Heft 4/2023, Simbabwe

Die Wiederbelebung des Waldes

Shamiso Winnet Mupara ist eine Umweltaktivistin aus Simbabwe. Als Direktorin von Environmental Buddies Zimbabwe hat sie beim Aufbau von zwei Baumschulen geholfen und die Pflanzung von 10.000 einheimischen Bäumen im Distrikt Marange geleitet.

Von Collins Shava

Der Distrikt Marange liegt weniger als 100 km von Mutare entfernt. Er ist bekannt für Schwemmdiamanten, die vor gut 15 Jahren im Bezirk Chiadzwa entdeckt wurden. Während der meisten Zeit des Jahres sind das Wetter und Klima in Marange trocken und heiß. Im Allgemeinen sieht man in dem Distrikt nur Hügel und eine schwindende Buschlandschaft. Die meisten alten einheimischen Bäume wurden abgeholzt, es gibt nur noch junge und knospende Bäume, die keinen Schutz bieten. Vor 20 Jahren sah das noch anders aus, aber man fragt sich, wo die Bäume geblieben sind.


Abholzung seit der Kolonialzeit

Die Abholzung in Marange lässt sich bis in die 1920er-Jahre zurückverfolgen, als die damalige rhodesische Kolonialregierung die Ausbeutung der einheimischen Holzressourcen durch die weißen Kolonialherren vorantrieb. Das Regime verfolgte damals eine Politik, die massive Abholzungen durch die Kolonialunternehmen auf Kosten der afrikanischen Bevökerung ermöglichte. Die Kolonialbeamten bevormundeten sie nicht nur, sondern erschwerten ihr auch den Zugang zu den Holzressourcen. Von dieser Zeit bis heute hat sich das Gebiet nicht von den Umweltschäden erholt.

Um 2007 wurden in Marange Diamanten entdeckt, was dazu führte, dass seitdem Tausende von Kleinschürfer:innen aus allen Teilen Simbabwes und einige aus den Nachbarländern dorthin strömten. Zeitweise sollen sich fast 40.000 Menschen in Marange aufgehalten haben. Die Suche nach dem wertvollen Mineral führte zur weiteren Zerstörung von Bäumen und Wäldern, und schließlich wurden die handwerklichen Schürfer durch die Gründung von Bergbauunternehmen verdrängt.


Shamiso Winnet Mupara, die in Marange geboren und aufgewachsen ist, setzt sich für die Wiederherstellung der Wildnis vor Ort ein. Sie ist eine Umweltaktivistin, die sich dafür engagiert, dass die einheimischen Bäume im Distrikt wieder aufgeforstet werden. Shamiso wurde in den späten 80er-Jahren geboren und musste miterleben, wie der Waldbestand in ihrer ländlichen Heimat nach und nach verschwand. Obwohl es in der Gegend im Allgemeinen heiß und warm war, gab es in den 90er-Jahren noch reichlich Regenwasser, sagt sie. Aber wegen unregelmäßiger Regenfälle leidet ihr Dorf heute an Wassermangel. Schuld daran sind die Auswirkungen des Klimawandels und der Verlust der Waldflächen. Shamiso sagt: „Früher haben wir als Dorf immer Regen bekommen, aber heute ist das anders, die Regenfälle sind unregelmäßig, die Flüsse und Dämme sind voller Sand. Wir haben hier Wasserprobleme. Ich denke, das liegt an der Abholzung, die stattgefunden hat."

Die Folgen der Abholzung sind in Marange deutlich sichtbar: Die Flüsse und die Dämme der Gemeinden sind infolge von Bodenerosion und Baumfällungen mit Sand gefüllt. Das Gebiet verwandelt sich langsam in eine Wüste, und mit den Auswirkungen des Klimawandels werden die kommenden Jahre für die Menschen in Marange schwierig.

Trotz dieses düsteren Bildes träumt Shamiso davon, die Wildnis wiederherzustellen. Sie hat eine Baumschule mit hauptsächlich einheimischen und einigen exotischen Bäumen angelegt, die für ihre eigenen Wälder, die Gemeinschaft und das ganze Land aufgezogen werden. Auf dem Grundstück ihrer Familie zeigt sie, dass es möglich ist, in Marange wieder Bäume anzupflanzen. Das Familiengrundstück ist etwa sechs Hektar groß. Sie hat es in kleine Parzellen aufgeteilt, auf denen sie nach und nach Bäume pflanzt. Einige von ihnen sind bereits drei Jahre alt, andere wurden erst vor knapp einem Jahr gepflanzt.

Shamisos Inspiration

Ihre Inspiration und ihr Tatendrang rühren vor allem von ihrer Liebe zu ihrem Dorf und zu den jungen Frauen in Marange her. Sie erzählt, dass sie als junges Mädchen gezwungen war, auf der Suche nach Brennholz für den Hausgebrauch mehr als fünf Kilometer von Zuhause wegzugehen, da die Abholzung in der Gegend weit fortgeschritten war. Ihr Tag begann manchmal schon um 3:30 Uhr morgens, als sie mit Gleichaltrigen in den Wald ging, um Brennholz zu holen. Um 7 Uhr wurde sie bereits in der Schule erwartet. Das war nicht nur für sie, sondern auch für viele andere Mädchen in der Gegend eine Tortur, wenn sie frühmorgens vor Schulbeginn im gefährlichen und unsicheren Dschungel Feuerholz holen mussten.

Shamiso hält dies für eine Ungerechtigkeit, da Frauen die Möglichkeit haben müssen, an den nächstgelegenen und sicheren Orten nach Brennholz zu suchen. So haben sie genug Zeit, um andere Aufgaben im Haushalt zu erledigen, und junge Mädchen können zur Schule gehen, ohne den weiten Weg zum Brennholzsammeln auf sich nehmen zu müssen.

Aus diesem Grund hat Shamiso die Gärtnerei und auch die Demonstrationsflächen auf ihrem eigenen Grundstück angelegt. Wenn alles gut geht, wird sie in den nächsten Jahren einige ihrer Bäume für Brennholz ernten können. Diese Geschichte motivierte sie auch dazu, 2012 die Organisation „Environmental Buddies Zimbabwe" (EBZ) zu gründen, die sich für die Wälder in den Gemeinden auch über Marange hinaus und für den Umweltschutz in Simbabwe einsetzt.

Von der Umweltstudentin zur „Försterin"

Shamiso studierte Umweltwissenschaften an der Africa University mit einem Bachelor-Abschluss und machte ihren Master zum Thema Abfallwirtschaft. Sie erzählt, dass sie ihr Bachelor-Studium zu einer Zeit abschloss, als Simbabwe eine Wirtschaftskrise durchlebte. Sie musste das Land verlassen und ging nach Botsuana, wo sie als Wirtschaftsflüchtling als Hausangestellte arbeitete.

Während dieser Zeit gelang es ihr, von ihrer Kirche, der United Methodist Church, ein Stipendium für ihr Masterstudium zu erhalten. Eine der Bedingungen für das Stipendium war, ein praktisches Projekt in der Heimat durchzuführen. So kam sie auf die Idee, eine Gärtnerei zu gründen. Ihr Bruder bot ihr an, in ein 65 Meter langes, solarbetriebenes Bohrloch auf ihrem Gehöft zu investieren, was sich als große Hilfe erwies. Mit einem Teil ihrer Ersparnisse gelang es ihr, den Beginn der für die Gärtnerei erforderlichen Infrastruktur zu finanzieren. Am Ende ihres Programms im Jahr 2016 hatte sie die notwendige Infrastruktur aufgebaut.

Kein Blick zurück

Seit Shamiso nach Hause zurückgekehrt ist, hat sie nie wieder zurückgeblickt. Sie hatte Zeit für ihre Gärtnerei, ihre Organisation EBZ und konnte auch an einigen von ihrer Kirche gesponserten Stipendien in den USA und in Großbritannien teilnehmen. Einige der Bäume, die auf ihrem Grundstück wachsen, sind das Ergebnis ihres Mutes, ganz von vorne anzufangen, und das bringt gute Ergebnisse.

Sie erzählt, dass sie zu der Zeit, als Covid-19 zuschlug, in den USA an einem Stipendium teilnahm, sich aber entschloss, nach Simbabwe zurückzureisen. Das war ein wahrer Segen, denn so konnte sie nach Hause kommen und sich mit mehr Zeit und weit weg von der Stadt auf ihre Projekte konzentrieren. Von 2019 bis heute hat sie es geschafft, durch Initiativen ihrer Organisation EBZ mehr als 10.000 Bäume zu pflanzen. Sie plant, weitere kommunale Baumpflanzungsinitiativen.

Etwas der Gemeinschaft zurückgeben

Mit ihrer Organisation EBZ gibt Shamiso ihrer Gemeinde und den Menschen, mit denen sie aufgewachsen ist, etwas zurück. Sie leitet Wiederaufforstungsprojekte mit einer Reihe von Schulen in Marange. Darüber hinaus unterstützt sie Frauen mit Empowerment-Initiativen wie z. B. Hühnerzuchtprojekte. Über ihre Organisation leitet sie auch Projekte zur Bienenzucht, bei denen sie die Begünstigten ausbildet und mit Bienenstöcken ausstattet. Dieses Projekt will sie ausweiten, da es mit dem Anbau und der Erhaltung von Bäumen Hand in Hand geht.

Mit ihren Parzellen zu Hause hat sie auch umliegende Gehöfte inspiriert, die Initiative aufzugreifen und auf ihren Grundstücken Bäume anzubauen. Darüber hinaus inspiriert Shamiso auch die Jugendlichen in ihrer Gemeinde. Den jungen Männern und Frauen, die in ihrer Baumschule derzeit arbeiten, hat sie mit den von ihr geleiteten Projekten die Möglichkeit gegeben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.


Bedeutung der Wälder

Wälder sind für die Gemeinschaft eine Quelle von Nahrung, Medizin und kulturellem Interesse. Über das Materielle hinaus sind Wälder auch von zentraler Bedeutung für die spirituellen Bedürfnisse der Menschen, wobei bestimmte Bäume und sogar ganze Waldgebiete von den Gemeinschaften aus kulturellen Gründen erhalten werden. Was die Ernährung angeht, so finden sich vor allem in den einheimischen Bäumen viele Nährstoffe. Sie bieten einen Nährboden für Pilze, unterstützen florierende Bienenstöcke und beherbergen essbare Insekten wie die Amacimbi (Mopane-Würmer, die auf Mopane-Bäumen wachsen). Die Bäume liefern essbare Früchte wie Hacha, Mapfura, Matamba, Matohwe und viele andere.


Herausforderungen bei Baumpflanzungsinitiativen

Baumpflanzungsinitiativen und Wiederaufforstungsprojekte sind gut für die Umwelt, aber sie sind auch mit einer Reihe von Herausforderungen verbunden, auf die Shamiso aufmerksam macht. Nach dem Pflanzen von Bäumen wird in der Regel die Pflege vernachlässigt. Eine Reihe von Organisationen behauptet zwar, viele Bäume gepflanzt zu haben, aber niemand überwache diese Bäume nach der Pflanzung, sagt Shamiso. Viele von ihnen sterben aufgrund von Waldbränden, Wassermangel und Krankheiten. Einheimische Bäume sind auch schwierig zu züchten, da sie mindestens fünf Jahre in der Baumschule verbleiben müssen, bevor sie verpflanzt werden können, um ein frühzeitiges Absterben zu vermeiden. Shamiso hat einige einheimische Bäume, die weit über drei Jahre alt sind und noch etwas Zeit bis zur Verpflanzung haben.

Wie geht es für sie weiter?

Shamiso träumt davon, Marange wiederzubeleben, und sie hat immer noch Hoffnungen in ihr Mutterland. Sie glaubt, dass die Wiederbegrünung von Marange ihrem Volk alternative Lebensgrundlagen bieten wird. Sie glaubt, dass mehr Bäume, insbesondere auf Ebene der Haushalte, diesen die Möglichkeit geben werden, davon zu ernten und sogar Projekte wie die Bienenzucht durchzuführen. Sie möchte einige der Initiativen in ihrem Haushalt ausweiten und plant, einen kleinen Damm auf ihrem Grundstück wiederzubeleben und ein weiteres Bohrloch an der steilen Seite ihres Grundstücks anzulegen. Shamiso träumt vor allem davon, ihren Mitmenschen Wissen und Fähigkeiten im Bereich des Baumpflanzens zu vermitteln. Um dies zu erreichen, plant sie die Gründung einer Forstakademie in Marange.

Collins Shava ist Geschäftsführer der Youth at All Africa Conference of Churches (AACC-CETA) in Simbabwe und Experte in Umwelt- und Klimafragen. Er hat einen Master-Abschluss in Public Policy und Governance von der Africa University in Mutare.