Heft 5/2020, afrika süd-dossier: Afrika-Europa

Das begehrte Afrika

WAS HAT DER KONTINENT DAVON?

Seit mehr als 20 Jahren steht der afrikanische Kontinent im Zentrum vieler Begehrlichkeiten und im Mittelpunkt vieler Gipfel. Die Corona-Pandemie, die die Welt nach wie vor lahmlegt, wirbelt einige der für dieses Jahr geplanten Gipfel durcheinander1. Doch noch vor der Pandemie kamen die Beobachterinnen und Beobachter mit dem Zählen der Afrika-Gipfeltreffen fast nicht mehr hinterher: Gipfel tagten in Japan, Russland, China, Südkorea, der EU, Großbritannien, Frankreich, Deutschland... Es scheint, als würden viele Handelsmächte auf dem afrikanischen Kontinent oder in ausgewählten afrikanischen Ländern ihre Präsenz markieren wollen. Sie alle versprechen auf ihren Gipfeln, mehr Investitionen2 zu tätigen und generell in Afrika aktiver zu sein. Das Interesse an Afrika scheint an klar definierten geostrategischen und ökonomischen Zielen orientiert zu sein. Allerdings steht die Frage im Raum, welchen Nutzen Afrika durch die Zusammenarbeit mit den führenden Mächten zieht und unter welchen bestimmten Bedingungen der Kontinent von der Zusammenarbeit profitieren kann. Dieser Artikel möchte diesen und weiteren relevanten Fragen rund um die „neue Entdeckung" Afrikas nachgehen.

Die Neuentdeckung Afrikas
Viele westliche Länder, allen voran die ehemaligen Kolonialmächte Frankreich, Großbritannien, Belgien, Portugal, Deutschland und Spanien, pflegen in der Regel Sonderbeziehungen zu ihren ehemaligen Kolonien in Afrika. Diese finden Ausdruck in den Bereichen Handel, Investitionen und Entwicklungszusammenarbeit. Zu dieser historisch verankerten Ländergruppe sind auch die USA zu zählen, welche besonders seit Ende des zweiten Weltkrieges viele afrikanische Angelegenheiten stark beeinflussen. Die Ländergruppe sieht sich heute damit konfrontiert, ihre Beziehungen zum afrikanischen Kontinent neu zu konfigurieren, da „eine neue Gruppe von Außenmächten – von China bis Brasilien und von Russland bis zur Türkei – ein kommerzielles und strategisches Standbein auf einem riesigen Kontinent gewinnt, der bis vor kurzem von ehemaligen Europäischen Kolonialmächten und den USA dominiert wurde."3

Was China angeht, konzentriert sich die Diskussion um sein Engagement in afrikanischen Ländern nicht nur auf seine phänomenale Expansion, sondern auch auf seine Unterstützung korrupter und wegen mangelnder Demokratie und Menschenrechtsverletzungen in Misskredit geratenen Regimes. Viele, die die China-Afrika-Beziehungen von Europa aus betrachten, zögern nicht, von einer neuen Kolonialisierung Afrikas zu sprechen. Dabei wird der Eindruck erweckt, dass sich „China", ebenfalls ein Konzept, das dekonstruiert werden muss, in allen afrikanischen Ländern gleich verhält. Dass es unterschiedliche chinesische Akteure gibt, die je nach Umfeld unterschiedlich operieren, wird gerne verschwiegen, denn eine Differenzierung würde in das Narrativ der Kolonisierung Afrikas nicht passen. Einer Lesart, die von vielen Menschen in Afrika, besonders in intellektuellen Kreisen, nicht zugestimmt wird: „Afrikaner wenden sich verständlicherweise gegen die Idee eines ‚Scramble', mit seiner Konnotation des 19. Jahrhunderts, als sich die europäischen Mächte um ein Stück von dem stritten, was Leopold II. von Belgien den ‚magnifique gâteau africain' (großartigen afrikanischen Kuchen) nannte."4 Stattdessen erhoffen sich viele Afrikaner ein breiteres, ganzheitlicheres Interesse an ihrem Kontinent, als nur als eine goldene Gelegenheit gesehen zu werden. Sie wollen eine Phase der Entwicklung katalysieren, abseits von dem, was sie als paternalistische oder geradezu extraktive Beziehungen zu traditionellen Mächten betrachten.5

Auch wenn sich die Diskussionen in Europa und Deutschland auf China fokussieren, gibt es eine große Anzahl von Ländern, die in den letzten Jahren Afrika für sich entdeckt haben und noch entdecken. Zu erwähnen sind nicht nur die Ölstaaten vom persischen Golf, die versuchen, in Afrika Einfluss zu gewinnen, sondern auch Länder wie Indien, die wichtige Abnehmer von Öl aus afrikanischen Ländern werden; sowie die Türkei, deren Bauunternehmen sich um Aufträge im zu Prä-Covid-19 Zeiten boomenden neuen Infrastrukturbereich in verschiedenen afrikanischen Ländern bemühen. So ist beispielsweise ein türkisches Unternehmen an der Tansania Standard Gauge Railway beteiligt, einem Eisenbahnsystem, das das Land mit den Nachbarländern Ruanda und Uganda sowie über diese beiden mit Burundi und der Demokratischen Republik Kongo verbinden soll.

Eins erscheint sicher: Der afrikanische Kontinent scheint ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Akteurinnen und Akteuren aus verschiedenen Teilen der Welt zu rücken und deren Motivationen könnten kaum unterschiedlicher sein: Die einen agieren aus Furcht und wollen mit und in Afrika die von ihnen und für sie identifizierten Gefahren abwehren, darunter ungesteuerte Migration und Terrorismus. Diese Gefahrenabwehr ist eine der Hauptmotivationen hinter den Initiativen einiger Mitgliedstaaten6 der EU und der EU7 selbst gegenüber Afrika, wobei die Bekämpfung von Terrorismus in Afrika insbesondere für die USA als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 ebenfalls eine wichtige Motivation ist. Andere sehen in Afrika Alliierte für geostrategische Fragen wie etwa die Unterstützung in UN- und anderen internationalen Gremien bei relevanten Fragen. Bei anderen wiederum überwiegen kommerzielle Interessen: Sie sehen Afrika als Reservoir strategischer Ressourcen und als Absatzmarkt für Waren und Dienstleistungen. Die Frage ist, welchen Nutzen Afrika aus den Interessen der verschiedenen Länder hat und zukünftig ziehen kann.

Was hat Afrika davon?
Der Hunger neuer Weltmächte nach agrarischen, mineralischen und energetischen Ressourcen und ihre entsprechenden Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent haben eine neue Dimension der Potenziale Afrikas in Bezug auf natürliche Ressourcen und Infrastrukturmärkte ins Blickfeld der Öffentlichkeit in Europa und den USA gerückt. Die Verschiebung der Machtkonstellationen im Kontext einer globalisierten Wirtschaft macht Afrikas Potentiale offensichtlich und erhöht die Aufmerksamkeit gegenüber dem Kontinent.

Ein erstes Ergebnis, das von dem neuen „Scramble" festgehalten werden kann: Dank dieser neuen Mächte ist es für die traditionellen Partner afrikanischer Länder nicht mehr möglich, eine Lesart afrikanischer Wirklichkeiten zu verbreiten, der zufolge Afrika gar nicht ausgebeutet werden könne, da es nichts zu bieten hätte. Dieser Diskurs wurde im Westen im Laufe der Zeit immer salonfähiger, obwohl die kolonialen Kontinuitäten mit ihren Warenströmen, aber auch die Kapitalabflüsse eine andere Sprache sprechen. Die neuen Mächte tragen maßgeblich dazu bei, die Wahrnehmung Afrikas im Westen zu verändern. Denn die Panikreaktionen angesichts etwa der chinesischen Aktivitäten auf den afrikanischen Rohstoff-, Infrastruktur- und Absatzmärkten sprechen Bände. Denn sie offenbaren die afrikanischen Potenziale und ihren Anspruch auf Anerkennung. Aber allein eine Anerkennung der eigenen Potenziale ist für die meisten Menschen in Afrika nicht zufriedenstellend, denn auch die neuen Akteure haben den strukturellen Problemen Afrikas kein Ende gesetzt. Ganz im Gegenteil haben sie die strukturellen Abhängigkeiten sogar noch verstärkt: Darunter die Abhängigkeit von ausländischem Kapital und Rohstoffexporten mit all ihren negativen Konsequenzen auf die afrikanischen Ökonomien, die es nach wie vor bis auf wenige Ausnahmen immer noch schwer haben, sich zu diversifizieren und sich ergänzende nationale, regionale und kontinentale Wertschöpfungsketten aufzubauen.

Nun ist es nicht so, dass in Afrika niemand von den Aktivitäten u.a. der neuen Akteure profitiert. Dank der verstärkten Wirtschaftsaktivitäten der alten und neuen Mächte ist in vielen afrikanischen Ländern, allen voran in rohstoffreichen Ländern, in den letzten 20 Jahren eine neue Schicht von Superreichen entstanden. Dadurch ist die Kluft zwischen Arm und Reich in diesen Ländern größer geworden. Für die meisten Menschen in diesen Ländern hat sich die Situation allerdings kaum verändert, zum einen, weil die Aktivitäten der Eliten in Kooperation mit den benannten ausländischen Mächten nicht darauf ausgerichtet sind, strukturelle Veränderungen zu bewirken, von denen möglichst viele Menschen profitieren, zum anderen, weil Elitenetzwerke die Korruption begünstigt haben, welche den Regierungen die Mittel für Investitionen in Humankapital raubt.

Nicht Afrika insgesamt hat der „Scramble" also wirtschaftlichen Nutzen gebracht, sondern bestimmten Elitenetzwerken, die in den verschiedenen betroffenen Ländern Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sind. Direkte Verlierer sind Menschen in den umliegenden Gemeinden der Minen, in denen Unternehmen, ob aus dem Westen, aus Brasilien oder aus China, beim Rohstoffabbau die Natur rücksichtslos ausbeuten, Böden und Flüsse verseuchen und somit Lebensgrundlagen zerstören. Es zeigt sich an diesem Beispiel, dass sich die Frage, was Afrika vom Scramble hat, nicht leicht beantworten lässt, denn ein homogenes Afrika gibt es nicht8. Was es gibt, sind unterschiedliche Interessengruppen, die die Geschehnisse aus verschieden Standpunkten betrachten. Es bedarf mehr strategischer Entscheidungen, damit Gesamtgesellschaften von der immer größer werdenden Konkurrenz der Weltmächte auf dem Kontinent profitieren können.

Afrika braucht ein Konzept von sich selbst und von den anderen
Beim sogenannten Scramble for Business in Afrika spielt der Zugang zu den natürlichen Ressourcen des Kontinents eine prominente Rolle. Aber so wichtig Afrikas natürliche Ressourcen auch sind, so nutzlos sind sie für den Kontinent, solange die in Afrika lebenden Menschen nicht vom Rohstoffhandel profitieren. Und sie werden auch weiterhin nichts davon haben, solange die Mehrheit der Afrikanerinnen und Afrikaner die von ihren Eliten mit der Komplizenschaft ausländischer Interessengruppen organisierte Plünderung akzeptiert. Unter den herrschenden Rahmenbedingungen hat sich Afrikas Reichtum als Fluch für die Bevölkerung in den afrikanischen Ländern erwiesen, während eine kleine Minderheit nationaler Eliten und ausländische Unternehmen Gewinne anhäufen. Als Beispiel hierfür kann Angola angeführt werden. Die Ölfelder, die Diamantenminen und große Infrastrukturprojekte ziehen Unternehmen aus aller Welt an, deren Präsenz dazu beiträgt, dass die Preise für Wohnungen, Nahrungsmittel und Dienstleistungen so hoch liegen, dass die überwiegende Mehrheit der angolanischen Bevölkerung von jeglicher Teilhabe ausgeschlossen ist. Dagegen erfreuen sich die ausländischen Unternehmen rekordverdächtiger Gewinne und die nationalen Eliten, die die wertvollsten Konzessionen ihres Landes zu lachhaften Preisen vergeuden und die Märkte für Infrastrukturen kontrollieren, haben ein korruptes System etabliert, das ihnen eine skandalöse Bereicherung ermöglicht. So erlangte beispielsweise die Tochter des Staatspräsidenten Eduardo dos Santos eine Prominenz als reichste Frau Afrikas9.

Mit einem Verkauf der Ressourcen des Kontinents an ausländische Interessengruppen für solche mit dem Leben der Mehrheit der Menschen auf dem Kontinent kontrastierenden Titeln für ein paar Eliten müsste Afrika Schluss machen, genauso wie mit denjenigen Rankings, die bestimmte Länder des Kontinents zu Musterschülern erklären, gemessen an von ausländischen Akteuren definierten Kriterien wie Wirtschaftswachstum. So stark ein Wirtschaftswachstum auch ist, es bleibt Kosmetik, dient der Beschönigung makroökonomischer Daten und kann nur bei den Wirtschaftskatecheten bestimmter Institutionen für Begeisterung sorgen. Alle, die in Afrika mit ihren ökonomischen Interessen Fuß fassen wollen, sind dankbar, wenn sich afrikanische Länder einen Wettbewerb um Rankings liefern, deren Kriterien von diesen ausländischen Mächten definiert werden.

Die Erfüllung dieser Kriterien setzt voraus, dass sich die Länder Afrikas in Modelle einfügen, die den Interessen dieser ausländischen Mächte entsprechen, die die Rankingkriterien definieren. Für die eigene Bevölkerung bleibt etwa ein hohes Wirtschaftswachstum, das durch eine extrovertierte Ökonomie erzeugt wird, ohne Bedeutung, weil es sich nicht oder nur unterproportional in eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen übersetzen lässt. Noch schlimmer ist es, wenn der Zugang zu und die Kontrolle von Ressourcen, deren Abbau ein starkes Wirtschaftswachstum erzeugt, bewaffnete Konflikte mit schweren Folgen verursachen, weil verschiedene Elitenetzwerke ihre ganze Energie in die Kontrolle eben dieser Ressourcen für private und Macht- und Wirtschaftsinteressen stecken, statt diese in eine Gesamtstrategie der Transformation der Ökonomien der Nationen zu integrieren, damit sie zur Beseitigung der Armut und zur Steigerung der Lebensstandards der Bevölkerung beitragen.

Viele afrikanische Länder haben große Schwierigkeiten, sich auf nationaler Ebene auf gemeinsame Ziele zu einigen. Sie haben es angesichts der Verhandlungsmacht und ausgefeilter Taktiken externer Akteure schwer in einem von brutaler Konkurrenz geprägten Kontext, in dem einzelne Länder keine Chance haben, sich durchzusetzen. Nur gemeinsam werden die Länder des Kontinents bestehen können. Die Warnung des ersten ghanaischen Präsidenten Kwame Nkrumahs bei der Gründung der Organisation der Afrikanischen Einheit am 24. Mai 1963 hat auch nach 57 Jahren nichts an Aktualität verloren: „Vereinzelt sind wir schwach. Vereint jedoch könnte Afrika ernsthaft eine der stärksten Kräfte in der Welt sein." Damals sah Nkrumah die afrikanische Einheit als einzige Chance für eine reale Emanzipation Afrikas und trug maßgeblich dazu bei, die Organisation für Afrikanische Einheit zu gründen, um den Geist des Panafrikanismus zu fördern. Trotz aller Schwierigkeiten der 57 vergangenen Jahre gilt es, an dieser Idee festzuhalten und ihr einen neuen Atem einzuhauchen. Denn die Herausforderungen, vor denen der Kontinent angesichts neuer Begehrlichkeiten steht, verlangen die Entwicklung gemeinsamer Standards und Regelwerke, etwa in den Bereichen Handel und Investitionen. Nur so können afrikanische Länder vermeiden, in einer immer größer werdenden Konkurrenz zwischen den großen Mächten zur Spielwiese reduziert zu werden.

Der Kontinent braucht Handlungsspielräume, die ihm ermöglichen, eigenständige Prioritäten zu setzen. Diese muss er sich erarbeiten; als Geschenk von denjenigen, die von der aktuellen Weltordnung profitieren, wird er sie nicht bekommen. Im Hinblick auf die Rohstoffe lauten die Prioritäten, den momentan großzügigen Bedingungen zugunsten ausländischer Konzerne in den meisten Ländern des Kontinents ein Ende zu setzen und Bedingungen auszuhandeln, die es den verschiedenen afrikanischen Ländern ermöglichen, durch eine strategische Nutzung der Rohstoffe die Diversifizierung ihrer Volkswirtschaften voranzubringen. Durch die Diversifizierung ihrer Volkswirtschaften soll es den afrikanischen Ländern gelingen, langfristig die Abhängigkeit von Rohstoffen für den Export zu reduzieren und nationale sowie regionale Binnenmärkte aufzubauen und zu konsolidieren.

Um all diese Prozesse erfolgreich gestalten zu können, ohne das Risiko der Destabilisierung einzugehen, brauchen afrikanische Länder gemeinsame Initiativen. Nur durch Kooperation wird es gelingen, starke binnenafrikanische Märkte aufzubauen, in denen sich die Länder einer Region in ihren Produktionsstrukturen ergänzen und gegenüber den ausländischen Akteuren die gleichen sozialen und Umweltstandards gelten lassen. Denn diejenigen, die Afrika als Rohstofflieferant betrachten, sind froh, solange es ihnen gelingt, die Länder Afrikas gegeneinander auszuspielen. Eine fatale Funktion übernehmen in dieser Hinsicht die ausländischen Direktinvestitionen. Ihre Wichtigkeit für die Entwicklung afrikanischer Länder wird so betont, dass sich afrikanische Länder einen Kampf um die Senkung der Konzessionsabgaben, Steuern, sozialen und Umweltstandards mit dem bekannten Ergebnis liefern, dass die transnationalen Konzerne große Gewinne erzielen, während ihr Beitrag zur Entwicklung der Länder, in denen sie investieren, viel zu wünschen übrig lässt.
Für Afrika war die Zeit für eine grundlegende Neuorientierung im Umgang mit den Ressourcen noch nie so günstig wie jetzt: Alte und neue Weltmächte liefern sich einen harten Kampf um die Kontrolle strategischer Ressourcen und dieser Kampf wird auch schon in Afrika ausgetragen. Die afrikanischen Länder können davon profitieren und sich durch eine breite Fächerung ihrer Auslandsbeziehungen eine neue ökonomische Handlungsfähigkeit verschaffen, vorausgesetzt, sie tun sich zusammen, um ihre Verhandlungsmacht zu erhöhen. Sie brauchen ein klares Konzept von sich selbst und eine Neukonfiguration ihrer Beziehungen zu allen Weltmächten auf der Grundlage dessen, was sie selbst sein wollen.

Kurz gesagt, damit afrikanische Länder vom neuen Interesse am Kontinent profitieren, müssen sie Subjekte ihrer Geschichte werden, selbst bestimmen, was sie wollen und wohin sie wollen, und wer mit afrikanischen Ländern kooperieren will, muss sich den Rahmenbedingungen unterwerfen, die diese Länder und ihre regionalen und kontinentalen Organisationen selbst definieren und nicht umgekehrt.

Boniface Mabanza Bambu

Der Autor ist für die Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika KASA tätig.

Anmerkungen:
1. https://www.dw.com/de/deutschland-afrika-eu-ratspr%C3%A4sidentschaft-merkel/a-54000169
2. Frauke Banse, Compact with Africa – der deutsche Beitrag zur Investitionsliberalisierung und Finanzialisierung in Afrika, in: PROKLA Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft 49(194):79-98 · March 2019
3. David Pilling, The scramble for business in Afric: In: Financial Times (September 24, 2018) https://www.ft.com/content/62b1e38c-bd83-11e8-94b2-17176fbf93f5
4. David Pilling, a.a.O.
5. David Pilling, a.a.O.
6. Johannes Simon, Im Namen der Demokratie: Flüchtlingsabwehr um jeden Preis: https://www.blaetter.de/ausgabe/2017/november/im-namen-der-demokratie-fluechtlingsabwehr-um-jeden-preis
7. Amnesty International, Europäische Migrationspolitik: Der Khartoum-Prozess, 17.2.2017, www.amnesty-sudan.de.
8. Arbeit und Leben e.V., Afrika gibt es nicht. Beiträge zur Dekolonisierung des Alltagsdenkens. https://www.projekt-afrika-gibt-es-nicht.de/einleitung/
9. https://www.bbc.com/news/world-africa-51128950, s. auch Dossier Paradise Watch: Luanda Leaks, in afrika süd Nr. 3, 2020
https://www.afrika-sued.org/files/luanda_leaks_final_web.pdf