Mauritius

Brücke zwischen den Kontinenten

Skyline von Port Louis Foto: Thierry/Wikipedia

Über ein Vierteljahrhundert war Zucker das marktbeherrschende Produkt der Insel. Vor knapp 50 Jahren setzte die Regierung auf eine Diversifizierung der Wirtschaft durch die Einrichtung von für den Export produzierenden Zonen (EPZ). Als eines der wenigen Länder hatte Mauritius damit einen Erfolg und Nutzen; zunächst im Textilsektor, dann in der IT-Branche. Seit Jüngstem offeriert sich die Insel als Finanzplatz, als „Schweiz“ im Indischen Ozean. Durch besondere Bedingungen und Verschwiegenheit lockt Mauritius Anleger vor allem aus Indien an.

Staat und Verwaltung

Offizielle Bezeichnung Republic of Maurititus; République de Maurice; Republik Mauritius
Unabhängigkeit 12. März 1968 (von Großbritannien)
Fläche 2.040 km2
Landesnatur Insel mit 177 km Küstenlinie; schmale Küstentieflandebene ansteigend zu Zentralplateau im Landesinneren; tropisches Klima, Südostpassate; warme, trockene Winter (Mai bis November); heiße, nass-feuchte Sommer (November bis Mai)
Höchste Erhebung Mont Piton (828 m)
Küste 177 km lang, Insel von Korallenriffen umgeben
Umweltprobleme Wasserverschmutzung, Rückgang der Korallenriffe
Einwohnerzahl 1.386.129 (Juli 2021 geschätzt)
Bevölkerungsdichte 679,5 Einwohner pro km2 Landfläche (eig. Berechnung)
Hauptstadt Port Louis
Landessprachen Amtssprachen: Englisch (von unter 1 % gesprochen) und Französisch 4,1 %; des weiteren: Kreolisch 86,5 %, Bhojpuri 5,3 %, Hindi, Urdu, Hakka
Religionen Hindus 48,5 %, Christen 32,7 % (Römisch-Katholisch 26,3 %, Evangelisch 6,4 %), Muslime 17,3 %, andere 1,3 %
Staatsform Republik, Parlamentarische Demokratie
Verfassung 12. März 1968, am 12. März 1992 ergänzt
Wahlrecht wahlberechtigt sind alle Bürger ab 18 Jahren
Exekutive Staatsoberhaupt: Präsident Pritivirajsing Roopun (seit Dezember 2019); Vize-Präsidentin Marie Cyril Eddy Boissézon (seit 2. Dezember 2019); Regierungsoberhaupt: Premierminister Pravind Jugnauth (seit 23. Januar 2017); Kabinett: vom Präsidenten auf Vorschlag des Premiers ernannt; Präsident und Vize von Nationalversammlung alle fünf Jahre gewählt; Premier und Stellvertreter vom Präsidenten ernannt, der Nationalversammlung verantwortlich
Legislative Einkammerparlament (Nationalversammlung) mit 70 Sitzen, 62 direkt vom Volk gewählt, acht von der Wahlkommission der verlierenden Partei ernannt, um ethnischen Minderheiten Repräsentationsraum zu gewähren
Parteien Alliance Lepep (Alliance of the People) (Koalition aus u.a. MSM und ML); Mauritian Labor Party (MLP, Parti Travailliste, PTR); Mauritian Militant Movement (Mouvement Militant Mauricien, MMM); Mauritian Social Democratic Party (Parti Mauricien Social Democrate, PMSD); Mauritian Solidarity Front (Front Solidarite Mauricienne, FSM); Militant Socialist Movement (Mouvement Socialist Mauricien, MSM); Muvman Liberater (ML); Patriotic Movement (Mouvement Patriotic); Rodrigues Peoples Organization (Organisation du Peuple Rodriguais, OPR)
Rechtssystem auf französischer Zivilgesetzgebung basierend, in einigen Gebieten vermischt mit Elementen des englischen Rechts
Justiz Supreme Court
Verwaltungsgliederung neun Distrikte: Black River, Flacq, Grand Port, Moka, Pamplemousses, Plaines Wilhems, Port Louis, Riviere du Rempart, Savanne; drei Schutzgebiete: Agalega Islands, Cargados Carajos Shoals, Rodrigues
Internationale Mitgliedschaften UNO und Unterorganisationen; Afrikanische Union (AU), Entwicklungsgemeinschaft SADC; Handelsgemeinschaft COMESA; Afrika-Karibik-Pazifik-Staaten (AKP); Welthandelsorganisation (WTO); Internationaler Währungsfond (IMF); Weltbank
Internationale Länderkategorien kein LDC - Status
(9 der 16 SADC-Staaten gelten nach UN-Bestimmungen als Least Developed Countries (LCD) - "am wenigsten entwickelte Länder" - und bekommen besondere Mittelzuwendungen)

Wirtschaft

Währung 1 Mauritius-Rupie (MUR) = 100 Cents
Wechselkurs

1 Euro = 48,0887 MUR (18.05.2021)

aktueller Wechselkurs: OANDA


Export / Importgüter
- Wichtige Exportgüter Kleidung und Textilien (24,9 %), Fisch (18,5 %), Zucker (10,2 %), Diamanten (4,9 %) (UN Comtrade 2019)
- Wichtige Importgüter Erdöl und Mineralölprodukte (17 %), Fahrzeuge (5,67 %), Fisch (4,1 %), Medikamente (2,5 %), Sendegeräte (2,3 %), Diamanten (1,5 %) (UN Comtrade 2019)

Wichtige Handelspartner
- Export Frankreich (12,6 %), Großbritannien (11,1 %), USA (10,7%), Südafrika (10,4 %), Madagaskar (7,2 %), Italien (5,5 %), Spanien (4,4 %) (UN Comtrade 2019)
- Import China (16,6 %), Indien (13,8 %), Südafrika (8,1 %), Vereinigte Arabische Emirate (7,3 %), Frankreich (7 %), Spanien (3,1 %) (UN Comtrade 2019)

Infrastruktur
- Eisenbahn 0 km
- Straßen 2.428 km (davon 2.379 km einschließlich 99 km Expressstraßen befestigt)
- Flugplätze 5 (davon 2 mit befestigten Start- und Landebahnen)
- Häfen Port Louis an der Nord-West-Küste

 

Weitere wirtschaftliche Indikatoren siehe Ländervergleich Wirtschaft
Soziale Indikatoren siehe Ländervergleich Soziales

Chronologie

Die Entstehung der Insel
vor ca. 200 bis 8 Mio. Jahren Der einstige Urkontinent, der Afrika, Amerika, Australien, Asien und Europa umfasst, driftet auseinander. Dabei entsteht ein Hochplateau im südlichen Indischen Ozean, auf der die Inselgruppe der Maskaren liegt. Diese gewaltigen tektonischen Verschiebungen führen zu Vulkanausbrüchen, die die Insel Mauritius entstehen lassen. Die Insel bleibt unbewohnt.

Die Araber auf Mauritius
um Christi Geburt Es ist anzunehmen, dass schon vor den Arabern phönizische Seefahrer die Insel besuchen.
um 1000 Arabische Seefahrer entdecken die Insel, versuchen jedoch nie auf ihr zu siedeln, da deren Entfernung zum üblichen Handelsweg der Araber zu groß ist.
1153 Es ist zu vermuten, dass auf einer Karte des Arabers Al Sharif El-Edrissi Mauritius eingezeichnet ist. Nach dieser Karte soll der Araber Hassan Ibn Ali im Jahre 957 die Insel gesichtet haben.
1507 Die Portugiesen entdecken die Insel. Von Diego Fernandez Perera wird sie Ilha do Cirne genannt.
1512 Der Seefahrer Pedro Mascarenhas entdeckt Mauritius neu. Auch die Portugiesen siedeln nicht auf der Insel, sondern benutzen sie nur als Station auf ihrem Seeweg. So werden hier Wasser- und Lebensmittelvorräte aufgefrischt. Zu diesem Zweck setzen die Portugiesen fremde Nutztiere aus, die die ursprüngliche Inselflora und -fauna zerstören.
1513 Die Maskaren werden nach Pedro Mascarenhas benannt.

Die Holländer auf Mauritius
1598 Die Holländer annektieren die Insel und geben ihr ihren heutigen Namen. Mauritius bzw. Ile Maurice wird zu Ehren ihres Statthalters nach Prinz Moritz von Nassau benannt.
1638 bis 1710 Die Holländer gründen die ersten Siedlungen auf Mauritius in Port South East. Sie trotzen Rattenplagen, Erdrutschen und Wirbelstürmen und führen das Zuckerrohr, den Grundstock für Mauritius spätere Monokultur, ein. Einheimische Tiere wie der Dodo und die Elefantenschildkröte werden durch Import von europäischen Vieh (Rotwild, Schweine) vernichtet. Die Holländer bringen die ersten Sklaven aus Afrika und Madagaskar auf ihre Zuckerrohrplantagen nach Mauritius.
1710 Die Holländer verlassen die Insel.

Die Franzosen auf Mauritius
1715 Frankreich übernimmt Mauritius und kämpft dort gegen Seeräuber, die auf der Insel Stützpunkte eingerichtet haben. Die Insel wird unter Hoheit der französischen Ostindien-Kompanie in Ile de France umbenannt.
1721 bis 1810 Frankreich importiert Sklaven aus Asien, Afrika, und Madagaskar für die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen. Nur 15% der damaligen Bevölkerung waren Europäer, die anderen 85% setzten sich aus Sklaven aus verschiedene Teilen der Welt zusammen.
1735 Unter dem Gouverneur Mahé de Labourdonnais bekommt die Insel neuen Aufschwung. Unter ihm wird auch die Hauptstadt Port Louis gegründet.
1748 Ein Invasionsversuch der Engländer scheitert.
1793 Es kommt zum Krieg zwischen England und Frankreich.
1796 Frankreich schafft die Sklaverei ab. Dies stößt jedoch auf Proteste auf Mauritius, die dazu führen, dass die Abolitionsgesetze hier nicht durchgesetzt werden können.
1808 Der Code Napoleon, das französische Gesetzbuch, wird auf Mauritius eingeführt und gilt bis heute.
1810 Die Briten besetzen die Insel.

Die Briten auf Mauritius
1814 Nach dem Frieden von Paris werden die Inseln Rodrigues, Mauritius und die Seychellen Großbritannien übereignet. Die Briten geben der Insel ihren alten Namen Mauritius zurück.
1835 Die Sklaverei wird von den Briten abgeschafft. Damit es nicht erneut zu Unruhen kommt, entschädigt Großbritannien die Sklavenhalter. Nun werden chinesische und indische Kontraktarbeiter beschäftigt.
1862 Die erste Eisenbahnstrecke wird eingeweiht.
1866/67 Zehntausende fallen einer Malaria-Epidemie zum Opfer.
1872 Eine königliche Kommission zur Überprüfung der Probleme indischer Kontraktarbeiter wird einberufen.

Der Weg zur Unabhängigkeit
1885 Die von William Newton und Virgile Naz gegründete Reformbewegung führt zur Verfassungsgebung.
1901 Mohandas Karamchand, genannt Mahatma, Gandhi besucht die Insel und kämpft hier für die Rechte seiner indischen Landsleute. Sein Besuch löste starke Befreiungsbewegungen aus, die zu besseren Lebensbedingungen und mehr politischen Rechten für die Inder führen.
1936 Die erste Partei, die Mauritian Labour Party (MLP), wird gegründet.
1947 Das Wahlrecht wird für alle alphabetisierte Mauritier eingeführt.
1958 Die letzten Einschränkungen des Wahlrechts werden aufgehoben.
1966 Großbritannien gewährt Mauritius innere Autonomie. Die politischen Gruppen sind in der Frage der politischen Unabhängigkeit, des Verbleibs bei Großbritannien oder der Reorientierung nach Frankreich gespalten. Die MLP unter Führung von Seewoosagur Ramgoolam, die die Interessen der kreolischen und indischen Kleinbauern und Arbeiter vertritt, spricht sich für völlige Unabhängigkeit aus. Die Parti Mauricien Social-Démocrate (PMSD), die ihrerseits die Interessen der Zuckerbarone und der kreolischen Elite repräsentiert, aber auch bei den kreolischen Unterschichten Unterstützung findet, ist aus Angst vor dem Verlust des Commonwealth-Zuckermarktes für ein Verbleiben der Insel bei Großbritannien.
1967 Mit dem Sieg der Independence Party (IP), einem Bündnis von MLP, dem Committee of Muslims (Händlerinteressen) und dem Independence Forward Block (Betonung der Hindu-Kultur) bei den Wahlen von 1967 fällt die Entscheidung für die Unabhängigkeit. Großbritannien sichert sich vorsorglich die Insel Diego García als Flottenstützpunkt, der 1976 an die USA abgetreten wird.
12. März 1968 Mauritius wird offiziell von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen. Der Vorsitzende der Labour Party, Seewoosagur Ramgoolam, wird erster Premierminister von Mauritius. Nach der Unabhängigkeit entwickeln sich ein funktionierender Parlamentarismus, Pluralismus und Rechtsstaatlichkeit.
1970 bis 1980 Die 1969 gegründete sozialrevolutionäre Bewegung Mouvement Militant Mauricien (MMM) fordert unter Führung von Paul Bérenger die konservative Regierung heraus. Diese reagiert erfolglos mit drakonischen polizeilichen Maßnahmen. Die liberalen Errungenschaften werden davon zeitweise bedroht. Doch in den 80er Jahren gelingt die Einbindung der MMM in das politische System.
1982 Die politische Allianz aus (MMM) und der 1981 gegründeten Parti Socialiste Mauricien (PSM) gewinnt die Wahlen haushoch (62 der 66 Sitze). Hierauf wird Sir Anerood Jugnauth, Vorsitzender der MMM, neuer Premierminister.

Die Republik Mauritius
1992 Cassam Uteem wird im Juli erster Präsident von Mauritius. Damit löst sich Mauritius von der britischen Queen als Repräsentantin des Landes. Eine Präsidialrepublik wird ausgerufen. Die Insel Rodrigues, die bis dahin unter Verwaltungsobrigkeit von Mauritius stand, gehört zur Republik. Sir Anerood Jugnauth bleibt Premier.
1995 Die Parlamentswahlen am 20. Dezember gewinnt die MLP/MMM. Nivanchandra Ramgoolan, Sohn des früheren Premiers Seewoosagur, wird neuer Premierminister.
1997 Präsident Cassam Uteem wird bei den Präsidentschaftswahlen am 18. Juni wiedergewählt.
2000 MMM und die Mouvement Socialiste Militant gewinnen die Allgemeinen Wahlen am 11. September und stellen Sir Anerood Jugnauth erneut als Premierminister.
2002 Präsident Cassam Uteem reicht aus Protest gegen ein unstrittenes Anti-Terror-Gesetz im Februar seinen Rücktritt ein. Sein Nachfolger wird Carl Auguste Offmann.
2003 Premier Sir Anerood Jugnauth erklärt am 30. September seinen Rücktritt. Vize-Premier Paul Bérenger übernimmt sein Amt. Am 10. Oktober löst Jugnauth den amtierenden Präsidenten Offmann ab. Dies war in den Koalitionsvereinbarungen zu den Wahlen im Jahre 2000 vereinbart worden.
2004 In enger Zusammenarbeit mit Indien will die Regierung von Mauritius bei der Hauptstadt Port Louis eine Export Processing Zone für die elektronische Industrie errichten, um den Anschluss Afrikas an das Zeitalter zu fördern. Die Regierung von Mauritius fordert von Großbritannien die Rückgabe der Chagos Inseln, die 1965 abgetrennt wurden. Die 60 Inseln liegen im Indischen Ozean etwa 1000 km von Mauritius entfernt.  
2005 Bei den Wahlen kann die bisherige Oppositionspartei Soziale Allianz unter der Führung von Navin Ramgoolam einen deutlichen Sieg einfahren. Sie gewinnt 42 der 62 Parlamentssitze. Die bisherige Regierungsallianz aus MMM und Mouvement Socialiste Militant tritt zwar trotz erheblicher Meinungsverschiedenheiten wieder gemeinsam an, kann sich aber nicht mehr behaupten. Die Wahlbeteiligung liegt bei 81 Prozent. 
2006 Die Regierung verbietet alle Tabak- und Alkoholwerbung an Plätzen und Straßen. Mit dieser Maßnahme soll der steigende Alkohol- und Tabakgenuss eingedämmt werden, vor allem bei der Jugend.
2007 Der schwere Zyklon Gamedé verheert die Insel. Bis zu dreißig Prozent der Zuckerrohrplantagen und die Hälfte der Gemüseanbauflächen werden zerstört. 70 Prozent der Haushalte sind wochenlang ohne Strom.
2008 Das Parlament hat eine Kommission eingesetzt, die die Geschichte der Sklaverei auf der Insel in allen Einzelheiten erforschen soll. Das Projekt wird vom Südafrikaner Robert Shell geleitet. Die Sklaverei begann 1715 unter französischer Kolonisierung und wurde 1835 unter britischer Herrschaft abgeschafft. Sklaven auf den Zuckerplantagen wurden durch Arbeiter aus Indien ersetzt.
2009 Mit Jahresbeginn tritt in Mauritius ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz in Kraft. Die Verfassung garantiert zwar die allgemeinen Menschenrechte, doch wurden angehörige ethnischer Minderheiten und Frauen im öffentlichen Leben und in der Arbeitswelt bisher systematisch benachteiligt. Das neue Gesetz verbietet konkret jede direkte oder indirekte Benachteiligung einer Person aufgrund von Alter, Geschlecht, Herkunft, politischer Einstellung, sexueller Orientierung oder des Familienstandes. Es wird ein eigenes Gericht ernannt, das über Klagen befinden soll.
2010 Bei den Parlamentswahlen am 5. Mai erringt die Koalition Alliance de L'Avenir (Allianz der Zukunft) aus der Parti Travailliste (Arbeiterpartei, PTR) unter Premierminister Navin Ramgoolam, der Mouvement Socialiste Mauricien (Sozialistische Mauritische Bewegung, MSM) und der Parti Mauricien Social-Démocrate (Mauritische Sozialdemokratische Partei, PMSD) 49,7 Prozent der Stimmen (41 Sitze). Die von der Mouvement Militant Mauricien (Militante Mauritische Bewegung) geführte Koalition Alliance du Coeur (Allianz des Herzens) unter Paul Bérenger folgt mit 42 Prozent. Aufgrund des komplizierten Wahlsystems, das die Balance der verschiedenen ethnischen Gruppen der Inseln wahren soll, erhält sie nur 18 Sitze. Herausforderer Bérenger gesteht seine Niederlage ein, kritisiert jedoch die Wahlberichterstattung.
2012 Die Fischer von Mauritius beschweren sich sich über ein Fangabkommen mit der Europäischen Union. Das Abkommen erlaubt europäischen Fischereiflotten, jährlich 5.500 Tonnen Fisch in den Gewässern von Mauritius zu fangen. Die Lizenzen bringen Mauritius lediglich 660.000 Euro ein. Die heimischen Fischer können mit den großen nicht mithalten. Ihre Fänge haben sich halbiert.
2013

Nach Daten, die dem Internationalen Journalistennetz ICIJ zugespielt wurden und u.a. von der Süddeutschen Zeitung und dem NDR ausgewertet wurden, hat sich Mauritius seit 1992 zu einer veritablen Steueroase entwickelt. Vor allem indische Anleger deponieren ihr Geld auf der Insel und investieren es zurück auf dem Subkontinent. Zwischen 2000 und Mai 2012 sind 38 Prozent oder 65,3 Mrd. US-Dollar der ausländischen Direktinvestitionen in Indien über Mauritius geflossen. Ende 2010 gibt es 27.500 Beteiligungsgesellschaften. Sie verfügen zusammen über 400 Mio. US-Dollar. Eine Unternehmensgründung kostet in Mauritius nur 10.000 US-Dollar, die Formalitäten dauern nur zwei Wochen. Praktisch alle großen Geldhäuser und Beteiligungsgesellschaften haben Niederlassungen auf Mauritius, darunter auch die Deutsche Bank.

2014

Im September schmieden Navin Ramgoolam und Paul Bérenger mit ihren Parteien PTR und MMM eine Wahlallianz, worauf die MAM unter Aberood Jugnauth mit PMSD und der neuen Partei Muvman Liberater (ML) ein eigenes Bündnis, die Allianz Lepep, schließen. Bei den Parlamentswahlen am 10. Dezember erhält das von Ramgoolam geführte Parteienbündnis PTR-MMM nur 13 Sitze. Die oppositionelle Allianz Lepep erlangte die Macht und 47 der 62 Parlamentssitze. Anerood Jugnauth wird neuer Premierminister, der 84-Jährige war bereits zwischen 1982 und 2012 wiederholt Regierungschef des Inselstaats.

Bei den Wahlen wird ebenfalls über ein Vorhaben zur Verfassungsreform entschieden, das die Macht des Präsidenten erweitert hätte. Diese Reform wird von den Wählern jedoch abgelehnt.

2015

Wegen Verdachts auf Geldwäsche und Falschaussagen wird Ex-Premierminister Ramgoolam im Februar verhaftet. Dieser beteuert jedoch seine Unschuld. Einige seiner engsten Vertrauten geraten ebenfalls ins Visier der Justiz. Sie sollen nach der Wahlniederlage Geld ins Ausland geschafft haben. Auch der frühere Direktor der Bank of Mauritius, Rundheersing Bheenick, wird wegen unseriöser Geldgeschäfte festgenommen.

Das Durchgreifen wird der neuen Regierung zugeschrieben. Zehn Jahre zuvor seien solche Fälle noch vertuscht worden, da sich Allianzen zwischen den konkurrierenden Partien bildeten und die herrschenden Vertreter gegenseitige Unterstützung zur Machtausübung brauchten. Doch die steigende Mittelschicht und die gut ausgebildete Jugend sei kritischer geworden, vor allem mit dem Wahlversprechen gegen Korruption ist die Alliance Lepep an die Macht gekommen. Es herrscht jedoch weiterhin Skepsis, ob das Durchgreifen gegen Einzelpersonen nur Taktik ist und im Hintergrund der Klientelismus weiter läuft. Viele hoffen daher auf klare Vorschriften und eine unparteiische Justiz für die Zukunft.

Am 5. Juni wird die prominente Wissenschaftlerin Ameenah Gurib-Fakim als Präsidentin von Mauritius vereidigt. Sie löst damit ihren Vorgänger Kailash Purryag ab, der wenige Tage zuvor zurückgetreten war. Er hatte dieses Amt seit Juli 2012 bekleidet. Die erste Präsidentin des Landes und Angehörige der muslimischen Minderheit betont in ihrer Antrittsrede, dass sie die wirtschaftlichen Möglichkeiten und das Einkommen der Bevölkerung verbessern wolle. Sie ist international anerkannte Expertin für organische Chemie und Phytotherapieforschung.

Mauritius ist stark vom Klimawandel betroffen, hinsichtlich der Vulnerabilität gegenüber Naturgefahren steht der Inselstaat im weltweiten Vergleich an siebter Stelle. Zuletzt wurde Mauritius im Dezember 2014 und April 2015 von schweren Stürmen und Überflutungen heimgesucht. Daher wird Anfang Oktober 2015 eine Konferenz zum Thema Katastrophenmanagement organisiert.

2016

Das britische Außenministerium hat verlautbaren lassen, dass die damals vom Chagos-Archipel vertriebenen Bewohner nicht dorthin würden zurückkehren können. Vor dem Parlament begründet Baroness Joyce Anelay, man habe sich gegen die Wiederansiedlung der Chagossen auf Grundlage von Machbarkeit, Kosten für den britischen Steuerzahler sowie Verteidigungs- und Sicherheitsinteressen entschieden. Daraufhin kündigt Mauritius seinerseits an, den Fall vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu bringen. Das Chagos-Archipel ist seit dem Ende des Kolonialismus Großbritanniens letztes verbliebenes Territorium im Indischen Ozean und besitzt große strategische Bedeutung. Zuletzt spielt die US-Militärbasis auf der ansonsten unbewohnten Inselgruppe eine wichtige Rolle während des Irakkriegs.

2017

Am 23. Januar tritt Premierminister Sir Anerood Jugnauth im Alter von 86 Jahren wie angekündigt von seinem Amt zurück. Jugnauth, der bereits an den Verhandlungen zur Unabhängigkeit entscheidenden Anteil hatte, war insgesamt 21 Jahre lang Premierminister: von 1982 bis 1995, von 2000 bis 2003 und zuletzt seit 2014. Zwischen 2003 und 2012 bekleidete er überdies neun Jahre lang das Amt des Präsidenten. Ihm folgt sein Sohn und bisheriger Verteidigungsminister Pravind Jugnauth ins Amt, während Jugnauth Senior wiederum als Verteidigungsminister am Kabinettstisch seines Sohnes Platz nimmt. Beide sind Angehörige der indischstämmigen Mehrheit auf Mauritius. Der neue Premierminister hatte seit 2000 verschiedene Ministerposten inne und war 2010 in einem Korruptionsskandal bereits zu einem Jahr Haft verurteilt worden, wurde aber in der Revision freigesprochen.

2018

Im März muss Präsidentin Gurib-Fakim infolge eines Korruptionsskandals zurücktreten. Sie nutzte eine Kreditkarte des Hilfswerks „Planet Earth Institute" (PEI) für private Käufe im Wert von ca. 25.000 Euro für Kleider, Schuhe und Schmuck. Doch letztlich war es die Verwicklung des angolanischen Geschäftsmannes Álvaro Sobrinho in den Skandal, der sie zum Rücktritt zwang. Sobrinho ist einer der Direktoren des PEI und als Vertrauter der ehemaligen Präsidentenfamilie Dos Santos tief in den Skandal um Kapitalflucht aus Angola verstrickt, der im Rahmen der „Paradise Papers" (siehe Dossier „afrika süd" 01/2019) bekannt wurde. Er soll ca. 600 Millionen US-Dollar als Direktor der Banco Espírito Santo Angola veruntreut haben. Seit 2015 hatte er mehrfach versucht, auf Mauritius zu investieren, bis ihm 2017 schließlich die Gründung einer Investmentbank genehmigt wurde. Gurib-Fakim wurde daraufhin Bestechlichkeit vorgeworfen. Mit ihrem Rücktritt gibt es vorerst kein weibliches Staatsoberhaupt mehr auf dem afrikanischen Kontinent. Die politischen Konsequenzen ihres Rücktritts sind eher gering, da das Präsidentenamt auf Mauritius eher repräsentative Aufgaben vorsieht. Ihr Nachfolger ist Barlen Vyapoori.

2019

Der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen in Den Haag hat Großbritannien in einem Schiedsspruch dazu aufgefordert, das Chagos-Archipel an Mauritius abzutreten. Es liegt über 2000 km nordöstlich von Mauritius und ca. 500 km südlich der Malediven im Indischen Ozean. In den 1960er-Jahren trennte die damalige Kolonialmacht Großbritannien die Chagos-Inseln von Mauritius ab, obwohl beide Inselgruppen zuvor immer eine administrative Einheit gebildet hatten. So verblieb das Archipel nach der Unabhängigkeit von Mauritius im Jahr 1968 weiterhin unter britischer Kontrolle. In den folgenden Jahren bis 1973 wurden die ca. 2000 Einwohner des Archipels zwangsweise nach Mauritius, Großbritannien und die Seychellen umgesiedelt. Stattdessen wurde auf der größten Insel, Diego Garcia, ein Militärstützpunkt errichtet, der seither an die USA verpachtet wird. Der Vorsitzende Richter Abdulqawi Ahmed Yusuf bezeichnete die damalige Abspaltung als unrechtmäßigen Akt und forderte das Vereinigte Königreich auf, die Verwaltung des Archipels alsbald zu beenden. Das Urteil ist zwar rechtlich nicht bindend, doch von großer symbolischer Bedeutung, da die UN-Vollversammlung das Gericht mit einer Einschätzung beauftragt hatte.

2020

Auf Grund von drastischen Maßnahmen kann das Land den Ausbruch der weltweiten Covid-19-Pandemie einigermaßen gut kontrollieren. Bereits im Februar kommt es zu Gesundheitskontrollen am Flughafen und nach Bekanntwerden der ersten Fälle auch zu scharfen Ausgangssperren. Zeitweise sind die Grenzen geschlossen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie trifft den Inselstaat besonders wirtschaftliche hart, da er zu großen Teilen vom Tourismus lebt.

Am 25. Juli läuft das japanische Frachtschiff MV Wakashio vor Mauritius auf ein Korallenriff auf und verliert ab 6. August Öl. Am 15. des Monats bricht das Schiff entzwei. Insgesamt gelangen mindestens 1000 Tonnen Öl in den Ozean. Bei Bergungsversuchen sterben vier Arbeiter. Diese zweite Krise des Jahres, trifft das Land noch weitaus härter als die weltweite Pandemie. Vom Öl bedroht ist die die Artenvielfalt, die Ernährungsversorgung und die Tourismusindustrie, da alle drei Sektoren von einem funktionieren maritimen Ökosystem abhängen. Der Premierminister ruft im August den Umweltnotstand aus. Viele Bewohner, die entweder von der Fischerei oder vom Tourismus abhängig sind, stehen ohne Perspektive vor dem wirtschaftlichen Ruin. Die Katastrophe führt auch zu politischen Unruhen. 150.000 Demonstranten gehen auf die Straße, da sie mit dem Krisenmanagement der Regierung unzufrieden sind.

Im Oktober verkündet Großbritannien, dass es den Souveränitätsanspruch von Mauritius, welches die Rückgabe der Chagos-Inseln fordert, nicht anerkennt. Damit setzt sich das Königreich über die Entscheidung der UN-Generalversammlung hinweg. 2019 hatte sich diese mit deutlicher Mehrheit von 116 gegen 6 Stimmen für eine Rückgabe ausgesprochen.

2021

Ende Januar hat das Seerechtstribunal der Vereinten Nationen das Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) und eine Abstimmung in der UN-Generalversammlung bestätigt und Großbritannien aufgefordert, den Chagos- Archipel an Mauritius zurückzugeben. Die Inselgruppe im Indischen Ozean umfasst eine US-Militärbasis. Das Vereinigte Königreich hat gesagt, dass es die Inseln zurückgeben werde, wenn sie nicht mehr für Verteidigungszwecke benötigt werden. Es gibt jedoch einen wachsenden internationalen Konsens, dass Großbritannien den Prozess der Dekolonisierung sofort abschließen sollte.

(Stand: Mai 2021)