Heft 2/2022, Südafrika

„Wir müssen gegen Fremdenfeindlichkeit vorgehen, bevor sie Leben kostet“

Die Community Organising Working Group (COWG) von Gauteng ist Teil der C-19 People's Coalition, einer von Aktivist:innen getragenen Allianz. Das zivilgesellschaftliche Bündnis bemüht sich während der Corona-Pandemie um Impfgerechtigkeit und ist an der Bereitstellung von Covid-Impfungen in Johannesburg beteiligt. Ihre Arbeit sieht sie allerdings zusehends von der fremdenfeindlichen Gewalt der Operation Dudula behindert, deren Mitglieder eigenmächtig Personen schikanieren, die sich auf Verlangen nicht ausweisen können. In einem am 1. Februar auf Maverick Citizen veröffentlichen Aufruf heißt es u. a.:

„Ungeachtet dessen, dass es eine Vielfalt von Faktoren gibt, die zum Problem der Arbeitslosigkeit beigetragen haben, gibt es eine Gruppe von Menschen, die Ausländer als Ursache für dieses Problem fokussiert. Sie sind fest entschlossen, sie zu verdrängen und durch Südafrikaner zu ersetzen, und zwar nicht nur am Arbeitsplatz (vor allem im Gaststättengewerbe und bei Lkw-Fahrern), sondern auch im Straßenverkauf und Ladenbesitz. Dies wurde als Operation Dudula (was so viel wie ‚hinausdrängen' bedeutet) bezeichnet und hat in den letzten Wochen in der Gauteng-Township Soweto und den umliegenden Gebieten an Dynamik gewonnen. ... Die Regierung verleiht diesen Argumenten, dass Ausländer:innen das Problem seien, Glaubwürdigkeit, indem sie noch stärkere Beschränkungen fordert."

Mit Hinweis auf die xenophobe Welle im Jahr 2008, der 62 Menschen zum Opfer fielen, darunter auch Südafrikaner:innen, nur weil sie eine dunklere Hautfarbe hatten, heißt es in dem Aufruf von COWG weiter:

„Diesmal sind wir besonders besorgt, und zwar aus drei Gründen:
1. Die Arbeitslosigkeit ist höher denn je, und die Menschen sind von der Regierung desillusionierter als in der Vergangenheit.
2. Der ANC könnte beschließen, sich auf die Fremdenfeindlichkeit zu konzentrieren, um von seinen internen Problemen abzulenken.
3. Dudula rekrutiert jetzt Menschen für die Mitgliedschaft in der Sektion.

Die südafrikanische Polizei (SAPS) sollte fremdenfeindlicher Einschüchterung und Gewalt Einhalt gebieten, aber wir sehen nicht, dass dies geschieht. Der beste Weg, Fremdenfeindlichkeit zu stoppen, besteht unserer Meinung nach darin, die Kräfte mit Gewerkschaften, NROs und anderen Organisationen zu bündeln. Gegen Fremdenfeindlichkeit müssen unbedingt energische und dringende Maßnahmen ergriffen werden.

Die National Union of Metalworkers of South Africa (Numsa) und die South African Federation of Trade Unions (Saftu) haben sich zu Wort gemeldet und bestreiten die Behauptungen, die dieser fremdenfeindlichen Bewegung zugrunde liegen. Sie sagen, dass die Südafrikaner die Schuld für ihre Arbeitslosigkeit nicht bei Ausländern suchen können, sondern dass sie ihre Aufmerksamkeit auf die Regierung richten sollten, da deren Beamte sie im Stich gelassen haben. Dieser Aussage schließen wir uns voll und ganz an.

Die angegriffenen ausländischen Einwanderer sind unsere afrikanischen Brüder und Schwestern. Sie sind unsere Arbeitskollegen und Nachbarn, wir kaufen unsere Lebensmittel bei ihnen und verkaufen ihnen unsere Waren. Als Krankenschwestern und Lehrer sorgen sie für unsere Sicherheit und unterrichten unsere Kinder, und manchmal sind sie auch unsere Angehörigen. Jetzt ist es an der Zeit, gegen Fremdenfeindlichkeit vorzugehen, bevor es zu spät ist und bevor das Morden beginnt."