Heft 4/2021, afrika süd-dossier: Ernährungssouveränität

Rezension

Calestous Juma
The New Harvest
Agricultural Innovation in Africa
Oxford University Press, Second Edition, September 2015

Ausgangspunkt der 2015 erschienenen Ausgabe des Buches ist das Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) 2014, bei dem offiziell das „Year of Agriculture and Food Secuirty in Africa" ausgerufen wurde. Auf 366 Seiten (mit umfangreichen Quellenangaben) argumentiert Callestous Juma – ein kenianischer Wissenschaftler an der Harvard University –, Afrika habe durchaus das Potenzial, sich selbst zu ernähren, trotz häufiger Nahrungsmittelknappheit und der wachsenden Bedrohung durch den Klimawandel.

In sieben Kapiteln begründet Juma seine These anhand zahlreicher Beispiele aus verschiedenen Ländern. Alle nur denkbaren Aspekte des Themas werden berührt. Ausgehend von der traditionellen bäuerlichen Landwirtschaft geht es um Verbesserung des Saatguts mit Hilfe von Forschung, um effizientere Anbaumethoden und den Einsatz moderner Technologien bis hin zur Gentechnologie und ihren möglichen Vorteilen für Afrika. Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt müssten mehr genutzt, in Infrastruktur investiert sowie durch staatliche Programme und Kreditsysteme Jungunternehmer*innen in der Landwirtschaft gefördert werden. Ausführlich begründet er, warum es an der Zeit sei, Frauen, die in Subsahara-Afrika etwa 50 Prozent der landwirtschaftlichen Güter produzieren, besseren Zugang zu Land, Finanzdienstleistungen und Beratungsdiensten zu ermöglichen. Nach einer Studie der FAO könnte dadurch die landwirtschaftliche Produktion um 20 bis 30 Prozent erhöht werden.

Eine Schlüsselrolle habe der Staat auch bei der Qualifizierung von Akteurinnen und Akteuren in der Landwirtschaft, angefangen bei der Verankerung landwirtschaftlichen Grundwissens in Schulen bis hin zur Einrichtung bzw. Förderung landwirtschaftlicher Fakultäten und Forschungseinrichtungen. Gerade hier zeige sich auch die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Ländern der Region und letztendlich zur Schaffung gemeinsamer Märkte.Offen bleibt die Frage, durch welche wirtschaftlichen und politischen Faktoren die Länder Afrikas bisher daran gehindert wurden, ihre Potenziale besser zu nutzen.

The New Harvest bietet eine fast erschlagende Fülle von Informationen und zukunftsweisenden Ideen, verbunden mit einem Optimismus, der selten ist, wenn es um Afrika geht.

Brigitte Reinhardt