Heft 1/2024, Südafrika: Kultur

Eine Hommage an den legendären südafrikanischen Fotografen Peter Magubane

Südafrika hat in den vergangenen Dekaden mindestens zwei herausragende Fotografen hervorgebracht, die die Geschichte der Apartheid in Südafrika fotografisch dokumentiert haben: Jürgen Schadeberg (gestorben 2020 in Spanien) und Peter Magubane. Beide verband eine langjährige Freundschaft und eine ganz besondere Beziehung. Magubane starb am 1. Januar im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Johannesburg.
Von Jürgen Langen

Peter Sexford Magubane, ein bekannter südafrikanischer Fotograf und Anti-Apartheid-Aktivist, wurde am 18. Januar 1932 in Vrededorp, einem Vorort von Johannesburg, geboren. Er wuchs in Sophiatown auf, einem lebendigen und ursprünglich kulturell vielfältigen Viertel, das in den 1950er-Jahren von der Apartheidregierung gewaltsam dem Boden gleichgemacht wurde. Trotz der Schwierigkeiten, mit denen er aufwuchs, entwickelte Magubane bereits früh ein großes Interesse an der Fotografie und erwarb seine erste Kamera im Alter von 17 Jahren.

1955 nahm Magubanes Leben eine entscheidende Wendung, als er bei der Zeitschrift Drum eine Arbeit als Fahrer aufnahm. Das Magazin Drum war während der Apartheid-Ära die wohl publizistisch stärkste Stimme für die afrikanische Mehrheit. Als Chauffeur und Laufbursche arbeitete er zuerst für die gesamte Redaktion, wechselte aber bald zur Fotografie und begann bei dem 1930 aus Deutschland emigrierten Fotografen Jürgen Schadeberg eine Ausbildung zum Fotojournalisten.

Magubanes fotografische Karriere blühte in den 1950er- und 1960er-Jahren auf, als er furchtlos die brutale Realität der Apartheid dokumentierte. Seine Bilder hielten den Kampf der schwarzen Südafrikaner:innen gegen Diskriminierung, Passgesetze, Zwangsumsiedlungen und Polizeibrutalität fest.

Magubanes Fotografien, die er fast immer unter großem persönlichem Risiko aufnahm, wurden zu wirkungsvollen Instrumenten für sozialen und politischen Aktivismus. Seine Arbeiten erschienen in der Zeitschrift Drum, in internationalen Publikationen wie Time Magazine und in Ausstellungen und erlangten aufgrund ihrer rohen Ehrlichkeit und emotionalen Intensität weltweite Anerkennung.

Im Jahr 1965 führte Magubanes unerschütterliches Engagement für die Dokumentation der Apartheid zu einer direkten Konfrontation mit dem Unterdrückungssystem. Als er einen Protest gegen die sogenannten Passgesetze fotografierte, wurde er von der Polizei brutal angegriffen und verhaftet. Seine Kamera wurde konfisziert, aber Magubane gelang es, den Film zu behalten, den er aus der Polizeistation schmuggelte und später entwickelte.

Die dabei entstandenen Fotos, darunter eines von Jürgen Schadeberg, das Magubane selbst blutüberströmt und geschlagen zeigt, wurden zu ikonischen Symbolen des Kampfes gegen die Apartheid. Sie wurden weltweit veröffentlicht, was die Brutalität des Regimes noch deutlicher machte und der Anti-Apartheid-Bewegung Auftrieb gab.

Während seiner gesamten Laufbahn blieb Magubane ein aktiver Anti-Apartheid-Aktivist, der mit seiner Fotografie die Ungerechtigkeiten des Systems aufzeigte. Er fotografierte auch den Übergang zur Demokratie in Südafrika nach der Freilassung von Nelson Mandela im Jahr 1990.

Magubanes Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der W. Eugene Smith Award, die Robert Capa Gold Medal und der Lifetime Achievement Award des Fotofestivals Rencontres d'Arles. Außerdem wurde ihm von zahlreichen Universitäten die Ehrendoktorwürde verliehen.

Das Verhältnis zwischen Peter Magubane und Jürgen Schadeberg war stets geprägt von gegenseitigem Respekt, Freundschaft und Zusammenarbeit. Schadeberg arbeitete ab 1950 als Art Director bei Drum. Er war der erste Fotograf, der die Lebens- und Arbeitsbedingungen der schwarzen Bevölkerung in Südafrika dokumentierte. Die beiden Fotografen arbeiteten oft zusammen und bildeten ein starkes Team. Sie teilten dieselben Werte und Ziele und waren sich der Bedeutung ihrer Arbeit bewusst. Ihre Fotos sind wichtige Zeugnisse der Geschichte Südafrikas und haben einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen die Apartheid geleistet.

Magubane und Schadeberg blieben auch nach ihrer Zeit bei Drum in Kontakt. In einem Interview mit der BBC im Jahr 2019 sagte Magubane über Schadeberg: „Er war mein Mentor und mein Freund. Er hat mir alles beigebracht, was ich über Fotografie weiß. Ich bin ihm für alles dankbar, was er für mich getan hat."

Schadeberg sagte noch im November 2018 bei einer Ausstellungseröffnung bei Leitz in Frankfurt/Main über Magubane: „Er ist ein großartiger Fotograf und ein großartiger Mensch. Er hat einen wichtigen Beitrag zur Geschichte Südafrikas geleistet."