Heft 5/2019, Südafrika

„Vor uns liegt noch ein langer Weg“

EIN GESPRÄCH MIT DENIS GOLDBERG. Er ist mit 86 Jahren der letzte Überlebende des Rivonia-Hochverratsprozesses von 1963, mit dem der Apartheidstaat den Widerstand gegen das Rassistenregime Südafrikas brechen wollte. Anders als seine Mitkämpfer Nelson Mandela und Walter Sisulu kam Goldberg als Weißer nicht auf die berüchtigte Gefängnisinsel Robben Island, sondern wurde in Pretoria inhaftiert. Weil er neben seinen Fernstudiengängen auch Deutsch lernte, wurde er nach seiner Freilassung und dem Ende der Apartheid auch in Deutschland ein gern gesehener Gast als authentischer Vertreter des südafrikanischen Befreiungskampfs. Goldberg wurde für sein Lebenswerk mit etlichen Orden, Medaillen und Auszeichnungen honoriert. Anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der University of Cape Town sprach Klaus Brückner mit einem von Lungenkrebs geschwächten „Held des Befreiungskampfes" in seinem Domizil in Haut Bay bei Kapstadt.

Wir haben uns hier im Haus der Freunde in Hout Bay über die aktuellen Entwicklungen und Perspektiven in und für Südafrika unterhalten, die sich aus den Veränderungen ergeben könnten, nachdem Cyril Ramaphosa neuer Präsident Südafrikas wurde. Was ist Ihre persönliche Sicht in Bezug auf das seit den ersten freien Wahlen vor 25 Jahren Erreichte? Was fehlt noch und ist noch nicht erledigt? Und fühlen Sie als Freiheitskämpfer und Aktivist im Kampf eine Enttäuschung darüber, was sich geändert oder noch nicht geändert hat?

Ich bin beeindruckt, wie weit wir in nur 25 Jahren gekommen sind. 25 Jahre im Leben einer Nation sind nur ein Wimpernschlag. Wir haben einen langen Weg zurückgelegt. Die Wirtschaft ist gemessen am BIP gegenüber 1994 um das Dreifache gewachsen. Das geht aus den Statistiken hervor. Millionen von Kindern, die früher nie zur Schule gehen konnten, gehen zur Schule. Viele Schulen auf dem Land sind sehr arm und die Kinder haben dort noch in alten Farmgebäuden oder unter Bäumen Unterricht. Es gibt dort keine Infrastruktur, keinen Strom und keine richtigen Böden. Ich weiß, jeder denkt, dass Afrika ein warmes Klima hat, aber im Winter ist es sehr kalt. Im Sommer dagegen ist es sehr heiß, die Kinder sitzen auf dem Boden im Sand ohne Bücher zum Lernen, Lesen oder Schreiben. Und doch schlagen sich in einigen dieser ärmsten Schulen, in denen die Gemeinschaft will, dass Kinder lernen und es inspirierende Lehrer gibt, viele Kinder bis zum Abschluss in der zwölften Klasse sehr gut.

Das ist eine bemerkenswerte Leistung, was nicht bedeutet, dass ich mit dem Bildungssystem zufrieden bin. Wir haben das geerbte System erweitert und ersetzt, aber du kannst es nicht über Nacht ändern. Woher nimmst du die Lehrer? Lehrer, die in der Vergangenheit nicht als solche ausgebildet wurden. Sie waren vielleicht selbst nur 10 Jahre in der Schule und wurden dann Lehrer. In der heutigen modernen Gesellschaft mit unserer Technologie, unseren Computerkenntnissen und dem Internet brauchen die Lehrerinnen und Lehrer jedoch eine echte Ausbildung in ihren Fächern, aber auch Pädagogik und Didaktik. Und Lehrer werden bekanntlich schlecht bezahlt. Die Regierung zahlt an anderer Stelle besser, der Privatsektor auch, wenn man dort einen Job finden kann. Also haben wir auch hier etwas getan, was wir für richtig hielten, nämlich die Lehrerausbildungsstätten zu schließen, weil sie Apartheid-Unterricht gaben. Wie Mathematik, Sprache oder was auch immer unterrichtet wurde, beinhaltete auch Apartheid. Damit fortzufahren, wäre absurd gewesen.

Also wurden diese Lehrerkollegs geschlossen, aber jetzt stehen wir mit nicht gut ausgebildeten Lehrkräften da. Wir müssen nun wieder Colleges eröffnen, wobei es hoffentlich bessere Lehrpläne und ein besseres Verständnis für unsere Geschichte geben wird. Wir haben die Notwendigkeit einer mathematischen und naturwissenschaftlichen Ausbildung oder Technologie für unser Industrieland betont, weil schwarzen Menschen unter der Apartheid diese Ausbildung verweigert wurde. Dr. Verwoerd (ehemaliger Präsident Südafrikas zu Apartheidzeiten; d. Red.) sagte einmal, wenn die Menschen Holz hacken oder Wasser holen, was brauchen sie dann Mathematik? Also wurde ihnen Mathematik verwehrt, doch jetzt haben wir ein Problem.

Wir müssen auch Geschichte unterrichten. Die Menschen wissen nicht, wie wir unsere Befreiung erreicht haben. Sie sagen, wir hätten immer noch Apartheid und Nelson Mandela hätte uns verraten (lacht), sie vergessen aber, dass in den letzten Apartheid-Jahren täglich Menschen starben, tatsächlich hat der Apartheidstaat in den Jahren nach der Freilassung von Nelson Mandela zwischen 10.000 und 12.000 Menschen getötet.

Viele junge Menschen scheinen heute keine Vorstellung davon zu haben, was sich in diesen herausfordernden und ziemlich gefährlichen Zeiten zwischen Mandelas Freilassung und den ersten freien Wahlen 1994 abgespielt hat.

Nicht nur das, es scheint ihnen auch egal zu sein. Sie werden sagen, wir hätten alle Weißen töten sollen und dann könnten wir alles haben – ja. Aber die Geschichte unseres Kampfes galt einem nicht-rassistischem Südafrika. Was ist mit den Coloureds? Was ist mit Indern? Was ist mit Frauen aller „Rassen", die wie in so vielen Ländern als Frauen unterdrückt wurden? Sollen sie alle getötet werden? Wie geht eine Gesellschaft mit sich um und wie beendet man dieses Blutvergießen? Auf die Frage, was wir nach der Ermordung von Chris Hani, einem der großen jüngeren Führer, bräuchten, sagte Nelson Mandela: „Wir brauchen Wahlen, die wir gewinnen und von dort aus aufbauen können."

Und wir haben von dort aus aufgebaut. Ich denke, wir haben in den letzten 25 Jahren viel getan, aber wir hätten mehr tun sollen. Einer der Gründe dafür ist die Korruption einiger unserer eigenen Führer, die das Amt als Mittel zur persönlichen Bereicherung und ermächtigt durch Regierungsverträge als Zugang zu den staatlichen Ressourcen sahen.

Ein klassisches Beispiel sind die Anhänger des ehemaligen Präsidenten Zuma, die sagen: „Wenn er angeblich acht Mrd. Rand gestohlen hat – denken Sie daran, was Oppenheimer oder Rupert gestohlen haben." Dagegen seien die acht Milliarden doch ein Pappenstiel. Acht Milliarden Rand sind aber eine Menge Geld: Sie würden reichen, um jährlich 20.000 Studentinnen und Studenten, die siebenjährige Studiengänge wie in der Medizin absolvieren, 20 Jahre lang kostenlose Bildung zu bezahlen. Das ist Diebstahl in großem Ausmaß. Uns fehlen Ärzte, uns fehlen Krankenschwestern und all diese Fachkräfte. Dieses Geld wurde unserem Volk gestohlen. Wir haben zwar einen sehr langen Weg zurückgelegt, doch ein langer Weg liegt noch vor uns. Wir müssen einen großen Rückstand im Wohnungsbau, in der Bildung, im Gesundheitswesen usw. abbauen.

Wird der Schaden, den der ANC durch „state capture" und Korruption erlitten hat, seine Anerkennung als Volkspartei langfristig beeinträchtigen? Wie kann er sich daraus lösen und sich wieder als Partei dem politischen Wettbewerb stellen, anstatt sich als frühere Widerstandsbewegung, die nach der Machtübernahme 25 Jahre Transformation bestimmt hat, schwer damit zu tun, Opposition zu akzeptieren oder sogar Koalitionen mit anderen Parteien einzugehen?

Ich kann mir nur anschauen, was politisch passiert ist: 2016 haben wir bei den Regional- und Kommunalwahlen 3,3 Millionen Stimmen unter den ANC-Anhängern verloren. Der ANC reklamiert eine Million Mitglieder für sich. Die meisten verlorenen Stimmen kommen von allgemeinen Anhängern. Von diesen 3,3 Millionen stimmten 300.000 für die Democratic Alliance (DA) und die Economic Freedom Fighters. Es hieß, 300.000 Direktwähler für den ANC hätten nicht gewählt. Bei den Parlamentswahlen 2018 sank der ANC auf knapp 60 Prozent. In der Provinz Gauteng, die wirtschaftlich und bevölkerungsmäßig größte Provinz, kam er auf nur knapp über 50 Prozent, was zeigt, wie wütend die Menschen auf den ANC sind. Sie enthalten sich nicht nur, sie stimmen auch gegen den ANC.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich der ANC von diesem Niedergang erholen wird. Ich hoffe es aufrichtig, denn ich sehe keine andere Partei, die eine solche emotionale und historische Unterstützung unter der Bevölkerung sowohl in Städten als auch in ländlichen Gebieten genießt. Die anderen Parteien haben keine eigenen politischen Programme. Es sind die gleichen wie beim ANC, aber sie behaupten, es besser zu machen. Die EFF, angeführt von Julius Malema, bevorzugen es, persönliche Angriffe auf Politiker zu starten – über ihren eigenen Anführer, der nachweislich seine Steuern nicht bezahlt hat. Eine Person, dessen Partei-Abgeordnete gezwungen sind, Geld zu zahlen, um seine Steuern aufzukaufen. Die Demokratische Allianz ihrerseits versucht mit aller Macht, von allen Bevölkerungsgruppen angenommen und nicht nur als historisch weiße politische Partei angesehen zu werden.

Mit diesem Bild haben sie tatsächlich zu kämpfen, denn sie neigen dazu, schwarze Führer als Menschen zu behandeln, denen sie Anweisungen geben können, was sie zu tun haben. Das ist die öffentliche Wahrnehmung, ob sie nun wahr ist oder nicht. Doch die Wahrnehmung spielt in der Politik eine wichtige Rolle. Mmusi Maimane, Vorsitzender der Demokratischen Allianz, hat ständige Kämpfe mit der nationalen Exekutive oder dem Leitungsorgan der DA zu führen. Und in Kapstadt gab es Patricia de Lille, meines Erachtens eine ziemlich eigenwillige Person. Aber sie wurde von ihrer eigenen DA schlecht behandelt. Es war beschämend, wie sie sie abserviert haben. Und so kämpfen sie.

Ich denke, der ANC wird durchhalten. Cyril Ramaphosa verfügt meiner Meinung nach über eine Menge politisches Kapital und Fähigkeiten, er spricht gerade heraus und hat eine Vision davon, wie die Zukunft aussehen sollte. Wir haben gesehen, dass es nur wenige Jahre braucht, eine Regierung und die Gesellschaft zu korrumpieren, aber es wird wohl noch viele Generationen beanspruchen, das zu überwinden. Was zählt, ist der Trend, die Menschen vor Gericht zu stellen und zu sehen, was mit ihnen geschieht und wie sie zur Rechenschaft gezogen werden. Das wird der eigentliche Test für die Ramaphosa-Regierung sein.


Es brauchte nur wenige Jahre, eine Regierung und die Gesellschaft zu korrumpieren, aber es wird wohl noch viele Generationen beanspruchen, das zu überwinden.


Wird der Vertrauensverlust in politische Parteien zu stärkerem zivilgesellschaftlichem Engagement und mehr Bürgerbewegungen führen? Wie wird mit zunehmenden Unruhen insbesondere unter Jugendlichen umgegangen?

Es gibt eine Menge Ärger in der Bevölkerung, insbesondere in ärmeren Gemeinden, in denen die Bevölkerung im Wesentlichen aus Schwarzen besteht. Regierungsbeamte kümmern sich ihrer Ansicht nach nicht um Schulen, Zufahrtsstraßen für Lieferungen oder Krankenwagen. Dann halten die Leute ihre Kinder von der Schule fern. Wir haben so hart dafür gekämpft, die Schulen zu bauen und die Kinder in die Schule zu bringen. Bildung ist schließlich eine wesentliche Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung. Alleine reicht das nicht aus, aber es ist notwendig. Die Kinder vom Schulunterricht fernzuhalten heißt, die eigenen Kinder und die eigene Familie für eine kommende Generation zu bestrafen. Wenn eine Schule niedergebrannt wird, wie es ja vorgekommen ist, oder Schulbibliotheken und Schulbücher verbrannt werden – das ist für jeden politischen Aktivisten das Frustrierendste, was man sich vorstellen kann. Ich finde es sehr beunruhigend, dass die regionalen ANC-Aktivisten und Komitees nicht eingreifen und versuchen, dies zu stoppen. Sie scheinen hilflos damit umzugehen. Das ist sehr beunruhigend.

Ich denke, der Aktivismus der jüngeren Menschen und insbesondere der Studenten und Gymnasiasten ist eine sehr gute Sache, denn sie glauben an ihr Recht, Jobs zu fordern, an das Recht auf eine Ausbildung, die ihnen Jobs eröffnet. Aber ich möchte nicht, dass sie Schulen oder Universitäten zerstören. Deswegen bedarf es auch hier einer wirklichen Führung durch die Zivilgesellschaft und die Gemeindemitglieder. Wann immer ich in den öffentlichen Medien, im Fernsehen, im Radio oder in Zeitungen Gelegenheit dazu bekomme, vertrete ich die Linie, dass Cyril Ramaphosa durch Wahlen ein Mandat erhalten hat. Dieses muss er durch die Zivilgesellschaftlich gestärkt bekommen. Wo immer du Korruption feststellst, melde es. Wenn sich die Polizei korrupt verhält, kümmere dich darum. Es könnte dir Ärger und Leid bringen, aber wir haben die Apartheid nicht ohne Opfer beendet. Wenn wir uns nur hinsetzen und sagen, jemand anderes wird es tun, dann werden wir alle leiden.

Sie treiben sozusagen als Symbol Ihres Vermächtnisses ein ehrgeiziges Projekt voran: den Bau des „House of Hope" in Hout Bay. Ein Grundstück für das Gebäude ist bereits gefunden, und es gibt viele Unterstützer nicht nur hier in der eigenen Stadt und am Westkap, sondern auch in ganz Südafrika und im Ausland. Worum geht es in diesem „Haus der Hoffnung", wie weit ist das Projekt gediehen und was braucht es, um daraus einen lebendigen Ort der Hoffnung zu machen?

Ich denke, politische Freiheit ist wichtig, aber es ist auch wichtig, eine Vision davon zu haben, was man erreichen und welche Person man in der Gesellschaft sein will. So viele unserer Leute leben immer noch unter schrecklichsten Bedingungen, nicht nur in Hout Bay, das nur ein Mikrokosmos Südafrikas insgesamt ist. Ja, die Kinder gehen zur Schule, die Menschen strömen in die Städte, um Zugang zu Schulen und Kliniken zu erhalten, aber sie leben unter schlechten Bedingungen. Mein Wunsch ist es, dass die Kinder auch unter solchen Umständen ein Gefühl davon bekommen und haben, „jemand zu sein". Durch meine Aktivitäten in den letzten 10 oder 12 Jahren in Hout Bay habe ich gesehen: Kunst und Kultur, Malen, Zeichnen, Tanzen, Computer benutzen, Computerkenntnisse erlangen, zusammen sein, Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft, „Rasse", sozialer Hintergrund sind ein wichtiger Weg, um die individuelle Persönlichkeit zu entwickeln, aber noch mehr, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und die Spaltungen der Vergangenheit zu überwinden.


„Ich war noch nie jemand, der in Parlamenten sitzt."


Mein House of Hope ist im Wesentlichen nach einem Kunst- und Kulturbildungsprojekt benannt, das wir seit vier oder fünf Jahren laufen haben. In den Schulferien bieten wir Programme an, in denen die Kinder gemeinsam malen, zeichnen, singen, tanzen, zusammen Fußball spielen. Wir bekommen Unterstützung von einigen Unternehmen in Hout Bay und viele freiwillige Helfer bringen die Kinder zusammen, damit sie malen, zeichnen und tanzen können und „Happy Birthday" in allen unseren drei Sprachen des Westkaps singen können, aber auch zu sich selbst sagen: „Ich bin jemand, ich bin eine wertvolle Person. Die Leute kümmern sich um mich, und wenn ich Disziplin aufbringe, kann ich Dinge erreichen." Es geht darum, den Kindern eine Chance zu geben. Ich habe gesehen, wie sie wachsen und gedeihen.

Ich unterstütze nicht nur Kunst und Kultur im Sinne der schönen Künste, es gibt auch eine Fußballmannschaft, die wir sponsern. Da gab es die Hangberg Horizon Stars-Fußballmannschaft aus einem Coloured-Gebiet. Sie nennen sich jetzt die Hout Bay Horizon Stars, weil Hout Bay das ist, was wir wollen, keine Rassenunterscheidung oder Identifikation. Und sie werden vom Denis Goldberg Legacy Foundation Trust unterstützt, der heute ihre Trikots schmückt. Kinder müssen in der Lage sein, herauszukommen, zusammen zu sein und zu wissen, dass andere sich um sie kümmern. Wir haben einen Geschäftsmann, der einen Fish and Chips-Imbiss und eine Eisdiele betreibt. Er wird ein Turnier für junge Kinder finanzieren und 300 Kindern Fisch, Sandwiches und Eis zur Verfügung stellen, damit sie sich an einem Tag wohl fühlen. So mobilisieren wir also Geschäftsleute. Wir haben einen weiteren Unterstützer, ein italienisches Restaurant, das Muffins verkauft und den Erlös für meine Stiftung zur Verfügung stellt.

Es ist eine schöne Sache, da man einen Beitrag leisten kann oder auch nicht, wie man will. Wir haben also Unterstützung von der örtlichen Gemeinde, der Geschäftswelt, immer mehr Erwachsenen und immer mehr Freiwilligen und Unternehmen wie Daimler Chrysler, auch Anglo Gold. Ich bin sicher, andere Unternehmen werden sich ihnen anschließen. Wir haben auch Beiträge von großen Stiftungen in Südafrika erhalten. Unser Architekt wird seine Pläne als Geschenk an die Gemeinde weitergeben. Normalerweise würde er dafür drei Millionen Rand in Rechnung stellen. Ein Bauunternehmer, der nur zu seinem Selbstkosten arbeitet. All dies für die Kinder von Hout Bay. Ich finde das wunderbar und für mich eine Erfüllung eines Lebenswerkes. Ich war noch nie jemand, der in Parlamenten sitzt. Das wollte ich nie. Es geht darum, wie wir unser Südafrika für zukünftige Generationen fruchtbar machen können. Das ist, was das Haus der Hoffnung ausmacht.

Ersetzt das House of Hope-Projekt Ihr Community Heart-Projekt oder läuft dieses weiter?

Community Heart läuft weiter. Es ging um den Versand von etwa drei Millionen Kinderbüchern nach Südafrika, aber jetzt wird Geld gesammelt, um Bücher in Südafrika in den verschiedenen afrikanischen Sprachen zu produzieren, da es nicht genug Bücher dieser Art gibt, aber auch Bücher in Englisch. Meine kleine Stiftung macht das immer noch. Wir sammeln langsam auch wieder Musikinstrumente und werden Musikunterricht geben. Plus Fußball, plus plus plus.

Die offizielle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Südafrika war nach den ersten freien Wahlen 1994 noch ziemlich lebhaft, heutzutage findet sie jedoch nicht mehr auf hoher politischer Ebene statt, sondern scheint sich nur auf wenige gezielte Ansätze zu beschränken. Was würden Sie in dieser Hinsicht vorschlagen?

Die Haltung in Europa scheint zu sein, dass Südafrika, gemessen am BIP, ein Land mit mittlerem Einkommen ist. Das blendet die bekannte Tatsache aus, dass die Kluft zwischen Arm und Reich sehr groß ist, eine der größten der Welt. Deshalb gibt es immer noch enorme Armut. Ich denke, wir brauchen Projekte, die die Menschen in der Zivilgesellschaft ermutigen, sich zu organisieren und gegen Korruption und dagegen zu kämpfen, einfach den Müll auf die Straße zu kippen, anstatt das Zuhause für die eigenen Kinder anständig zu gestalten. Ich weiß, wenn Menschen arm sind, ist es schwierig, sie zu solchen Programmen zu ermutigen.

Programme brauchen kontinuierliche Unterstützung und selbst die inspiriertesten Community-Leiter brauchen ein Gefühl der Unterstützung von Menschen, die sich von der Erfahrung aus der ganzen Welt leiten lassen können. Wir müssen nicht ständig das Rad neu erfinden. Wir müssen bewährte Praktiken weitergeben, deshalb brauchen wir diese Art der kontinuierlichen Zusammenarbeit. Natürlich gibt es in Südafrika viel Kapazität, und wo es einer Gemeinde gut geht, müssen wir sie ermutigen können, ihr Wissen an andere weiterzugeben. Das braucht nicht unbedingt von ausländischen Beratern unterstützt werden, aber sie können mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen helfen. Meiner Meinung nach haben wir bereits Antworten auf unsere Herausforderungen, aber wir müssen sie erweitern und verallgemeinern. Ich wünschte, ich hätte keinen Krebs und könnte viel mehr dafür tun. Also verlasse ich mich jetzt darauf, dass andere die Arbeit machen.

Danke Denis

Klaus Brückner ist Geschäftsführer des Deutsch-Südafrikanischen Forums DeSaFor e.V.