Heft 3/2022, afrika süd-dossier: Sprachen- und Bildungspolitik

Herausfordernde Mehrsprachigkeit

DIE EINFÜHRUNG DER ERSTSPRACHE KREOL IM MAURITISCHEN SCHULUNTERRICHT. Die jahrhundertealte sprachliche Diversität der mauritischen Bevölkerung birgt zahlreiche Herausforderungen für den Schulunterricht. Minoritätensprachen wie Englisch und Französisch als Unterrichtssprachen sollen abgelöst werden, doch die Umsetzung ist bisher kontrovers.

Von Nita Rughoonundun-Chellapermal

Obwohl es geografisch zu Afrika gehört, teilt Mauritius nicht die gesamte Geschichte des Kontinents. Die kontinuierliche Besiedlung des verstreuten Archipels östlich des riesigen Festlands begann nicht bereits als Wiege antiker Zivilisationen und setzte sich auch nicht als Herkunftsort der Versklavten im Zuge der europäischen Kolonisierung fort. Stattdessen beginnt sie erst mit eben diesem historischen Phänomen. Mauritius entwickelte sich eher zu einem Ziel- als zu einem Quellmarkt für den Sklavenhandel. Daher besaß es von Anfang an ein vielfältiges linguistisches Profil, das sich zunächst aus den Sprachen der Kolonisator:innen und der verschiedenen Gruppen von zumeist madagassischen und kontinental-afrikanischen Sklav:innen sowie einer kleinen Zahl verschiedener Ethnien aus Südindien zusammensetzte.

Sprachliche Sonderstellung innerhalb Afrikas

Im 18. Jahrhundert entstand aus dem Kontakt zwischen den französischen Kolonisator:innen und den afrikanischen Sklav:innen ein französischbasiertes Kreol. Dieses verschwand auch nicht im 19. Jahrhundert mit der britischen Kolonisierung, die zudem durch den Einfluss indischer und chinesischer Sprachen gekennzeichnet war, und ist bis heute die alleinige endogene Sprache von Mauritius. Das Kreol diente zunächst als einziges interethnisches und sogar interethno-linguistisches verbales Kommunikationsmittel (z. B. zwischen tamil- und nicht-tamilsprechenden Indo-Mauritier:innen), bevor es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur nationalen Landessprache wurde.

Heute ist es die Erstsprache der großen Mehrheit der Mauritier:innen. Im Gegensatz dazu gibt es vor Ort keine chinesische, afrikanische, madagassische oder indische Sprache, die als Verkehrssprache gedeiht; Bhojpuri, das ursprünglich von den „Coolies" aus Nordindien gesprochen wurde und sich im 19. Jahrhundert unter allen Coolies mit Ausnahme derjenigen, die Tamil sprachen, verbreitete, hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark an Einfluss verloren. Nebst dem mauritischen Kreol ist Französisch die Verkehrssprache der kleinen französisch-mauritischen Gemeinschaft geblieben, obwohl auch sie Kreol als Erstsprache (L1) spricht. Französisch ist jedoch aufgrund seiner prestigeträchtigen Wahrnehmung, die auf seine Zuordnung zur weißen Bourgeoisie zurückzuführen ist, zu einem Träger sozialer Mobilität geworden. Englisch hingegen hat nicht die gleiche Verankerung in der Bevölkerung. Nichtsdestotrotz ist es die Sprache der gesamten schriftlichen Kommunikation in der öffentlichen Verwaltung und sogar im privaten Finanz- und Geschäftssektor. Obwohl der Sprachgebrauch üblicherweise hochgradig multilingual sowie von Code-switching, -mixing und Translanguaging geprägt ist, werden auch öffentliche und private Zusammenkünfte hauptsächlich in Englisch abgehalten.

Kolonialzeit und Unabhängigkeit

Während der französischen Kolonialzeit, als nur Kinder weißer oder privilegierter „gens-de-couleur"-Familien Zugang zu der einzigen weiterführenden Schule der Kolonie hatten, war die Sprachpolitik im mauritischen Bildungssystem auf Französisch beschränkt. Die Verhandlungen über die Sprachenfrage im Bildungswesen begannen, als die Briten die Verwaltung der Kolonie anglisierten. Die Übergabe von Mauritius seitens der ehemaligen französischen Kolonialmacht nach der Eroberung im Jahr 1810 brachte nämlich Probleme bei der Sprachverwaltung mit sich. Im Bildungsbereich hatte der Pfarrer Jean Lebrun von der Londoner Missionsgesellschaft kurz nach dem Machtwechsel damit begonnen, Schulen für die freien schwarzen und „coloured" Bürger:innen zu öffnen, in denen sowohl Französisch als auch Englisch unterrichtet wurde. Auch Grundschulen mit englischer Unterrichtssprache wurden eingerichtet.

Mit der Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1834 und der massiven Anwerbung rund 400.000 indischer Arbeitskräfte, die das demografische Profil der Kolonie veränderte, unterrichteten einige wenige staatliche Schulen wie auch private „vernakuläre" Schulen in indischen Sprachen. Damit war die formale Bildung, die während der französischen Verwaltung einigen wenigen Privilegierten vorbehalten war, nun für alle zugänglich, und der ursprünglich französischsprachige Lehrplan wich einem sprachlichen Mosaik.

Die französischsprachige Bourgeoisie widersetzte sich allerdings dieser neuen Situation vehement und befürwortete stattdessen die Verwendung von Französisch als Unterrichtssprache in der Primarstufe mit der Begründung, dass das von den Schwarzen gesprochene Kreolisch nur eine „verdorbene" Form des Französischen sei, und empfahl, Englisch für die Sekundarstufe beizubehalten. Letztendlich musste die Bourgeoisie jedoch nachgeben. Die Unterrichtssprache wurde auf Englisch umgestellt und damit auch alle Lehrbücher und Prüfungen. Als Geste des Einvernehmens gegenüber Frankreich und im Vorgriff auf die Notwendigkeit, für Verwaltungsposten Beamte aus der lokalen Bevölkerung zu ernennen, stimmten die Briten jedoch zu, dass Französisch bis zum Ende der fünften Klasse der Sekundarstufe eine Pflichtsprache bleiben sollte. Ein Kollateralschaden dieses Abkommens war die Ausdehnung auf alle Schulen in der Kolonie und das Verbot des Unterrichts in oder auch nur von einer anderen Sprache, was das Ende aller vernakulärsprachlichen Schulen und des Unterrichts in indischen Sprachen in staatlich geführten oder geförderten Schulen bedeutete.

Zur Wende zum 20. Jahrhundert wurde also die unter britischer Verwaltung entstandene sprachliche Vielfalt im Bildungswesen homogenisiert. Die Sprachen der hegemonial Untergebenen, die aber die demografische Mehrheit in der Kolonie bildeten, waren aus dem Bildungssystem verdrängt worden. Die Sprachen der Kolonisator:innen hingegen verkörperten einerseits Macht, die jedoch nur durch eine magere Verwaltung ohne ansässige Bevölkerung vertreten wurde, und die andererseits nicht einmal die politischen Anführer stellte, aber dennoch mit diesen Vereinbarungen traf. Offensichtlich waren auch Vorstellungen von „Rasse" die Grundlage für Macht.

Mit der Unabhängigkeit von Mauritius im Jahr 1968 änderte sich diese Politik nicht wesentlich.

Rehabilitierung orientalischer Sprachen

Ab den 1950er-Jahren wurde der Unterricht in den indischen Sprachen aus Gründen der Fairness gegenüber nichtchristlichen Schülern schrittweise wieder eingeführt, da viele Schulen den Religionsunterricht für Christ:innen abschafften. Sie erhielten die Bezeichnung „Sprachen der Ahnen" (AL, ancestral languages) und wurden eher im Sinne der Erhaltung des kulturellen Erbes als zu sprachlichen Zwecken unterrichtet. Ab 1967 wurden sie als fakultative Sprachen in allen Grundschulen angeboten, auch in den von der römisch-katholischen Behörde geführten Schulen.

1984 legte die Regierung einen Leitfaden zum Bildungswesen vor. In der Einleitung hieß es: „Unsere Vielfalt an Rassen und Kulturen [...] hat uns ein reiches kulturelles Erbe beschert, das es zu bewahren und zu entwickeln gilt", und als eines der politischen Ziele wurde genannt, „Einrichtungen für den Unterricht orientalischer Sprachen zu schaffen und dessen Effizienz zu verbessern". Ferner hieß es: „Es ist die Politik der Regierung, dass Kinder so früh wie möglich mindestens eine der ancestral languages beherrschen sollten, die in Mauritius gesprochen und gelehrt werden", wobei Hindi, Tamil, Telegu, Urdu, Marathi, Mandarin und Arabisch genannt werden. Ein 1984 eingesetzter parlamentarischer Sonderausschuss empfahl, dass das Beherrschen einer sog. Ahnensprache bei den Certificate of Primary Examinations (CPE), einer anspruchsvollen Prüfung, für die Zertifizierung berücksichtigt werden sollten. Einige Jahre später empfahl derselbe Ausschuss, das Beherrschen einer Ahnensprache auch für die Leistungsbewertung zu berücksichtigen. Da diese AL-Prüfungen fast ausschließlich von Nichtkatholiken abgelegt wurden, war das Thema sehr umstritten.

Schließlich wurde die Angelegenheit vor den Obersten Gerichtshof gebracht. Er entschied, dass die neuen Regulierungen zur Berechnung der Leistungen in Ahnensprachen für die Einstufung „verfassungswidrig, ungerecht und willkürlich" seien. Ein Befürworter der Aufnahme von Ahnensprachen für die Leistungsbewertung legte jedoch beim Kronrat in London Einspruch gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs ein. Daraufhin wurde das Urteil aufgehoben.

Heute legen etwa 70 Prozent der Schüler:innen eines Jahrgangs die Prüfungen zum Abschluss der Primarstufe in einer Ahnensprache ab. Die Mehrsprachigkeit der Bevölkerung ist heute also ein von den Schulen gesteuertes Phänomen. Auch die Politik in Bezug auf die Ahnensprachen hat sich geändert: Es wurden Anweisungen erteilt, dass sie ihr religiöses, ethnisches und kulturelles Gewand ablegen und als moderne Sprachen unterrichtet werden sollen. Seitdem sind die Lehrpläne, Prüfungsaufgaben und Notenlisten für alle Ahnensprachen angeglichen worden.

Rückblickend ist die schrittweise Einbeziehung und Aufwertung des Status der Ahnensprachen im Bildungswesen durchaus bemerkenswert.

Mauritisches Kreol im Lehrplan

Die gleichberechtigte Einbeziehung der Ahnensprachen gegenüber prestigeträchtigeren bzw. weniger umstrittenen sprachlichen und inhaltlichen Fächern (z. B. Französisch) hat den sozialen Zusammenhalt auf die Probe gestellt. Im Gegenzug wurde die Marginalisierung der kreolischen Gemeinschaft in der Öffentlichkeit immer stärker thematisiert, oft angeführt von der katholischen Kirche. Im Jahr 2001 lancierte die für die katholischen Schulen und das katholische Bildungswesen zuständige Behörde, das Büro für katholische Bildung (BEC), ein Projekt im Rahmen der Berufsvorbereitung, bei dem die Unterrichtssprache Kreol war. Das Projekt bestätigte, dass viele Schüler:innen durch die reguläre Sprachpolitik vom akademischen Lehrplan ausgeschlossen waren.

Von Regierungsseite aus wurde der Vizekanzler der Universität von Mauritius 2004 aufgefordert, einen Ausschuss für die Entwicklung einer „harmonisierten" Schreibweise der kreolischen Sprache „im Hinblick auf ihre Verwendung im Bildungswesen" einzuberufen. Der Ausschuss legte seinen Bericht vor, der noch im selben Jahr vom Ministerkabinett gebilligt wurde. Bei allen Beteiligten sowie auch den Medien fand er Zuspruch. Damit war der erste Schritt getan, um die formale Verwendung des mauritischen Kreols im Bildungswesen anzugehen.

Im Jahr 2009 wurde eine Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission eingesetzt, um die Auswirkungen der Sklaverei und Zwangsarbeit auf die Nachfahren der Betroffenen zu untersuchen und geeignete Reparationsmaßnahmen zu bestimmen. Eine der Empfehlungen der Kommission war die Einführung des mauritischen Kreols in den Lehrplan, um die schlechte schulische Integration und die dementsprechend weniger gut ausfallenden schulischen Leistungen abzufedern. In der Bevölkerung herrschte jedoch weiterhin Uneinigkeit in dieser Frage, die zu einem Thema des Wahlkampfs 2010 wurde.

Im Jahr 2010 wurde schließlich beschlossen, die Sprache, die als Erstsprache der meisten Kinder anerkannt war, als Ahnensprache „gleichberechtigt mit allen anderen ancestral languages" in den Lehrplan aufzunehmen. Sie erhielt die Bezeichnung Kreol Morisien (KM). Bhojpuri, die indische Volkssprache, Erstsprache für die meisten Coolies im 19. Jahrhundert, sollte ebenfalls als fakultative Ahnensprache angeboten werden.

Außerdem wurden Maßnahmen zur Ausstattung und Standardisierung des mauritischen Kreols ergriffen: Eine Akademie wurde gegründet, eine offizielle Rechtschreibung ausgearbeitet und ein Wörterbuch eingeführt. Ein Kreol-Referat wurde am Mauritischen Bildungsinstitut eingerichtet; die Begründung für die Aufnahme von Kreol im Curriculum sowie der Lehrplan selbst wurden vorbereitet; mit der Konzeption und Erstellung von Lehrbüchern wurde begonnen; ein Workshop zur Schulung von Ausbilder:innen und ein erster Lehrkurs für Grundschullehrer:innen mit Kreol-Spezialisierung wurden im Anschluss abgehalten. Die Universität von Mauritius hat daraufhin einen Bachelorstudiengang Joint French and Creole Studies und die Fernuniversität einen Kurs in Lesen und Schreiben der Sprache eingeführt.

Die Umsetzung der neuen Politik wurde zuerst im Januar 2012 eingeleitet. Seitdem haben fünf Jahrgänge die Kreol-Prüfung am Ende der Primarstufe abgelegt und dabei Leistungsquoten von nahezu 80 Prozent erzielt. Die Sprache wird nun auch in der Sekundarstufe unterrichtet und bei den Prüfungen für das nationale Zertifikat der Klasse 9 geprüft. Bhojpuri ist die zweitbeliebteste Ahnensprache gleich nach Hindi und wird von etwa 3000 Kindern in allen Klassenstufen der Grundschule gelernt.

Allerdings war die Einführung von Bhojpuri vergleichsweise weniger erfolgreich. Seine Aufnahme in den Lehrplan beschränkt sich daher aktuell auf die Kenntnis der Sprache als Teil des Hindi-Lehrplans.

Mangelhafte Umsetzung

Das Thema Sprachenpolitik zieht sich durch die gesamte Geschichte des Landes. In der Tat verweisen alle seit den 70er-Jahren eingesetzten Ausschüsse, die die Ursachen für unbefriedigende Bildungsergebnisse untersuchten, auf die Belastung des Lehrplans durch die Sprachsituation. Während diese Bewertungen zwar von einer monolingualen Denkweise ausgehen, haben diese Ausschüsse nichtsdestotrotz mit unterschiedlichem Nachdruck auch die Frage der Unterrichtssprache als ausschlaggebend bezeichnet. Dennoch hat sich der Staat diesbezüglich strategisch zurückgehalten. Das Vorgehen in Bezug auf die indischen Sprachen und Arabisch steht im krassen Gegensatz zum Umgang mit der Kreolsprache.

Die Modalitäten zur Einführung in den Lehrplan schränken die Wirksamkeit erheblich ein. Sie sehen lediglich vor, dass Kreol als Sprache gelehrt wird, ändern aber nichts an der zentralen Vorgabe, dass Englisch die Unterrichtssprache ist, und verfehlen damit den Schritt zu einer erstsprachlichen, mehrsprachigen Erziehung. Darüber hinaus verhindert der Unterricht von asiatischen Sprachen im selben Zeitslot, dass Kinder sowohl die Herkunftssprache ihrer Eltern als auch die offizielle Sprache ihrer eigenen Heimat lernen. Eine Studie über die Entwicklung der Lese- und Schreibfähigkeit im lokalen Kontext kam zu dem Schluss, dass die Verdrängung der Erstsprache in der Grundschule einem „kognitiven Aufgeben" seitens der Lernenden gleichkommt. Ein Projekt zur integrierten dreisprachigen Pädagogik war nur von kurzer Dauer. Auf einen Antrag des BEC hin, die Berufsvorbereitungsprüfung in der dritten Klasse zweisprachig in Englisch und Kreol abzulegen, erklärte der Minister in der Nationalversammlung, dass „Englisch [...] die offizielle Unterrichtssprache in den Schulen ist und bleibt".

Daher ist die Aufrichtigkeit der Behörden darüber, Kreol zu fördern und ihm einen Platz im Bildungswesen einräumen zu wollen, durchaus in Frage zu stellen. Der Druck, der von den internationalen Geberinstitutionen und Entwicklungsorganisationen ausgeübt wird, könnte sie dazu veranlasst haben, nach Wegen zu suchen, wie sie ihrer Kontrolle gerecht werden können, während sie die Sprache in der Peripherie des Lehrplans belassen. Allerdings ist auch denkbar, dass sie ernsthafte Beweise für die entscheidende Rolle des mauritischen Kreols, allen Sprecher:innen den Zugang zu Erkenntnissen zu ermöglichen, vorgelegt bekommen wollen. Zudem sollen die beiden europäischen Sprachen als Schlüssel zur internationalen Welt erhalten werden. In diesem Zusammenhang ist es interessant festzustellen, dass eine Studie, die mit Daten aus der ersten Sitzung am Ende der Grundschule in Kreol durchgeführt wurde, eindeutig gezeigt hat, dass Kreol keine negativen Auswirkungen auf die Leistungen in anderen Fächern hat, seien es inhaltliche Fächer oder Englisch und Französisch; die Korrelation zwischen Kreol und Französisch lag sogar bei 96 Prozent.

Gut gemeint statt gut gemacht

Mauritius hat es geschickt verstanden, seine sprachliche Identität in einer unverwechselbaren Weise zu formen, die ihm ein einzigartiges Profil im afrikanischen Kontext verleiht. Der Platz, den die Bildungspolitik der Vielfalt einräumt, ist unbestreitbar. Allerdings ist diese Politik von einer starken ideologischen Ausrichtung geprägt. Sie beugt sich den Erfordernissen der Globalisierung und fördert aktiv orientalische Diaspora-Sprachen, die sonst in Vergessenheit geraten wären. Doch während das mauritische Kreol als Ahnensprache der kreolischen Gemeinschaft eingeführt wurde, wodurch die Bedeutung dieser Bezeichnung erweitert und die Gemeinschaft der Nachkommen der Sklav:innen mit den anderen Gemeinschaften, die das Land bevölkert haben, gleichgestellt wurde, bezieht die neue Politik Kreol nur als Anhängsel des Systems mit ein.

Tatsächlich verfehlt die differenzierte Stundenplanung für die verschiedenen unterrichteten Sprachen absichtlich das Ziel, dass die Sprachen ein postkoloniales, affirmatives nationales Projekt der Einheit verkörpern. Die Tatsache, dass Französisch obligatorisch und Kreol optional ist, deutet auf die Angst vor einer Kontaminierung des Französischen durch seine volkssprachige Tochter hin. Noch wichtiger ist jedoch, dass Kreol nicht die transformative Kraft besitzt, um den weniger Privilegierten Zugang zum Lehrplan zu verschaffen. Die gewählte Herangehensweise verstärkt somit nur die ungleichen Machtstrukturen in der Gesellschaft, indem sie diese auf die Schule überträgt.

Die Autorin ist Assistenzprofessorin am Mauritius Institute of Education und Leiterin der Einheit für Mauritisches Kreol. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung von Literatur im multilingualen Kontext.
Übersetzt aus dem Englischen.