Ein Heer von Fahrer:innen transportiert Lebensmittel durch die südafrikanische Stadt. Ihr Leben und ihre Mühen bleiben von den Menschen, die sie beliefern, weitgehend unbeachtet. Der Fotojournalist James Oatway hat mehrere Monate damit verbracht, ihre Herausforderungen zu dokumentieren.
Von Stephan Hofstatter (Text) und James Oatway (Fotos)
Es ist Freitagabend in Johannesburg. Gerade erst wurden die Lockdown-Maßnahmen gelockert, nachdem die Corona-Infektionsraten ein Plateau erreicht hatten. Die sonst so unruhige Stadt erwacht langsam wieder zum Leben, und die Autos rasen wie eh und je über die vor Kurzem noch leeren Hauptverkehrsstraßen der Stadt.
Wir treffen kurz nach der Kollision an der Unfallstelle ein. Die blauen und roten Lichter der Einsatzfahrzeuge tauchen die Straße in ein gespenstiges Blinklicht. Zwei Essenskuriere auf Motorrädern wurden vom selben Auto umgefahren. Der Autofahrer versuchte zu fliehen, wurde aber von einem weiteren Motorradfahrer festgehalten. Eines der Motorräder ist vollständig plattgedrückt. Die Sitzbank hat sich gelöst und liegt nun inmitten zerbrochener Plastikteile und Glasscherben quer über der Straße. Daneben liegt eine schwarze Tragetasche aus Segeltuch, auf der das Uber Eats-Logo zu erkennen ist. ...
Übersetzt aus dem Englischen von Jana Zweyrohn.
James Oatway ist ein international mehrfach ausgezeichneter südafrikanischer Fotograf. Er ist als Senior Visuals Producer bei Reuters für Bildmaterial aus Afrika südlich der Sahara verantwortlich.
Zusammen mit dem Fotografen Alon Skuy veröffentlichte er einen Bildband über fremdenfeindliche Gewalt in Südafrika mit dem Titel [BR]OTHER, (erschienen bei Jacana, 2021). Er ist Mitverfasser des Buches The Battle of Bangui (erschienen bei Penguin Random House, 2021).
Der Beitrag ist eine gekürzte Fassung einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichten Reportage vom 15.2.2022.
https://www.fes.de/themenportal-gewerkschaften-und-gute-arbeit/artikelseite/ghost-riders-das-unsichtbare-leben-der-essenskuriere-in-johannesburg