, Ruvuma, Shinyanga, Simiyu, Singida, Songwe, Tabora, Tanga
Internationale Mitgliedschaften UNO und Unterorganisationen; Afrikanische Union (AU), Entwicklungsgemeinschaft SADC; ostafrikanische Gemeinschaft (EAC); Afrika-Karibik-Pazifik-Staaten (AKP); Extrative Industries Transparency Initiative (EITI); Welthandelsorganisation (WTO); Internationaler Währungsfond (IMF); Weltbank
Internationale Länderkategorien LDC-Status
(9 der 16 SADC-Staaten gelten nach UN-Bestimmungen als Least Developed Countries - „am wenigsten entwickelte Länder" - und bekommen besondere Mittelzuwendungen)

 

Wirtschaft

Währung 1 Tansania-Schilling (TZS) = 100 Cents
Wechselkurs

1 Euro = 2.817,77 TZS (07.06.2021)

aktueller Wechselkurs: OANDA


Export / Importgüter
- Wichtige Exportgüter Gold (32,4 %), Tabak (6,4 %), Kokos-, Para- und Cashew-Nüsse (5,4 %), andere ölhaltige Samen (4,2 %), raffiniertes Erdöl (3,7 %), Kaffee (3,6 %), getrocknete Hülsenfrüchte (3,6 %), Kupfer (2,2 %), Fisch (2,2 %) (OEC 2019)
- Wichtige Importgüter Raffiniertes Erdöl (14,2 %), Fahrzeuge und Zubehör (7,1 %), Palmöl (2,7 %), Medikamente (2,4 %), Weizen (1,6 %), Gummischuhe (1,5 %) (OEC 2019)

Wichtige Handelspartner
- Export Indien (19,7 %), VAE (13,4 %), China (8,2 %), Schweiz (6,6 %), Ruanda (5,8 %), Kenia (5,4 %), Vietnam (5,2 %), Sambia (4,5 %), Belgien (4,1 %), USA (3 %), Deutschland (2 %), Japan (2 %) (OEC 2019)
- Import China (34 %), Indien (15,1 %), VAE (12,3 %), Südafrika (4,2 %), Kenia (2,9 %), Japan (2,7 %), Indonesien (2,3 %), Malaysia (2 %), Türkei (2 %), Deutschland (1,7 %), Saudi-Arabien (1,5 %) (OEC 2019)

Infrastruktur
- Eisenbahn 4.567 km
- Straßen 87.581 km (davon 10.025 km befestigt)
- Flugplätze 166 (davon 10 befestigt)
- Häfen Bukoba, Daressalam, Kigoma, Kilwa Masoko, Lindi, Mtwara, Mwanza, Tanga, Wete, Sansibar

 

Weitere wirtschaftliche Indikatoren siehe Ländervergleich Wirtschaft
Soziale Indikatoren siehe Ländervergleich Soziales

Chronologie

Frühzeit
vor ca. 1,8 Mio. Jahren Aus dieser Zeit hat man in der Olduvai-Schlucht Frühformen des Menschen gefunden. Diese frühen Menschen werden Homo habilis und Zinjanthropos genannt.
ca. 10.000 - 50.000 v. Chr. Aus dieser Zeit datiert der so genannte Eyasi-Schädel von einer weiteren menschlichen Frühform, der bei Isimila gefunden wurde.
10.000 v. Chr. Höhlenmalereien in Zentraltansania bei Kondoa Irangi belegen die Besiedlung des heutigen Territoriums von Tansania durch den heutigen Menschen.
ab 1.000 v. Chr. Negroide und kaukasische Ackerbauern wandern ein. Sie führen den Bananen- und Knollenfruchtanbau ein.

Große gesellschaftliche Umwälzungen
bis 1.000 n. Chr. Bantustämme wandern ein. Die Bauern vom Westen bringen Hirsesaaten und Viehzucht mit. Die vom Norden einwandernden Stämme sind überwiegend Viehzüchter. An den Küsten gründen Araber Städte. Ein blühender Handel beginnt.
1200 bis 1425. Entlang der Küste und auf den Inseln entwickelt sich eine hochstehende arabische Kultur. Kilwa erfährt im 14. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Macht.
ab 1400 Westlich des Viktoriasees lassen sich Hima-Völker nieder.

Ankunft der Europäer
1498 Der Portugiese Vasco Da Gama landet in Kilwa. Die Portugiesen weiten von da an ihren Einfluss im östlichen Afrika aus.
1698 Die Omani-Araber erobern das portugiesische Jesus-Fort in Mombasa und stellen den arabischen Einfluss wieder her.
1800 bis 1850 Die Omani-Araber errichten auf Sansibar ein mächtiges Reich. 1818 wird dort die Gewürznelke eingeführt.
1840 Der Sultan von Oman verlegt seine Residenz nach Sansibar. Der Elfenbein- und Sklavenhandel mit dem Festland wird ausgeweitet.
1846 Die deutschen Missionare Johann Krapf und Johannes Rebmann versuchen ohne Erfolg, die Wanika an der Küste zu christianisieren.
1858 Die Briten Richard Burton und John Hanning Speke erreichen den Lake Tanganyika. Speke erreicht wenig später den Lake Nyanza, den er nach der Britischen Königin Victoria benennt.
1868 Eröffnung der ersten katholischen Missionsstation auf dem ostafrikanischen Festland bei Bagamoyo; es wird eine Station für freigekaufte Sklaven eingerichtet.
1869 David Livingstone erreicht den Nyassasee.
1873 Tod Livingstones.

Die deutsche Kolonialzeit
1884 Der deutsche Kolonialist Karl Peters von der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft schließt "Schutzverträge" mit heimischen Herrschern entlang der Küste ab.
1885 Bismarck erklärt diese Besitzungen zu deutschen Protektoraten. Die Deutsche Ostafrikanische Gesellschaft erhält einen Schutzbrief Kaiser Wilhelms II. für diese Erwerbungen.
1886 Deutschland und England einigen sich auf eine gemeinsame Grenze zwischen dem Indischen Ozean und dem Victoriasee.
1888 Die Deutsche Ostafrikanische Gesellschaft erwirbt vom Sultanat Sansibar den Küstenstreifen Sansibars.
1890 Der Helgoland-Sansibar-Vertrag steckt die Einflusssphären zwischen Deutschland und Großbritannien ab. Tanganyika, Ruanda und Burundi werden zur Kolonie Deutsch-Ostafrika. Sansibar wird Britisches Protektorat mit einem Sultan als formellem Staatsoberhaupt.
1891 Der afrikanische Widerstand wird niedergeschlagen, und das gesamte Gebiet des heutigen Tansanias (einschließlich des heutigen Ruanda und Burundi) wird vom Deutschen Kaiserreich als Kolonie unter der Bezeichnung Deutsch-Ostafrika übernommen.
1902 Der Zwangsanbau von Baumwolle in den südlichen Regionen wird verkündet; die Usambara-Eisenbahn eröffnet die Strecke Tanga-Korogwe.
1905 Die Zentraleisenbahn von Daressalam nach Tbora am Taganyikasee wird begonnen. Sie erreicht den See 1914.
bis 1907 Weitere Aufstände (Hehe-Kriege, Maji-Maji-Aufstand) werden erst 1907 durch brutale Gewalt gebrochen. 250.000 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein.
1911 Die Eisenbahnlinie Tanga-Moslu wird fertiggestellt.
1914 bis 1918 Am 5. August 1914 wird der Kriegszustand in Ostafrika erklärt; die große britische Offensive beginnt im März 1916 unter dem südafrikanischen General Smuts. Die deutschen Truppen unter General Von Lettow Vorbeck ziehen sich in den Süden zurück und setzen bei ihrer Guerillataktik vor allem afrikanische Truppen ein. Im November 1918 kapitulieren die deutschen Truppen.

Die britische Zeit
1919 Alle deutschen Schutzgebiete fallen durch den Versailler Vertrag an den Völkerbund.
1922 Tansania wird als Mandatsgebiet des Völkerbundes an Großbritannien übertragen. Im gleichen Jahr wird die Sklaverei aufgehoben.
1925 Mit der "indirekten Herrschaft" stützt sich die britische Verwaltung auf vorhandene Strukturen (z.B. die Chiefs) und gibt den Afrikanern die Möglichkeit, in begrenztem Umfang auf unterster politischer Ebene tätig zu werden. Es bildet sich eine Opposition aus Bauerngenossenschaften gegen die Kolonialherrschaft, die sich später zu politischen Organisationen weiterentwickelt.
1928 Die Tanganyika African Association (TAA) wird gegründet.
1945 Die beiden ersten Afrikaner kommen in den Legislativrat.
1946 Das Mandatsgebiet wird Treuhandgebiet der Vereinten Nationen. Regional- und Zentralregierung werden gekoppelt.

Streben nach Unabhängigkeit
1952 Die Sitze im Legislativrat werden nach Rassen paritätisch vergeben (multi-racial policy).
1953 Julius Nyerere wir zum Präsidenten der Tanganyika African Association (TAA) gewählt.
1954 Daraus entsteht die Tanganyika African National Union (TANU) unter Führung von Julius K. Nyerere. Uhuru na umoja wird ihr Slogan: Friede und Einigkeit. Die TANU wird noch im gleichen Jahr von einer UN-Kommission als Nationale Bewegung anerkannt.
1958 Die TANU erzielt große Erfolge bei den ersten multirassischen Wahlen zum gesetzgebenden Rat und erhält fünf Ministerposten.
1960 Die TANU-Kandidaten besetzen nach Wahlen 26 von 27 Sitzen im gesetzgebenden Rat.

Der Weg zur Union
9. Dez. 1961 Tanganyika erhält die formelle Unabhängigkeit von der britischen Krone.
1962 Tanganyika erklärt sich zur Republik im britischen Commonwealth mit Julius Nyerere als Staatspräsidenten.
1963 Am 10. Dezember werden die Inseln Sansibar und Pemba unabhängig. Nach der Absetzung des Sultans durch eine blutige Revolution werden beide im darauf folgenden Januar zu Volksrepubliken ausgerufen.
1964 Am 26. April vereinbaren das Festland und Sansibar eine Union, die sich ab Oktober Vereinigte Republik Tansania nennt. Sansibar behält weitgehende Autonomie.

Tansania unter Nyerere
1965 Eine Interimsverfassung wird verabschiedet, die den Einparteienstaat begründet. Im September werden erste Präsidentschafts- und Parlamentswahlen nach der neuen Verfassung durchgeführt.
1967 Die Grundsatzerklärung von Arusha (Arusha Declaration) wird verfasst, die den Aufbau eines eigenständigen sozialistischen Tansania ankündigt. Die westlichen Hauptgeberländer wenden sich von Tansania wegen dessen sozialistischer Ausrichtung ab und Nyerere wendet sich dem Osten zu.
1967 Der Außenhandel wird zum Staatsmonopol, die Banken und wichtigsten Industrien werden verstaatlicht.
1967 Die East African Community (EAC) wird zwischen Kenia, Uganda und Tansania gegründet.
1968 Die Schulen werden verstaatlicht. Die Regierung initiiert den Aufbau von Ujamaa-Dörfern (Gemeinschaftsdörfern), um auf dem Land eine Infrastruktur aufbauen zu können.
1971 Mietshäuser, private Landwirtschaftsbetriebe und Krankenhäuser werden enteignet.
1972 Beginn einer Dezentralisierungspolitik, die den Regionen mehr Entscheidungsfreiheit gibt.
1974 Tansania wird durch die Ölkrise und Missernten in eine schwere wirtschaftliche Krise gestürzt.
1974 Dodoma wird als neue Hauptstadt ausersehen.
1975 Die 1870 km lange Great Uhuru Railway (TANZAM) von Daressalam nach Kapiri Mposhi in Sambia wird fertiggestellt. Sie wurde mit chinesischer Hilfe gebaut.
1976 Private Läden werden abgeschafft und in Kooperativläden umgewandelt.
1977

Die TANU und die Afro Shirazi Party Sansibars (ASP) vereinigen sich zur Chama Cha Mapinduzi (CCM), der Partei der Revolution.

Verabschiedung einer neuen Unionsverfassung, mit der die Partei auch verfassungsmäßig der Regierung und dem Parlament übergeordnet wird.

EAC bicht auseinander. Wesentliche Gründe waren die Machtübernahme Idi Amins in Uganda und die unterschiedlichen wirtschaftlichen Strukturen der Mitgliedsländer.

1978 Idi Amins Truppen fallen im Oktober in den Norden Tansanias ein und besetzen Gebiete östlich des Kagera Rivers. Nur unter großen Opfern kann die tansanische Volksmiliz die Eindringlinge vertreiben.
1978 Die allgemeinen Schulpflicht wird eingeführt.
1979 Tansania unterstützt die Uganda National Liberation Front beim Sturz Idi Amins.
1980 Nyerere wird für weitere fünf Jahre zum Präsidenten gewählt. Sansibar gibt sich eine eigene Verfassung und wählt ein eigenes Repräsentantenhaus.
1981 Tansania zieht seine Truppen aus Uganda zurück.
1985 Julius Nyerere gibt nach 24 Jahren das Präsidentenamt an Ali Hassan Mwinyi ab, der im Oktober mit 92% der Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt wird. Nyerere bleibt Vorsitzender der CCM. Mwinyi lässt die Privatwirtschaft in Tansania wieder zu.

Tansania nach Nyerere
1986 Strukturanpassungsmaßnahmen werden entsprechend der Pläne von IWF und Weltbank eingeleitet.
1990 Nyerere tritt im August als Parteipräsident zurück. Bei den Parlaments- und Präsidentenwahlen im Oktober wird Ali Hassan Mwinyi mit 95,5% der Stimmen im Amt bestätigt.
1992 Das Mehrparteiensystems wird durch Beschluss der Nationalkonferenz der CCM Anfang Juli eingeführt.
1993 Erste freie Kommunalwahl werden abgehalten. Die Presidential Parastatal Sector Reform Commission wird mit dem Ziel eingestzt, die 395 Staatsbetriebe zu privatisieren.
1994

Nach dem Genozid in Ruanda nimmt Tansania 550.000 Flüchtlinge auf. Der Flüchtlingsstrom und die seit Jahren anhaltende Trockenheit veranlassen die Regierung, internationale Hilfe anzufordern.

Im Dezember fordern die Geberländer den Rückstritt des unter Verdacht von Steuerbetrug stehenden Finanzministers. Präsident Mwinyi löst die Regierung auf.

1995 Im Oktober finden erste Mehrparteienwhlen statt, aus denen die CCM wegen der Uneinigkeit der Oppositionsparteien als Sieger hervorgeht. Präsident wird Benjamin Mkapa. Auf Sansibar siegt der CCM-Kandidat Salmin Amour nur knapp vor dem Herausforderer von der Civic United Front (CUF), was dort anhaltende Unruhen auslöst.
1996 Im März unterzeichnen die Präsidenten von Tansania, Kenia und Uganda in Arusha eine Vereinbarung, wonach die vor 19 Jahren auseinandergebrochene Ostafrikanische Gemeinschaft wiederbelebt werden soll.
1997 Wegen der anhaltenden Dürre erklärt Präsident Mkapa im Oktober für weite Teile des Landes den Hungernotstand.
1998 Am 12. August wird auf die amerikanische Botschaft in Darssalam ein Bombenanschlag verübt..
Umbildung des Kabinetts und Schaffung eines neuen Ministeriums für regionale Verwaltung und lokale Verwaltungen. Die Opposition fordert im August eine Reform der Verfassung von 1992.
1999

Im Mai vereinbaren Vertreter von Tansania, Kenia und Uganda, den Startschuss für einen gemeinsamen Markt um ein Jahr zu verschieben.

Im Juli unterzeichen Regierung und Opposition ein Abkommen zur Beendigung der vierjährigen politischen Blockade. Die CUF hatte die Arbeit des Parlaments seit den umstrittenen Wahlen von 1995 blockiert.

Am 14. Oktober stirbt Julius Nyerere im Alter von 77 Jahren in einem Londoner Krankenhaus an Leukämie.

2000 Die CCM gewinnt bei den Wahlen im Oktober die absolute Mehrheit und Mkapa wird als Präsident klar bestätigt; auf Sansibar kommt es bei den Novemberwahlen zu Wahlmanipulationen. Präsident wird dort das CCM-Mitglied Amani Karume. Der Commonwealth fordert Neuwahlen für Sansibar.
2001

Mindestens 30 Menschen werden im Januar bei Demonstrationen der CUF auf Sansibar und Pemba getötet. 2370 Menschen fliehen nach Kenia, darunter auch 14 Parlamentarier aus Sansibar. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International beklagen die zunehmenden Menschenrechtsverletzungen. Die Gefängnisse Tansanias sind überfüllt.

Im Oktober unterzeichnen die regierende CCM und die CUF ein Friedensabkommen auf Sansibar.
Tansania werden im November mehr als die Hälfte der Auslandsschulden erlassen.

2002

Die Grundschulbildung wird wieder kostenlos. Viele Schulen sind dem wachsenden Andrang von Schülern nicht gewachsen.

Im März suspendiert Großbritannien wegen der umstrittenen Entscheidung der Regierung, ein teures militärisches Radarsystem zu kaufen, seine Entwicklungshilfe an Tansania.
Im Juli erlassen die USA Tansania die restlichen 21 Mio. US-Dollar Schulden.

2003 Seit 1994 waren ca. eine Million Flüchtlinge aus den Krisengebieten in den Nachbarstaaten nach Tansania geflohen. Im September sind auch die letzten ruandischen Flüchtlinge wieder nach Hause geschickt worden.
2004 Tansania hat das erste Forschungsinstitut in Afrika errichtet, das die klimatischen Auswirkungen der Waldzerstörung, von vulkanischen Aktivitäten und der Austrocknung von Seen studieren wird. Das Institut wurde in Zusammenarbeit mit Frankreich aufgebaut. 
2005

Ein Wahljahr steht an. Für den 30. Oktober sind Präsidentschafts- und Parlamentswahlen für Sansibar wie für die Republik angesetzt. Die Gesamtwahlen werden auf den 14. Dezember verlegt, da ein Oppositionskandidat für das Präsidentenamt verstarb.

Die Wahlen auf Sansibar finden termingerecht statt. Wählerregistrierung und Wahlkampf sind von gewalttätigen Auseinandersetzungen begleitet. Die Wahlen selbst verlaufen weitgehend friedlich. Der amtierende Präsident Amani Karume kann sich erwartungsgemäß mit absoluter Mehrheit durchsetzen. Im Januar hatte er zum 41. Jahrestag der Umwandlung Sansibars in eine Volksrepublik die neue Flagge der Insel gehisst, dabei aber betont, die Flagge sei ein Zeichen einer eigenen Identität, aber kein Schritt zur Unabhängigkeit der Insel. Sansibar hat bereits ein eigenes Parlament, eine Nationalhymne und eine eigenständige Gerichtsbarkeit.

Die Wahlen für den Präsidenten und das Parlament der Republik gewinnt Jakaya Kikwete mit seiner CCM, die schon bisher die Regierung stellte. Kikwete erhält 80 Prozent der Stimmen und löst Benjamin Mkapa ab, der laut Verfassung nicht mehr für eine dritte Amtsperiode kandidieren konnte. Kikwete war unter Mkapa Außenminister.

Die Wahl auf dem Festland verläuft friedlich, auf Sansibar gibt es an mehreren Orten Unruhen. 72 Prozent der Wahlberechtigten beteiligen sich an den Wahlen. Das Wahlbeobachterteam der East African Community (EAC) nennt die Wahl frei, fair, transparent und den Willen des Volkes widerspiegelnd. Ähnlich formulieren es die Wahlbeobachter der South African Development Community (SADC) sowie die Afrikanische Union (AU). Einzelne Abgeordnete klagen auf Wahlbetrug. Das Oberste Gericht weist die Klagen zurück.

Nach einem Bericht der tansanischen Aids-Kommission (TACAID) ist die Infektionsrate in den letzten zwei Jahren von 10 auf 7 Prozent gesunken. Über zwei Millionen Menschen in einer Bevölkerung von 34 Millionen sind betroffen.

Die Regierung macht die Privatisierung der Wasserversorgung in Daressalam rückgängig und kündigt den Vertrag mit den privaten Wasserunternehmen Biwater/HP Gauff. Sie wirft dem britisch-deutschen Unternehmen vor, weniger als 50 Prozent der im Vertrag vorgesehenen Investitionen geleistet zu haben; Investitionen vor allem in ein Wasserprogramme für die Armen seien nicht ausreichend erfolgt Das Unternehmen verklagt die Regierung auf Schadensersatz. 

2007

Statistiken zeigen, das die Sterblichkeitsrate von Frauen bei der Geburt gestiegen ist. Auf 100.000 Neugeborene kamen im Jahr 2005 knapp 600 Todesfälle. Gründe für die hohe Müttersterblichkeit sind die mangelnde Ausstattung der Krankenhäuser, das Fehlen von Ärzten und Hebammen.

Die Zahl der Malaria-Todesfälle bei Kindern ist auf der Insel Sansibar um drei Viertel gesunken. Grund ist die flächendeckende Behandlung mit einem neuen Medikament. Seit Anfang 2003 haben Malaria-Patienten freien Zugang zu der neuen von der WHO empfohlenen Kombinationstherapie aus dem pflanzlichen Wirkstoff Artemisinin mit anderen Wirkstoffen. Dadurch hat sich in nur drei Jahren die gesamte Kindersterblichkeit bei den unter Fünfjährigen auf Sansibar halbiert. 

2008

Das Jahr wird beherrscht von Korruptionsskandalen. Im Januar wird der Direktor der Zentralbank, Daudi Ballali, seines Postens enthoben. Eine Rechnungsprüfung ergab, dass er 120 Mio. US-Dollar für die Bank an nicht existierende Firmen ausgezahlt hatte.

Im Februar muss Premierminister Edward Lowassa zurücktreten. Ein Parlamentsausschuss beschuldigt ihn einer Falschaussage über einen Regierungsvertrag mit der US-amerikanischen Firma Richmond über Notstromaggregate, die nicht geliefert worden waren. Auch zwei weitere Minister und andere hohe Regierungsbeamte werden beschuldigt.

Im April muss der Minister für Infrastruktur, Andrew Chenge, wegen Korruptionsverdacht zurücktreten. Er soll vom britischen Unternehmen BAE System eine Mio. US-Dollar für den Kauf eines überteuerten Flugkontrollsystems auf ein Offshore-Konto erhalten haben.

Um die Korruption unter Kontrolle zu bringen, sollen nun alle Banken, die externe Zahlungsrückstände gehandhabt haben, untersucht werden. Tansania will so den Vorschriften des Internationalen Währungsfonds nachkommen.

Im März werden der tansanischen Wasserbehörde DAWASA von einem internationalen Schiedsgericht beinahe acht Millionen US-Dollar zugesprochen. Das Gericht verwirft die Klage der britischen Firma Biwater. Die Wasserwerke von Daressalam waren 2003 privatisiert worden. Der auf zehn Jahre festgelegte Vertrag wurde bereits 2005 wieder gekündigt, da sich die Leistungen seit der Privatisierung nicht verbessert, sondern verschlechtert hatten. 

2009

In Daressalam öffnet die Tanzania Women's Bank ihr erstes Büro. Sie bietet finanziellen Dienstleistungen an, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. Um ein Konto zu eröffnen, bedarf es lediglich eines Personalausweises. Später will die Bank ihre Aktivitäten auch in ländliche Gebiete ausweiten.

Albinos werden in Tansania wie auf dem gesamten Kontinent stigmatisiert. Oft werden sie nach der Geburt getötet, können häufig wegen schlechtem Augenlicht keine Schulbildung absolvieren, werden meist gemieden und finden kaum eine Arbeit. Sie leiden überdurchschnittlich an Hautkrebs. In den letzten Jahren werden sie von Banden ermordet. Ihre wertvollen Körperteile, blaue Augen, helle Haut und weißes Haar sind für Zauberrituale begehrt. In Tansania allein wurden im letzten Jahr mindestens 40 Albinos getötet. Die Regierung hat die Bevölkerung aufgerufen, die Albino-Mörder zu denunzieren. Mit Erfolg. Die Morde sind zurückgegangen. Trotzdem leben immer noch Tausende Albinos, besonders im Nordwesten des Landes, in ständiger Angst.

Die US-Universität vom Ohio State hat die Auswirkungen des Klimawandels auf den Kilimandscharo untersucht. Danach ist der Gletscher des Berges in den letzten hundert Jahren um 85 Prozent geschmolzen. Dichte und Größe der Eismasse nehmen kontinuierlich ab, und die typische Gletscherkrone des höchsten Berges Afrikas könnte bald verschwunden sein. Seit 2000 beschleunigt sich die Eisschmelze, allein in den letzten sieben Jahren schmolz ein Viertel des noch vorhandenen Gletschers ab. 

2010

Der Viktoria-See, der weltweit tiefste und zweitälteste See, wird drastisch wärmer und hat bereits 26° C erreicht, was den Fischfang erheblich beeinträchtigt. Dabei sind die angrenzenden Länder Tansania, Burundi, Sambia und DR Kongo für die Ernährung ihrer Bevölkerung auf die Fische vom See (etwa 200.000 Tonnen im Jahr) angewiesen.

Vor 60 Jahren wurde der Serengeti-Nationalpark gegründet. Dafür wurden die Massai mit ihren Herden ausgesiedelt. Nun macht man ihnen das zugewiesene Gebiet erneut streitig, weil die Regierung das Land als Revier für Großwildjäger an die Vereinigten Arabischen Emirate verpachtet hat, die mit eigenem Flughafen und Handynetz das Gebiet kontrollieren. Während der Dürrekatastrophe im letzten Jahr wurden die Viehzüchter zu Tausenden vertrieben und von Wasser und Nahrung abgeschnitten. Zurzeit befasst sich eine Untersuchungskommission mit ihrer Klage.

Bei den diesjährigen Wahlen ist die Regierungspartei CCM erstmals nicht so siegessicher wie bei den Wahlen zuvor. Trotzdem gewinnt sie immer noch deutlich mit 61 Prozent. In einigen Landesteilen, besonders Daressalam, Mwanza und auf Sansibar, protestieren die Oppositionsparteien gegen die schleppende Veröffentlichung der Wahlergebnisse. Die Polizei muss einschreiten. Anders als die Nachbarländer gilt Tansania als politisch stabil und verzeichnet kontinuierlich hohe Wachstumsraten.  

2011

Tansania hat mit Hilfe von Unicef das Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen systematisch untersucht. Nach dem Unicef-Bericht haben 29 Prozent der Mädchen und 17 Prozent der Jungen unter 18 Jahren die Erfahrung von Missbrauch gemacht. Bildungsminister Shukuru Kawambwa will Maßnahmen vorschlagen, um Kinder besser zu schützen. Tansania ist das erste Land, das eine solcher Studie in Auftrag gegeben hat. Weitere Untersuchungen sollen in Kenia, Ruanda, Malawi, Simbabwe und Südafrika folgen.

Die „Ingenieure ohne Grenzen“ haben eine kleine, kostengünstige, leicht zu handhabende Biogasanlage für das ländliche Afrika entwickelt. Weil sie kein Metall enthält, ist sie nicht anfällig für Korrosion und Diebstahl. Mit 50 kg Biomasse, meist Bananenblätter und andere pflanzliche Reste, produziert der Prototyp zwei Kubikmeter Biogas pro Tag. Es wird erwartet, dass die Tansanier, die schon Erfahrung mit erneuerbarer Energie haben, sich schnell für diese Biogasanlagen begeistern werden.

Die Regierung will 500 qkm – das entspricht einem Prozent - vom Selous-Nationalpark ausgliedern, um dort Uran abzubauen. Der Park gehört zum Weltnaturerbe. Deshalb will das Welterbe-Komitee erst Umweltuntersuchungen anstellen, um die Belastbarkeit zu prüfen. Vom Uranverkauf werden jährlich 200 Mio. US-Dollar Einkommen erwartet. Von den Einnahmen sowie aus den anfallenden jährlichen Steuern sollen Teile in den Erhalt des Parks fließen. Für 1.600 Tansanier könnten Arbeitsplätze entstehen. 

2012

Die Regierung will neue Regeln für Investitionen in die Landwirtschaft ausarbeiten. Ziel ist es, die Landrechte der lokalen Bevölkerung und die Bedingungen für Kontraktfarmer auf rechtliche Grundlagen zu stellen.. Sie reagiert damit auf die zahlreichen Klagen der ländlichen Bevölkerung über eine skrupellose Ausbeutung durch Investoren, die sich oft nicht an Vereinbarungen halten.

Die norwegische Firma Statoil und ihr Partner Exxon Mobil haben ein „qualitativ gutes“ Erdgasfeld vor der Südküste Tansanias entdeckt. Es wird vermutet, dass sich noch weitere Vorkommen bis Mosambik erstrecken. 

2013

Auf der fünfzehn Kilometer vor dem Festland liegenden Insel Songo Songo werden reiche Gasvorkommen entdeckt. In der Hafenstadt Mtwara kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten, die gegen den Bau einer Gasleitung zwischen Mtwara und Daressalam protestieren. Die Bevölkerung befürchtet, dass sie von den Gasvorkommen und anderen Bodenschätzen in der Region nicht profitieren wird.

Die Regierung will rund 30.000 Massai von ihrer Heimat und ihren Weidegründen vertreiben. Das Gebiet im Loliondo-Bezirk wurde an die Arabischen Emirate verpachtet. Wohlhabende Touristen sollen in dem an die Serengeti angrenzenden Reservat Großwild jagen dürfen. Die Regierung begründet den Schritt als Schutzmaßnahme für das Safari-Paradies. Die Massai zerstörten das Naturerbe durch Überweidung. Zwölf Menschenrechtsorganisationen unterstützen den Protest der Massai. Der stärkste und lauteste Widerstand kommt von den Frauen, die bei Umsiedlungen um die Bildungschancen ihrer Kinder fürchten.

Im Juni legt die Constitution Review Commission (CRC) einen ersten Entwurf für eine neue Verfassung vor. 2011 wurde die Kommission mit der Formulierung beauftragt. Vorschläge wurden zum Jahreswechsel auf landesweiten Versammlungen eingeholt. Der Entwurf wird nun den gewählten Verfassungsräten auf Dorf-, Distrikt- und Regionsebene vorgelegt. Sie sollen ihn diskutieren und Verbesserungsvorschläge einbringen. Auf diesen Vorlagen formuliert die CRC einen zweiten Entwurf, der in einem landesweiten Referendum zur Abstimmung gestellt werden soll. Eine Verfassungsversammlung verabschiedet dann die endgültige Version.

Bei den Versammlungen standen die Themen Landbesitz, Bildung und Gesundheit im Vordergrund. Auch eine Veränderung der Struktur der Union wurde vorgeschlagen. Es soll drei Regierungen und Parlamente geben: zwei Regionale Organe (Sansibar – wie bisher – und zusätzlich das Festland Tanganyika mit eigenem Präsidenten und Parlament); die Union mit Präsident und Parlament soll nur noch übergeordnete Themen behandeln. Die Zuständigkeiten und Befugnisse sollen von derzeit zweiundzwanzig auf sieben reduziert werden.

Nicht zu Unrecht begrüßen internationale Hilfsorganisationen und Geber die gute Regierungsführung und transparente Politik des Landes, die sich in den letzten Jahren verbessert haben. Das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten moniert dagegen eine zunehmende Repression gegen Medien, Herausgeber und Journalisten. Die Gesetzgebung stammt aus dem Jahre 1972 und wird seit Jahresbeginn restriktiver angewandt. Angriffe gegen die unabhängige Presse häufen sich, Zeitungen werden wegen missliebiger Berichterstattung (Streiks, Folterpraktiken bei Geheimdiensten) verboten, Journalisten werden zusammengeschlagen, ein Journalist wurde getötet, an der Aufklärung zeigt der Staat kein Interesse. Die Regierung hat zwar seit geraumer Zeit eine Überarbeitung der Mediengesetze angekündigt, aber es geschieht nichts. Das Komitee zum Schutz von Journalisten fordert Regierung und Medien auf, gemeinsam ein neues Mediengesetz zu erarbeiten.

2014 Mit dem 1. Juli hat das neue Haushaltsjahr 2014 begonnen. Die wichtigsten Einnahmequellen sind mit 12,1 Bill. T-Shilling Steuern und Abgaben, 2,9. Bill T-Shilling ausländische Hilfe und 4,2 Bill. Kredite. Zukünftig will die Finanzministerin die Staatsausgaben und die Verschwendung öffentlicher Mittel besser kontrollieren. Die Steuerbefreiungen sollen reduziert und veröffentlicht werden. Außerdem soll der Staatshaushalt in Zukunft weniger von ausländischen Gebern abhängig sein.

Auch in diesem Jahr bezeichnet das Land ein enormes Wirtschaftswachstum. Das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Kopf stieg von 1 Mio. T-Shilling auf 1,2 Mio. (umgerechnet 542 Euro). Dieser Fortschritt schlägt sich jedoch nicht in der Armutsbekämpfung nieder.

Anfang Oktober präsentierte die Verfassungsgebende Versammlung (CA) Details des neuen Verfassungsentwurfes. Dieser beinhaltet die Erweiterung und den Schutz staatsbürgerlicher Rechte sowie Rechenschaftspflicht der Regierenden inklusive des Präsidenten. Außerdem werden Männer und Frauen rechtlich gleichgestellt, Kinderehen verboten und das Heiratsalter von Mädchen auf 18 Jahre angehoben. Durch ein Quotensystem soll die politische Partizipation von Frauen verbessert werden und auch Jugendliche sollen mehr politische Mitsprache erhalten. Am 30. April 2015 sollen alle Stimmberechtigten über den Verfassungsentwurf entscheiden.

2015

Am 12. Mai geben 20 Nichtregierungsorganisationen eine gemeinsame Erklärung zu Berichten über Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Loliondo heraus, darunter außergerichtliche Inhaftierungen und Einschüchterungen. Doch die zivilgesellschaftlichen Bemühungen, sich für Landrechte in Loliondo einzusetzen, werden von der Polizei durch Festnahmen und Schikanen verhindert. Auf lokaler Ebene und in Gebieten, in denen Landkonflikte zur Tagesordnung gehören, werden immer wieder Personen in Untersuchungshaft genommen.

Vor den Wahlen im Herbst und während der parteipolitischen Konflikte über die neue Verfassung hat die Regierung die Medienfreiheit beschränkt. Seit längerem klagen Journalisten über Repression. Das Referendum über die neue Verfassung Ende April ist wegen verzögerter Wählerregistrierung verschoben worden.

Der jetzige Präsident Jakaya Kikwete darf nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal an den Wahlen teilnehmen.

Bei den Wahlen am 25. Oktober nahmen fast alle 23 Mio. Wahlberechtigten teil. Gewählt wird der Staatspräsident, das nationale Parlament und lokale Stadt- und Gemeinderäte. John Magufuli aus der Regierungspartei Chama cha Mapinduzi (CCM, „Partei der Revolution") ist mit 58 Prozent der Stimmen neuer Präsident. Magufulis stärkster Konkurrent Edward Lowassa von der Oppositionspartei Chadema kommt auf knapp 40 Prozent. Damit sind die Wahlen so umkämpft wie nie. Die CCM erhält zudem eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Dafür wird die Regierungspartei vor allem in den Großstädten auf lokaler Ebene aus den Stadt- und Gemeinderäten gewählt und muss der Chadema Platz machen.

Als auch in dem semi-autonomen Teilstaat Sansibar absehbar wird, dass die Regierungspartei CCM eine Niederlage verzeichnen würde, ruft sich der oppositionelle Präsidentschaftskandidat der CUF (Civic United Front), Seif Sharif Hamad, selbst zum Sieger aus. Daraufhin lässt die sansibarische Wahlkommission das gesamte Wahlergebnis für nichtig erklären.

2016 Das Parlament debattiert Anfang Februar über Konsequenzen aus den deutschen Kolonialverbrechen. Es schließt sich darin den Forderungen von Opferverbänden nach Entschuldigung und Entschädigung an. Parallel zum Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia von 1904 bis 1908 beging das deutsche Kaiserreich auch im heutigen Tansania schwerste Kriegsverbrechen. Während des Maji-Maji-Aufstands von 1905 bis 1908 kamen zwischen 100.000 und 300.000 Menschen durch die „Verbrannte Erde"-Strategie der Kolonialmacht ums Leben, die dem Aufstand die Lebensgrundlagen entzog und dabei zynisch den Hungertod eines großen Teils der Bevölkerung in Kauf nahm.

Am 20. März wird die Wahl auf Sansibar wiederholt. Die Oppositionspartei CUF boykottiert die Wahlwiederholung, sodass die Regierungspartei CCM mit 91,4 Prozent als Sieger der Nachwahl hervorgeht. Zum Präsidenten wird ihr Kandidat Ali Mohamed Shein gewählt. 68 Prozent der Wahlberechtigten haben erneut am Urnengang teilgenommen.

2017 Das Parlament debattiert Anfang Februar über Konsequenzen aus den deutschen Kolonialverbrechen. Es schließt sich darin den Forderungen von Opferverbänden nach Entschuldigung und Entschädigung an. Parallel zum Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia von 1904 bis 1908 beging das deutsche Kaiserreich auch im heutigen Tansania schwerste Kriegsverbrechen. Während des Maji-Maji-Aufstands von 1905 bis 1908 kamen zwischen 100.000 und 300.000 Menschen durch die „Verbrannte Erde"-Strategie der Kolonialmacht ums Leben, die dem Aufstand die Lebensgrundlagen entzog und dabei zynisch den Hungertod eines großen Teils der Bevölkerung in Kauf nahm.

Am 20. März wird die Wahl auf Sansibar wiederholt. Die Oppositionspartei CUF boykottiert die Wahlwiederholung, sodass die Regierungspartei CCM mit 91,4 Prozent als Sieger der Nachwahl hervorgeht. Zum Präsidenten wird ihr Kandidat Ali Mohamed Shein gewählt. 68 Prozent der Wahlberechtigten haben erneut am Urnengang teilgenommen.

2018 Präsident Magufuli fordert härtere Haftbedingungen für Strafgefangene. Wenn sie zu faul seien, sollten sie zu langen Arbeitszeiten gezwungen und andernfalls bestraft werden, sagt der Präsident anlässlich der Inauguration eines neuen Gefängnisdirektors. Die Gefangenen sollten außerdem ihr eigenes Essen auf Gefängnisfeldern anbauen.

Die Regierung hat Pläne zur Verfolgung sexueller Minderheiten bekanntgegeben. Eine Taskforce aus Mitgliedern der Polizei, der Medien und der TCRA (Tanzania Communiactions Regulatory Authority) soll gebildet werden, um Schwule, Lesben sowie bi-, trans- und intersexuelle Personen zu verfolgen und zu verhaften. Die Öffentlichkeit wird aufgerufen, LGBTI-Menschen zu denunzieren. Die koloniale Verfassung und die Gesetze des Landes stellen einvernehmliche gleichgeschlechtliche Beziehungen unter Strafe. Im Oktober 2017 waren bereits 13 Menschenrechts- und Gesundheitsaktivisten wegen „Förderung der Homosexualität" inhaftiert worden.

2019 Oppositionspolitiker Tundu Lissu hat angekündigt, nach Tansania zurückzukehren. Vor 18 Monaten wurde der Widersacher von Präsident John Magufuli Ziel eines Attentats und ist vor der Nationalversammlung in Dodoma niedergeschossen worden. Er ließ sich in Kenia und Belgien behandeln und ist nun auf dem Weg der Besserung. Nach seiner vollständigen Genesung werde er nach Tansania zurückkehren, um bei den Wahlen im Jahr 2020 gegen Präsidenten Magufuli anzutreten. Parlamentssprecher Job Ndugai droht indes, Lissus Parlamentssitz wegen andauernder Abwesenheit für vakant zu erklären, und Präsident Magufuli bekräftigt sein dreijähriges Verbot politischer Kundgebungen im Land. Demnach wäre Lissus Wahlkampf auf seinen Wahlkreis im ländlichen Singida beschränkt, etwa 700 km von Daressalam entfernt.

Die 69-jährige Chinesin Yang Feng Glan wird wegen illegalen Elfenbein-Schmuggels in Daressalam festgenommen. Nach dem Tansanier Boniface Matthew Maliango, der 2017 zu 12 Jahren Haft verurteilt wurde, ist die Verhaftung der berüchtigten „Elfenbeinkönigin" Yang ein weiterer Schlag gegen den Elfenbeinhandel in Tansania. Die Netzwerke der beiden sollen für die Tötung von über 50.000 Elefanten verantwortlich sein. Yang drohen 15 Jahre Haft.

Die führende englischsprachige Zeitung „The Citizen" wird zeitweilig geschlossen, nachdem ein Artikel die Regierung verärgert hatte. Am 23. Februar hat die Zeitung auf der Titelseite einen Artikel über den Wertverlust des tansanischen Shillings veröffentlicht. Daraufhin wurden Website und Printausgabe der Zeitung für eine Woche gesperrt.

Seit dem 1. Juni sind in Tansania Plastiktüten verboten. Fortan dürfen keine Tüten mehr importiert, exportiert, hergestellt, verkauft oder genutzt werden. Herstellern droht bei Verstoß eine Geldstrafe von bis zu einer Milliarde tansanischer Schillinge (etwa 390.000 Euro) oder zwei Jahre Haft. Tansania folgt mit dem Plastiktütenverbot dem Beispiel von Ruanda, Kenia oder zuletzt auch Sambia, wo das Verbot seit Februar diesen Jahres gilt.

Der bekannte tansanische Blogger Maxence Melo erhält im Juli den renommierten Internationalen Preis für Pressefreiheit für seine mutige Berichterstattung über Korruption, Steuervermeidung und Menschenrechtsverletzungen. Seit der Machtübernahme durch Präsident Mafuguli 2015 werden Oppositionspolitiker, Künstler und Journalisten immer mehr schikaniert. Melo stand über 80 Mal vor Gericht, auch wegen der Weigerung, seine Quellen offenzulegen.

Die Entscheidung von Präsident John Magufuli, Korruptionsfälle nicht durch langwierige Gerichtsverfahren, sondern durch Strafzahlungen beizulegen, zeitigt erste Ergebnisse. Anstatt jahrelang auf die Verhandlung ihrer Fälle zu warten, können sich Angeklagte in Untersuchungshaft nun über einen simplen handschriftlichen Brief an den Staatsanwalt schuldig bekennen, eine Geldstrafe zahlen und dann freigelassen werden. 467 Anträge von Inhaftierten sind bereits gestellt worden. Der größte Fall betrifft die Geschäftsmänner James Rugemalira und Harbinder Singh Sethi, denen im Fall der International Power Tanzania Ltd. vorgeworfen, im Zeitraum von 2013 bis 2014 fast 190 Mio. Dollar unrechtmäßig von der Bank of Tanzania erworben zu haben.

Mit systematischen Manipulationen hat Tansanias Regierungspartei CCM die Kommunalwahlen am 24. November gewonnen. Die Nichtzulassung von Kandidaten anderer Parteien trifft besonders die ACT Wazalendo, deren Parteistatus von den Behörden in Frage gestellt wird. Die CCM kann letztlich 55 Prozent der Dörfer, 71 Prozent der Dorf-Unterbezirke (hamlets) und 34 Prozent der Straße in urbanen Wahlbezirken jeweils ohne Gegenkandidatur gewinnen.

Tansania entzieht seinen Bürgern und Nichtregierungsorganisationen das Recht, sich direkt an den Afrikanischen Gerichtshof für Menschenrechte und die Rechte der Völker (AfCHPR) zu wenden. Nach Ruanda ist das ostafrikanische Land das zweite, das der länderübergreifenden afrikanischen Judikative den Rücken kehrt. Der Schritt folgt auf ein Urteil des Gerichtshofes Ende November, nachdem die unabdingbare Todesstrafe, die in Tansania auf Kapitalverbrechen steht, gegen das Recht auf Leben verstößt und das Recht auf ein faires Verfahren verletzt.

2020 Mitte Februar 2020 kommt es zu einer erneuten Welle von Überläufern von der wichtigsten Oppositionspartei Chadema zur regierenden CCM. Unter ihnen ist auch der ehemalige Sekretär von Chadema, Vincent Mashinji, der noch Wochen zuvor ein eigenes Überlaufen als unwahrscheinlich dargestellt hatte.

Im Februar und März kommt es zur öffentlichkeitswirksamen Verhaftung und Verurteilung mehrerer Oppositionspolitiker, darunter die Parlamentarier Mashinji, Matiko, Bulaya, Mdee, Msigwa sowie Oppositionsführer Freeman Mbowe. Um auf Kaution freizukommen, fordert das Gericht pro Person 40-70 Mio. Tansania Schilling (etwa 12.000-25.000 Euro).

Am 16. März wird der erste bestätigte Covid-19-Fall bei einem aus Belgien eingereisten Mann bekannt. Premierminister Kassim Majaliwa untersagt den Flugverkehr mit dem Ausland, lässt Bildungseinrichtungen schließen und erlässt ein 30-tägiges Verbot öffentlicher Versammlungen. Präsident John Magufuli beschränkt sich auf Appelle und wehrt sich gegen pauschale Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und Ausgangssperren. Er rät, sakrale Stätten zu besuchen, um Heilung zu erreichen. Seit Mai wird Covid-19 frühzeitig für beendet erklärt, die bestätigten Fallzahlen werden bei „509" eingefroren, während im Nachbarland Kenia im Oktober bereits 40.000 Covid-19-Fälle gemeldet werden. Über Covid-19 zu berichten steht seither unter Strafe, es ist nur noch allgemein von Lungenerkrankungen die Rede.

Tansania und Uganda haben im September ein Abkommen unterzeichnet, das den Bau einer 1.445 km Rohölpipeline vom Albertsee bis nach Tanga vorsieht. Menschenrechtsgruppen warnen vor dem 3,5 Milliarden Dollar teuren Projekt. Mehr als 12.000 Familien könnten ihr Land und damit ihren Lebensunterhalt verlieren.

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Oktober gibt Tundu Lissu, der seit 2017 im belgischen Exil lebt, am 8. Juni seine Präsidentschaftskandidatur für Chadema offiziell bekannt. Es ist wohl kein Zufall, dass in der Nacht zum 9. Juni der Vorsitzende ebenjener Partei, Freeman Mbowe, von „Unbekannten" vor seinem Haus in Tansanias Hauptstadt angegriffen wird und schwerverwundet ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Während Tundu Lissu Ende Juli nach Tansania zurückkehrt, wird drei wichtigen nationalen Menschenrechtsorganisationen die Zulassung als Wahlbeobachter verweigert. Ein neues Parteiengesetz soll einen Schulterschluss der Opposition erschweren.

John Magufuli kann mit seinem umstrittenen Sieg vom 28. Oktober seine zweite Amtszeit antreten, trotz der Bedenken von Beobachtern wegen der niedrigen Wahlbeteiligung, vorgefüllter Wahlurnen und überschüssiger Stimmzettel an den Wahllokalen. Magufuli erhält bei den Präsidentschaftswahlen 84 Prozent der Stimmen, Tundu Lissu kommt auf 13 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt bei mageren 50 Prozent. Westliche Regierungen bringen ihre Unzufriedenheit über die Wahl zum Ausdruck und zeigen sich „tief beunruhigt über die Berichte von Gewalt und groben Polizeieinsätzen bei den Wahlen, einschließlich der Verhaftung oppositioneller politischer Führer", so der Afrika-Beauftragte des britischen Außenministeriums.

Proteste der Oppositionsparteien, die das Ergebnis der Wahlen vom 28. Oktober anfechten wollen, werden von der Polizei gestoppt und mehrere Oppositionelle festgenommen. Zwei Dutzend Aktivisten werden seitdem als vermisst gemeldet. Tundu Lissu lässt sich am 10. November unter dem Schutz der deutschen Botschafterin zum Flughafen Daressalam begleiten und kehrt ins europäische Exil zurück. Weitere Oppositionelle, die sich Drohungen gegen sich und ihre Familien ausgesetzt sehen, fliehen über die Grenze nach Kenia.

Im November reicht die Frauenrechtsgruppe Equality Now vor dem Afrikanischen Gerichtshof für Menschen- und Völkerrechte Klage gegen die tansanische Regierung wegen des Schulverbots für schwangere Mädchen ein. 2002 wurde ein Gesetz verabschiedet, das ein Schulverbot für schwangere Schulmädchen ermöglicht. Jedes Jahr brechen mindestens 8.000 tansanische Mädchen auf Grund von Schwangerschaft die Schule ab.

Während die Weltgesundheitsorganisation WHO sich Ende des Jahres vor einer zweiten Corona-Welle in Afrika sorgt, behauptet Präsident John Magufuli weiterhin, in Tansania gäbe es keine Covid-Probleme und er werde deshalb auch keine Impfstoffe bestellen.

2021 Das tansanische Rechtssystem wird vollständig von Englisch auf Kisuahili umgestellt. Darauf haben sich im Januar 100 Jahre nach Gründung des High Court die Exekutive und die Judikative geeinigt. 70 Prozent der Gerichtsverfahren im Lande werden in Kisuaheli geführt. Nach Aussage des Obersten Richters Prof. Juma werden nur noch juristische Materialien wie Urteile in englischer Sprache verfasst. Bei der Übersetzung der Gerichtsverfahren in verschiedene Sprachen soll eine von China eingeführte Technologie helfen.

Offiziell gibt es in Tansania keine Covid-19-Fälle mehr. Seit Mai 2020 ist die gemeldete Fallzahl von 509 Infektionen und 21 Todesfällen eingefroren. Präsident Magufuli hat das Virus mit der Aufforderung zu beten heruntergespielt und bestellt keine Impfstoffe für die Bevölkerung. Die Gesundheitsministerin fordert die Bevölkerung auf, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und traditionelle Medizin zur Bekämpfung zu benutzen.

Im März wird gemeldet, dass die elektrifizierte Normalspurbahn von Daressalam nach Morogoro, die Standard Gauge Railwy, vor der Fertigstellung steht und in den nächsten drei Monaten getestet wird. Nach dem Bau der drei fehlenden Teilstrecken von Morogoro nach Tabora (294 km), Tabora - Isaka (133 km) und Isaka - Mwanza (248 km) wäre Daressalam mit den Nachbarländern DR Kongo, Ruanda und Uganda verbunden.

Am 17. März verstirbt Tansanias Staatspräsident John Magufuli nach kurzer Krankheit im Alter von 61 Jahren. Magufuli war seit Ende Februar nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten, was Anlass zu zahlreichen Spekulationen bis hin zu einer Covid-10-Erkrankung führte. Im Februar waren bereits ein Dutzend bekannte Persönlichkeiten an dem Virus verstorben, darunter auch Seif Sharif Hamad, der charismatische Langzeit-Oppositionspolitiker aus Sansibar. Bei der Aufbahrung des populären Magufuli sind die Straßen von mehr als 100.000 Menschen eng gesäumt. Bei der Trauerfeier sterben im Gedränge um den Zugang zum Stadion in Daressalam, das mit 23.000 Plätzen schon morgens voll ist, offiziell 45 Personen. Am 26. März wird Magufuli mit einem Staatsbegräbnis in seiner Heimatstadt Chato beigesetzt.

Gemäß Verfassung tritt Magufulis bisherige Vizepräsidentin Samia Suluhu Hassan seine Nachfolge an. Sie wird am 19. März als erste weibliche Präsidentin Tansanias und Afrikas derzeit einzige weibliche Staatschefin vereidigt. Suluhu Hassan stammt aus Sansibar, sie war in mehreren Regierungen Tansanias in verschiedenen Ressorts Ministerin und seit 2015 Vizepräsidentin. Ihre Präsidentschaft soll laut Verfassung bis 2025 andauern. Neuwahlen sind nicht vorgesehen. Zu ihrem Vizepräsidenten ernennt sie den bisherigen Finanzminister Philip Mpango, der am 31. März vereidigt wird.

(Stand: Juni 2021)