Mosambik

Wachstumsland am Indischen Ozean

Costa do Sol bei Maputo, Foto: Lothar Berger

Das südostafrikanische Land am Indischen Ozean galt nach seiner Unabhängigkeit 1975 als sozialistisches Gegenmodell zur Apartheid in Südafrika. Nach dem abrupten Tod seines ersten Präsidenten Samora Machel entwickelte sich Mosambik bald zum Musterland westlicher Entwicklungshilfe.  Der neu entdeckte Rohstoffreichtum hat dem Land ein anhaltendes Wirtschaftswachstum beschert, doch der Reichtum geht an der überwiegend ländlichen Bevölkerung vorbei. Mosambik bleibt trotz des Rohstoff-Bonanzas eines der ärmsten Länder der Region.

Staat und Verwaltung

Offizielle Bezeichnung República de Moçambique; Republik Mosambik
Unabhängigkeit 25. Juni 1975 (von Portugal)
Fläche 799.380 km² (inkl. Binnengewässer)
Landesnatur ausgedehntes Tiefland an der Küste (44 %), niederes (17 %) und mittleres Plateau im Nordwesten (26 %), Bergland im Westen (13 %); tropisches bis subtropisches Klima
Höchste Erhebung Monte Binga, Provinz Manica (2.436 m)
Küste 2.470 km (Sümpfe, Delta, Lagunen, Sand)
Umweltprobleme Dürren, Zyklone und Fluten; Entwaldung (Brennholz und Edelholzeinschlag), Kriegsfolgen, Elefantenjagd, Küstenerosion
Einwohnerzahl 30.888.034 (Juli 2021 geschätzt)
Bevölkerungsdichte 38,6 Einwohner pro km2 Landfläche (eig. Berechnung)
Hauptstadt Maputo, 1,1 Mio./Agglomeration 2,7 Mio. (Stand 2017)
Landessprachen Portugiesisch 16,6 % (Amtssprache), Makhuwa 26,1 %, Tsonga 8,6 %, Nyanja 8,1 %, Lomwe 7,1 %, Cisena 7,1 % u.a.
Religionen

Katholiken 27,2 %, Muslime 18,9 %, Zionisten 15,6 %, Pfingstkirchen 15,3 %, Anglikaner 1,7 %, andere 4,8 %, keine 13,9 %

Staatsform Parlamentarische Republik; Mehrparteiendemokratie
Verfassung 30. November 1990
Wahlrecht Allgemeines Wahlrecht ab 18 Jahren; Wahl alle fünf Jahre; Verhältniswahlrecht
Exekutive Staatspräsident: Filipe Jacinto Nyusi (seit 15. Januar 2015); Ministerpräsident und Regierungschef: Carlos Agostinho do Rosário (seit 17. Januar 2015); Präsident vom Volk für fünf Jahre gewählt, Ministerpräsident vom Präsidenten ernannt
Legislative Einkammerparlament (Nationalversammlung) mit 250 Sitzen, alle fünf Jahre vom Volk gewählt
Parteien Frente de Libertação de Moçambique (FRELIMO; Regierungspartei, 184 Abgeordnete seit Wahlen Oktober 2019); Resistência Nacional de Moçambique (RENAMO; frühere Guerrillabewegung, 60 Sitze; MDM (Movimento Democrático de Moçambique) 6 Sitze
Rechtssystem Portugiesisches (angepasstes) Zivilrecht, traditionelles Recht
Justiz Oberstes Gericht (Tribunal Supremo), Richter teilweise vom Parlament gewählt, teilweise vom Präsidenten berufen
Verwaltungsgliederung 11 Provinzen (einschl. der Hauptstadt Maputo) mit Gliederung in Distrikten: Maputo, Maputo Cidade, Gaza, Inhambane, Sofala, Manica, Tete, Zambézia, Nampula, Niassa, Cabo Delgado; nach Verwaltungsreform bislang 43 Städte und Gemeinden
Internationale Mitgliedschaften UNO und Unterorganisationen; Afrikanische Union (AU), Entwicklungsgemeinschaft SADC; Afrika-Karibik-Pazifik-Staaten (AKP); Extrative Industries Transparency Initiative (EITI); Welthandelsorganisation (WTO); Internationaler Währungsfond (IMF); Weltbank
Internationale Länderkategorien LDC - Status, low-income economy
(9 der 16 SADC-Staaten gelten nach UN-Bestimmungen als Least Developed Countries - "am wenigsten entwickelte Länder" - und bekommen besondere Mittelzuwendungen)

Wirtschaft

Währung 1 Neuer Metical (MZN) = 100 Centavos
Wechselkurs

1 Euro = 70,8263 MZN (19.05.2021)

aktueller Wechselkurs: OANDA


Export / Importgüter
- Wichtige Exportgüter Kohle (24 %), Aluminium und Produkte (19 %), Erdgas (6,4 %), Tabak (5,2 %), Strom (5 %), Titanerze (4 %), Gold (4 %), Holz (3,8 %), Erdöl (3,7 %) (OEC 2019)
- Wichtige Importgüter Erdöl (22 %), Chrom (4,9 %), Eisen (3,5 %), Aluminium (2,9 %), Strom (2,7 %), Reis (2,2 %), Ferrolegierung (2,1 %), Kupfer (1,6 %) (OEC 2019)

Wichtige Handelspartner
- Export Südafrika (16,2 %), Indien (13 %), China (11,5 %), Italien (7 %), VAE (4,8 %), Deutschland (4,8 %), Spanien (4,2 %), Japan (3,2 %), Südkorea (3 %), Polen (2,9 %), Niederlande (2,4 %), USA (2,3 %), Belgien (2,3 %) (OEC 2019)
- Import Südafrika (31,3 %), Indien (18,3 %), China (16,8 %), Simbabwe (3 %), Australien (3 %), VAE (2,2 %), Portugal (1,9 %), Malaysia (1,8 %), USA (1,6 %), Japan (1,5 %) (OEC 2019)

Infrastruktur
- Eisenbahn 4.787 km
- Straßen 31.083 km (davon 7.365 km befestigt)
- Flughäfen 89, davon 21 mit befestigter Landebahn
- Häfen Maputo, Beira, Nacala, Inhambane, Pemba, Quelimane

 

Weitere wirtschaftliche Indikatoren siehe Ländervergleich Wirtschaft
Soziale Indikatoren siehe Ländervergleich Soziales

Chronologie

Vor- und Frühgeschichte
ca. 3000 v. Chr. Spätestens seit dieser Zeit ist die Existenz von paläolithischen Jäger- und Sammlergruppen auf dem Gebiet des heutigen Mosambik bekannt. In kleinen Familienverbänden durchstreiften sie das Land und entwickelten über Jahrhunderte hinweg eine Art Halbnomadentum mit beginnendem Ackerbau.
ca. 300 n. Chr. Die paläolithische Kulturen werden durch Ackerbau und Viehzucht betreibende Bantu-Völker zurückgedrängt, die bereits Eisen verarbeiten. Die Bantu assimilieren die ansässigen Volksgruppen oder verdrängen sie in unwirtliche Siedlungsräume.
9./10. Jh. Ein ausgeprägtes Küstenhandelsnetz bildet sich am Indischen Ozean. Die Hafenstädte gewinnen eine Mittlerfunktion im Gold-, Elfenbein und Sklavenhandel zwischen Binnenstaaten und anderen Staaten am Indischen Ozean. Arabische Kaufleute lassen sich in den Hafenstädten (Sofala, Quelimane, Angoche, Ilha de Moçambique) nieder.
13. bis 15. Jh.

Blütezeit des Monomotapa-Reiches (Mwene Mutapa) und des Handels über mosambikanische Hafenstädte mit Indien und China. Das Monomotapa-Reich, das bis zum 18. Jahrhundert besteht, erstreckt sich über ein riesiges Territorium, das vom Südufer der Sambesi bis zum Save und in das heutige Simbabwe hineinreicht und zahlreiche ethnische Gruppen zu einem staatenähnlichen Gebilde zusammenfasst. Es gibt bereits eine fortgeschrittene Arbeitsteilung, der tributgebundene Staat besitzt ein Heer, eine Polizei und eine Art Steuerbehörde. Die Dorfgemeinschaften müssen monatlich sieben Tage für den Staat arbeiten.

Seit 1600 expandieren die Marave-Staaten nordöstlich des Monomotapa-Reiches in ein weites Gebiet zwischen Sambesi, Nyassa-See und dem Indischen Ozean. Auch hier hat die Aristokratie das Monopol über den Handel vorwiegend mit Eisen inne und beruft sich auf eine göttliche Macht.


Europäische Landnahme und Kolonisierung
1498 Eine portugiesische Handelsflotte unter Vasco da Gama landet auf dem Weg nach Indien in der Delagoa-Bucht (Maputo) und errichtet einen Handelsstützpunkt.
16./17. Jh. Der Verfall der Binnenreiche im Südlichen Afrika beginnt. Das Monomotapa-Reich wird u.a. wegen der reichen Goldvorkommen unter die portugiesische Krone gesetzt. Die portugiesische Siedlungspolitik versucht, eine halbfeudale Plantagenwirtschaft unter Ausnutzung afrikanischer Sklavenarbeit (Prazos-System) zu etablieren.
1752 Mosambik wird portugiesische Kronkolonie (Generalgouvernement). Der arabisch-portugiesische Vertrag legt die heute gültige Landesgrenze am Rio Rovuma in Cabo Delgado fest.
18./19. Jh. Sklaven werden zum wichtigsten Handelsgut der europäischen Kolonien. Schätzungen gehen von einer Gesamtzahl der exportierten Sklaven von 0,4 bis 2,8 Mio. aus. Bis heute sind Teile der Provinzen Niassa und Cabo Delgado weitgehend entvölkert. Ab 1870 geht der Sklavenhandel zurück, doch trotz Verbots werden bis 1912 Sklaven exportiert.
um 1820 Gründung des Gaza-Reiches durch Soshangane im Süden Mosambiks. Es erstreckt sich vom heutigen Maputo bis zum Sambesi. Soshanganes Thronfolger Gungunhana wird zum größten Feind der Portugiesen.
ab 1884/85 Nach der Berliner Kongo-Konferenz wird das gesamte Territorium durch Portugal militärisch besetzt.
1891 Trotz aller Versuche einer "echten" Kolonisierung liegt die Kontrolle über das Land in den Händen ausländischer Firmen. Rund ein Drittel des nationalen Territoriums wird als Konzession an die englischen Gesellschaften Niassa Company, Mozambique Company oder die British Sena Sugar Estates vergeben.
1896 Der antikoloniale Widerstand des Gaza-Reiches unter Gungunhana wird militärisch gebrochen.
1904 Barué-Aufstand gegen die Kolonisierung
1914-1918 Zehn Mosambikaner sterben im Kampf gegen das von Deutschland besetzte Tanganyika.
1926 Antonio Salazar putscht sich in Portugal an die Macht. Das Mutterland erhält das Handelsmonopol. Salazars Großmachtträume führen zur Einführung von Zwangsanbau von Baumwolle und Reis, Zwangsarbeit (chibalo) im Straßenbau und für Eisenbahnen, Kopf- und Hüttensteuern, Unterdrückung freier Meinungsäußerung, Erschießungen ohne Gerichtsverfahren und zu zahlreichen anderen Repressionen gegen die afrikanische Bevölkerung. Erst in dieser Zeit gelingt es Portugal, in allen Teilen Mosambiks präsent zu sein. Mit Unterstützung kooptierter oder eingesetzter traditioneller Führer zwingt die Kolonialmacht die Landbevölkerung zur Einhaltung der Gesetze.
1928 Mit der Südafrikanischen Union wird ein Vertrag über Wanderarbeiter aus Mosambik abgeschlossen.
1952 Die Kolonie Mosambik wird zur "Überseeprovinz" deklariert

Vom Widerstand zur Unabhängigkeit
1960 Am 16. Juni verüben die Portugiesen Mueda (Cabo Delgado) ein Massaker an der Bevölkerung. 600 unbewaffnete Demonstranten werden von portugiesischen Truppen erschossen. Das Massaker wird später als Beginn des Befreiungskampfes gesehen.
1962 Mit Unterstützung Julius Nyerere, dem ersten Präsidenten im unabhängigen Tansanias, schließen sich im Juni in Daressalam drei Widerstandsgruppen zur Frelimo (Frente de Libertacao de Mocambique) zusammen. Ihr Präsident wird Eduardo Mondlane aus der Gaza-Provinz.
1964 Ein Frelimo-Angriff auf eine portugiesische Garnison in der Nordprovinz Cabo Delgado läutet am 25. September den bewaffneten Befreiungskampf ein.
1969 Am 3. Februar wird der Frelimo-Präsident Eduardo Mondlane durch eine Briefbombe getötet. Der ebenfalls aus Gaza stammende Samora Machel tritt seine Nachfolge an.
1974 24. April: Mit einem Staatsstreich durch junge Offiziere um den Sozialisten Mario Soares, die so genannte "Nelkenrevolution", wird Portugals Diktator Caetano gestürzt. Die neue Regierung in Lissabon will sich schnell von ihren Kolonien trennen und es werden Verhandlungen mit der Frelimo aufgenommen.

Unabhängigkeit - Die Volksrepublik Mosambik
1974 Das Abkommen von Lusaka vom 7. September regelt die friedliche Übergabe Mosambiks an eine Frelimo-geführte Regierung. Eine Übergangsregierung übernimmt die Macht.
25. Juni 1975 Proklamation der Unabhängigkeit Mosambiks. Erster Präsident wird Samora Moises Machel.
1975/1976 Das Erziehungs-, Gesundheits- und Rechtswesen sowie der Mietshäuser werden verstaatlicht. Die Hauptstadt Lourenço Marques wird in Maputo umbenannt.
1976 Mosambik beschließt Sanktionen gegen die weiße Minderheitenregierung in Rhodesien. Als Reaktion finden bald erste Angriffe der rhodesischen Armee sowie der vom rhodesischen Geheimdienst gegründeten MNR (später Renamo, Resistencia Nacional de Mocambique) statt.
1977 Auf ihrem Dritten Kongress im Februar erklärt die Frelimo sich zur marxistisch-leninistischen Avantgardepartei.

Destabilisierung und Bürgerkrieg
1980 Nach der Unabhängigkeit Simbabwes werden die MNR/Renamo-Angriffe vorübergehend eingestellt. Südafrika übernimmt die Unterstützung der Renamo und baut sie für seinen Destabilisierungskrieg gegen die sozialistische Regierung aus.
1981 Südafrikanische Kommandoeinheiten überfallen im Januar den Maputo-Vorort Matola. 20 Menschen werden dabei getötet.
1983

Im Mai bombadieren südafrikanische Flugzeuge Vororte von Maputo, in denen sie ANC-Mitglieder vermuten.

In der umstrittenen "Operation Produktion" deportiert die Frelimo Arbeitslose von den Städten aufs Land im Norden Mosambiks. Ganze Familien werden getrennt, ihre Rückführung erfolgt erst 20 Jahre später.

1984 Nach starkem Druck aus Südafrika schließt Präsident Machel im März einen Nichtangriffspakt mit dem Apartheidstaat (Nkomati-Abkommen). Südafrika schickt zuvor noch etliche Renamo-Kämpfer über die Grenzen nach Mosambik und bricht den Vertrag später immer wieder.
Im selben Jahr tritt Mosambik dem Internationalen Währungsfond und der Weltbank bei.
1986 Am 19. Oktober kommt Samora Machel bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Ein Mordanschlag Südafrikas gilt als wahrscheinlich. Sein Nachfolger wird Joaquim Alberto Chissano, der frühere Außenminister.
1987

Einführung des Strukturanpassungsprogramms PRE und Abkehr von der Planwirtschaft als Wirtschaftsmodell. Die "Invasion" Mosambiks durch internationale Hilfsorganisationen beginnt.

Im Juli schrecken Bilder vom Massaker von Homoine nicht nur die mosambikanische Öffentlichkeit auf. Bald darauf nimmt die Regierung erste Kontakte mit der Renamo zur Vorbereitung direkter Friedensgespräche auf. Eine Amnestie für Renamo-Soldaten wird beschlossen.


Frieden und Demokratisierung
1990 Das Parlament verabschiedet am 30. November eine neue demokratische Verfassung, die ein Mehrparteiensystem sowie die Trennung von Staat, Partei und Militär vorsieht.
1992

Nach zweijährigen zähen Verhandlungen, die von der Gemeinschaft San Egidio vermittelt wurden, wird am 4. Oktober in Rom ein Friedensabkommen unterzeichnet.

Im Dezember beschließt der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Entsendung von Friedenstruppen (Unomoz).

1992-94 Die Rückführung von rund 1,5 Mio. Flüchtlingen und 3 Millionen intern Vertriebenen (deslocados) sowie die Demobilisierung von 110.000 Soldaten beider Seiten wird vorangetrieben.
1994 Im Oktober finden die ersten freien Präsidentschafts- und Parlamentswahlen Mosambiks statt. Sie stehen unter internationaler Beobachtung und werden als frei und fair eingestuft. Chissano und die Frelimo gehen als Sieger hervor. Während die Frelimo die Süd- und Nordprovinzen gewinnt, kann sich die Renamo in den Zentralprovinzen durchsetzen. Gleichwohl berücksichtigt dort Präsident Chissano die Opposition bei der Ernennung der Gouverneursposten nicht.
1996 Eine Verfassungsänderung über eine kommunale Neugliederung wird im Dezember verabschiedet.
1997 Das Gesetz zur Neuregelung der Landnutzung tritt im Dezember in Kraft.
1998 In 33 Städten und Gemeinden werden im Juni Kommunalwahlen abgehalten. Die Renamo boykottiert die Wahlen.
1999 Die zweiten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Dezember bestätigen die Frelimo-Mehrheit sowie die Renamo-Hochburgen im Zentrum des Landes.
2000

Zu Beginn des Jahres erlebt Mosambik eine Jahrhundertflutkatastrophe, die durch die Zyklone "Eline" und "Gloria hervorgerufen wird. Die Bilder von Rettungsaktionen gehen durch die Welt und bescheren dem Land eine beispiellose Hilfswelle.

Präsident Chissano ernennt im Juli neue Provinzgouverneure, wieder bleibt die Renamo unberücksichtigt. Demonstrationen gegen die Regierung führen im November zu blutigen Zusammenstößen in mehreren Orten.

Der bekannte Journalist Carlos Cardoso, der den Korruptionsskandal im Bankensektor aufgedeckt hat, wird am 22. November ermordet. Die Täter werden in Kreisen vermutet, die bis in die Regierung hineinreichen.

2002 Armando Guebuza wird im Juni von der Frelimo zum Generalsekretär und potenziellen Nachfolger Präsident Chissanos gekürt, der bei den nächsten Wahlen nicht mehr antreten will.
2003

Der viel beachtete Prozess gegen die Mörder von Carlos Cardoso endet im Februar mit hohen Haftstrafen für alle sechs Angeklagten. Der von den Medien übertragene Prozess erhöht das Ansehen der Justiz.

Das Parlament verabschiedet im April ein neues Familiengesetz, das die Rechte der Frau stärken soll.

Am 19. November finden in 33 Städten und Gemeinden erneute Kommunalwahlen statt. Die regierende Frelimo geht als klarer Gewinner aus den Wahlen hervor. Die oppositionelle Renamo stellt zum ersten Mal Bürgermeister in fünf Städten, darunter in der zweitgrößten Stadt Beira. Unabhängige Kandidaten und kleine Parteien spielen kaum eine Rolle.

2004

Präsident Chissano ernennt die international anerkannte Fachfrau Luisa Diogo im Februar zur neuen Premierministerin. Sie tritt die Nachfolge von Pascoal Mucumbi an, der nach zehn Jahren im Amt zurückgetreten ist und im Mai das Amt des Hochkommissars in einer neu geschaffenen internationalen Gesundheitsbehörde (EDCTP) antritt. Bis zu den Wahlen, die auf den 3. Dezember terminiert wurden, bleibt Luisa Diogo gleichzeitig auch Finanzministerin des Landes. Mit der Übergabe des Premierministeramtes an Diogo zeichnet sich ein Generationswechsel in der mosambikanischen Politik ab.

Die Frelimo gewinnt die dritten Parlamentswahlen im Dezember. Ihr Kandidat Armando Guebuza setzt sich bei den Präsidentschaftswahlen klar gegen Afonso Dhlakama (Renamo) durch und tritt die Nachfolge von Präsident Joaquim Chissano an, der nicht mehr kandidierte. Die Frelimo kann die Provinzen Tete, Niassa und Nampula von der Renamo zurückgewinnen. Diese spricht von Wahlbetrug.

2005 Am 2. Februar 2005 tritt Armando Guebuza sein Amt als neuer Präsident Mosambiks an. Seine ersten Maßnahmen gelten der Bekämpfung des "Schlendrians" in Politik und Bürokratie. Zudem will er gezielter gegen Korruption vorgehen.
2006

Das Parlament beschließt im November einstimmig eine Gesetzesvorlage zur Einführung von direkt gewählten Provinzparlamenten. Die Wahl müsste laut Verfassungänderung von 2004 vor Februar 2008 stattfinden.

Im gleichen Monat hält die Frelimo ihren 9. Kongress in Quelimane ab. Guebuza wird als Parteivorsitzender bestätigt und geht ebenso wie die Partei, die sich die Bekämpfung der absoluten Armut zum vorrangigen Ziel gesetzt hat, gestärkt aus dem Parteitag hervor.

2008

Am 5. Februar erlebt die mosambikanische Hauptstadt Maputo zum ersten Mal einen Aufstand der Armen. Auslöser für die Straßenkämpfe sind drastische Fahrpreiserhöhungen für die täglichen Minibusse (chapas). Die Polizei setzt Gummigeschosse und Tränengas, aber auch scharfe Munition ein. Drei Tote und 268 Verletzte sind zu beklagen. Noch am gleichen Abend einigen sich sich die Regierung und das Transportunternehmen, die Fahrpreiserhöhung zurückzunehmen.

Präsident Guebuza bildet im März sein Kabinett um. Die Ministerien für Verteidigung (Filipe Nhussi), Auswärtiges (Oldemiro Baloi), Umwelt (Alcinda Abreu, zuvor Außenministerin), Transport (Paulo Zucula) und Justiz (Maria Benvinda Levi) werden neu besetzt. Mit der Umbildung will der Präsident mehr Effektivität in die Regierungspolitik bringen.

Im Zuge der Kommunalreform werden im April zehn weitere Ortschaften bestimmt, welche einen Munizipal-Status erhalten sollen. Damit steigt die Zahl der Munizipalitäten auf 43.

Bei den ursprünglich für Dezember 2007 angesetzten, dann aber auf den 9. November 2008 verschobenen Kommunalwahlen kann sich die Frelimo in 41 der 43 Kommunen deutlich behaupten. In Beira gewinnt der ehemalige Renamo-Bürgermeister Daviz Simango als Unabhängiger.

2009

Anfang März hat sich die Demokratische Bewegung Mosambiks (MDM) in Beira gegründet und Daviz Simango zu ihrem Präsidenten gewählt.

Die spektakuläre Verhaftung von Innenminister Almerino Manhenje im September weist auf einen Machtkampfes in der Regierung hin. Sein Nachfolger José Pacheco wirft ihm Geldwäsche in großem Stil vor. Zusammen mit Manhenje werden acht weitere Beamte des Innenministeriums verhaftet.

Am 28. Oktober 2009 finden die vierten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Guebuza gewinnt mit 75 Prozent der Stimmen deutlich vor Dhlakama (16,4 %) und Daviz Simango (8,6 %). Die Frelimo erhält knapp 75 Prozent und verfügt damit über eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Die MDM (3,9 %) wurde nur in vier Provinzen zugelassen, was ihre Chancen, die Renamo (17,7 %) als stärkste Opposition abzulösen, erheblich schwächte.

Zur gleichen Zeit finden auch die lange verschobenen Provinzwahlen statt. Die Frelimo gewinnt in allen zehn Provinzen und verbucht 137 der insgesamt 141 Distrikte für sich.

2010

Der bisherige Kulturminister Aires Ali wird im Januar neuer Ministerpräsident. Seine Vorgängerin Luisa Diogo bleibt Abngeordnete ohne Regierungsamt.

Im September kommt es erneut zu blutigen Hungerrevolten in Maputo und Matola, nachdem die Regierung eine 25-prozentige Erhöhung für Grundnahrungsmittel wie Brot angekündigt hatte. Die Polizei greift hart durch und löst eine Blockade mit scharfer Munition auf, mindestens 10 Tote, darunter ein Kind, und 288 Verletzte werden beklagt.

Im Oktober reagiert Präsident Guebuza auf die wachsende Armut und die Krise nach den Hungeraufständen in Maputo und entlässt seine Wirtschaftsminister. Neuer Landwirtschaftsminister ist Jose Pacheco, Mitglied der Politischen Kommission der Frelimo und zuvor Innenminister. Sein Nachfolger als Innenminister ist Alberto Ricardo Mondlane. Neuer Industrie- und Handelsminister wird Armando Inroga.

2011

Am 5. Januar stirbt der Maler Malangatana Valente Ngwenya im Alter von 74 Jahren. Malangatana war nicht nur der bekannteste Maler Mosambiks, er gehörte auch zu den bedeutendsten Künstlern Afrikas.

Der frühere Innenminister Manhenje, gegen den in 49 Fällen ermittelt wurde, wird im März zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Strafmaß gegen den früheren Transportminister Antonio Munguambe, der im Februar 2010 wegen Bestechung zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde, wird auf vier Jahre reduziert.

Bei Nachwahlen im Dezember in drei Städten gibt es in Quelimane, Provinzhauptstadt von Zambezia, eine Überraschung: Es siegt der Kandidat der oppositionellen MDM. In Cuamba ud Pemba setzt sich jeweils der Kandidat der Regierungspartei durch.

2012

Ein neues Gesetz vom April, das dritte in einem Paket von fünf Anti-Korruptionsgesetzen, verbietet Mitgliedern der Regierung ein weiteres Gehalt in öffentlichen oder halböffentlichen Unternehmen. Mit dem zukünftigen "Ethik-Kodex" für den öffentlichen Dienst reagiert die Regierung auf den Druck von ausländischen Gebern, Korruption zu bekämpfen.

Auf dem 10. Parteitag der Frelimo im September in Pemba kann Präsident Guebuza nicht alle seine Kandidaten durchbringen. Mit der Begrenzung seiner Macht durch die Wahl auch kritischer Stimmen wie Pascoal Mocumbi ins Zentralkomitee beweist die Frelimo ihre Demokratietauglichkeit.

Guebuza setzt im Oktober Aires Ali als Premierminister ab und ersetzt ihn durch Alberto Vaquina, zuvor Gouverneur der Provinz Tete.

Im gleichen Monat verlegt Renamo-Führer Afonso Dhlakama seinen Sitz nach Santujira in den Gorongosa-Berge, wo die Renamo früher ihr Hauptquartier hatte.

2013

Bei den schwersten Überschwemmungen seit 2000 werden im Januar weite Teile der Gaza-Provinz verwüstet. Die Stadt Chokwe muss evakuiert werden. Im Norden bricht die Cholera-Epidemie aus. Insgesamt sind über 200.000 Menschen von den starken Regenfällen betroffen.

Im April gibt es bei Kämpfen zwischen den ehemaligen Rebellen der Renamo und der Polizei im Zentrum des Landes fünf Tote und dreizehn Verletzte. Neue Nahrung hat die Angst vor einem erneuten Bürgerkrieg durch anhaltende Anschläge auf der strategisch wichtigen Nationalstraße EN 1 erhalten.

Im Juni sammeln sich mehr als 1000 schwer bewaffnete Soldaten im Zentrum, um eine Offensive auf das Hauptquartier der Renamo in Gorongosa vorzubereiten. Die Zahl der Toten bei den Auseinandersetzungen ist auf 16 Personen gestiegen.

Lourenco do Rosario, Rektor des Instituto Superior Politecnico e Universitário (ISPU), fungiert als Mittler zwischen Präsident Guebuza und Renamo-Chef Dhlakama. Anfang Juli trifft er gemeinsam mit dem anglikanischen Bischof Dinis Sengulane Dhlakama in dessen Hauptquartier.

Der Druck auf die Presse wird stärker: Im August wird der langjährige Chefredaktuer der staatlichen Tageszeitung Noticias, im September der Chefredakteur der wichtigsten unabhängigen Tageszeitung O Pais entlassen. Auch als Nachrichtenchef des privaten Fernsehsenders STV wird er abgesetzt. Beide galten als zu kritisch gegenüber der Frelimo.

Am 21. Oktober bombadieren Regierungstruppen das Renamo-Hauptquartier und nehmen es ein. Dhlakama kann entkommen und kündigt das Friedensabkommen von 1992 auf.

Bei den vierten Kommunalwahlen am 20. November gewinnt die Frelimo in 50 der 53 Kommunen. Die oppositionelle MDM stellt den Bürgermeister in Beira, Quelimane und zum ersten Mal in Nampula, wo wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten erst am 1. Dezember gewählt wird. In vielen Gemeinden erzielt die MDM beachtliche Ergebnise. Die Renamo boykottiert die Wahlen, kann sie aber nicht stören.

2014

Die nächsten Präsidentschafts-, Parlaments- und Regionalwahlen sind für den 15. Oktober 2014 vorgesehen. Präsident Guebuza kann nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Das Zentralkomitee der Frelimo wählt auf seiner Sitzung Anfang März Verteidigungsminister Fillipe Nyussi zum Präsidentschaftskandidaten der Partei. Nyussi setz sich mit 135 zu 61 Stimmen für Luisa Diogo durch.

Bei Nachwahlen zum Kommunalparlament und dem Bürgermeisteramt am 8. Februar in Gurué in der Zambezia-Provinz kann sich die Demokratische Bewegung Mosambiks (MDM) durchsetzen. Der MDM-Kandidat Orlando Janeiro erhält 55 Prozent der Stimmen und ist damit der vierte Oberbürgermeister, den die MDM landesweit stellt. Die Nachwahl war erforderlich geworden, weil der Verfassungsrat beim Urnengang im November 2013 „flagrante Gesetzesverletzungen“ durch Wahlleiter festgestellt hatte und eine Wahlwiederholung anordnete.

Obwohl die Bergbauunternehmen dazu verpflichtet sind, einen Teil ihrer Gewinne den ansässigen Regionen zukommen zulassen, in denen sie tätig sind, fehlen 15 Mio. Meticais (ca. 271.000 US-Dollar). Diese sollen eigentlich Möglichkeiten für Entwicklung, Bildung und wirtschaftliche Stabilität schaffen. Von den anfallenden 22,2 Mio. Meticais wurden nur 7,2 Mio. Meticais bezahlt – von einem einzigen Unternehmen. Viele Unternehmen sind jegliche Zahlungen schuldig geblieben. Durch mehr Druck und die Hilfe staatlicher Behörden, hoffen die Vertreter der Regionen, die ausstehenden Zahlungen einzutreiben.

Nach heftigen Protesten der Zivilgesellschaft streicht der Verfassungsausschuss des Parlaments umstrittene Paragraphen aus einem Entwurf zur Neufassung des Strafgesetzbuches. Stein des Anstoßes war insbesondere ein Paragraph, nach dem ein Vergewaltiger die Strafe erlassen bekommt, wenn er sein Opfer heiratet. Dieser und ähnliche frauenfeindliche Paragraphen sind aus dem 1886 von den Portugiesen eingeführten Strafgesetz zunächst ungeprüft übernommen und jetzt gestrichen worden.

Anfang Juni werden von den Renamo-Kämpfern fünf aufeinander folgende Angriffe auf Konvois auf der Nationalstraße N1 verübt. Die ersten vier Anschläge fordern Opfer, dessen genaue Zahl unbekannt ist. Der Renamo-Generalsekretär Manuel Bissopo wiederholt die Drohung seines Präsidenten Dhlakama, Mosambik in zwei Teile zu spalten, wenn die Regierung nicht zustimme, die Armee gänzlich umzustrukturieren und die Hälfte aller hohen Militärränge an die Renamo zu übergeben. Die Anschläge auf die N1-Brücke am Save-Fluss haben das Land schon faktisch geteilt, denn sie ist die einzige Verbindung nach Norden. Die Regierung weigert sich jedoch, die Streitkräfte aus ihren Stellungen um das Renamo-Hauptquartier in Gorongsa abzuziehen, sodass die Verhandlungen zum Stillstand gekommen sind.

Regierung und Renamo einigen sich auf einen Waffenstillstand, der am 24. August 2014 in Kraft tritt. Die Friedensvereinbarungen sehen Straffreiheit für die Kämpfer und die Integration der Renamo-Soldaten in die Armee ein. Die Regierung setzt durch, dass keine Partei mehr bewaffnete Truppen unterhalten darf.

Bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 15. Oktober setzt sich erneut die Frelimo durch. Mit knapp 56 Prozent der Stimmen büßt sie gegenüber 2009 fast 20 Prozent ein. Entgegen manchen Prognosen erholt sich die Renamo mit 32,5 Prozent und bleibt stärkste Oppositionskraft. Die MDM erringt nur etwas über 8 Prozent. Neuer Präsident Mosambiks wird Jacintio Nyusi, der sich mit 57 Prozent gegenüber Afonso Dhlakama (36,6 Prozent) und Daviz Simango (6,4 Prozent) durchsetzt. Die Wahlen verlaufen friedlich, werden aber von zahlreichen Unregelmäßigkeiten und manchen Fälschungen überschattet. Dhlakama erkennt in einer ersten Reaktion das Wahlergebnis nicht an und fordert eine Experten-Regierung mit Renamo-Beteiligung.

Am 26. November wird ein neues Gesetz zur Informationsfreiheit verabschiedet. Es besagt, dass private und öffentliche Personen, die Aktivitäten von öffentlichem Interesse unternehmen, verpflichtet sind, jedem Bürger auf Verlangen Informationen darüber zur Verfügung zu stellen, z.B. jährliche Aktions- und Budgetpläne, Verträge und Berichte über Umweltverträglichkeitsstudien. Vorher wurden Journalisten häufig abgewiesen, da diese Dokumente „geheim" waren.

2015 Nach den Wahlen vom vergangenen Oktober wird am 17. Januar das neue Kabinett vorgestellt. Eine der wichtigsten Änderungen ist die Zusammenlegung verschiedener Ministerien in zwei Superministerien. Das neu formierte Finanz- und Wirtschaftsministerium dürfte an Bedeutung gewinnen. Generell wird das Kabinett verkleinert, um Kosten zu sparen.

Die Abgeordneten der Oppositionspartei Renamo haben nach anfänglichem Boykott ihre Sitze im Parlament eingenommen. Grund dafür waren Treffen zwischen dem neuen Präsidenten und dem Renamo-Chef. Die Renamo hat nun die Möglichkeit, einen Vorschlag für „autonome Regionen" im Zentrum und im Norden des Landes ins Parlament einzubringen.

Am 3. März wird der Verfassungsrechtler Gilles Cistac ermordet. Zwei Tatverdächtige werden einen Monat später festgenommen.

Zwei Journalisten sind zu Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt worden. Ihnen wird vorgeworfen, den früheren Generalsekretär der regierenden Frelimo diffamiert zu haben. Es geht um den Vorwurf der illegalen Einfuhr von Autos.

Ein zweiter Mord an einer öffentlichen Person in diesem Jahr wird Ende August begangen. Bei dem Opfer handelte es sich um Paulo Machaca, Herausgeber der Webzeitung „Diario de Noticias". Die Täter sind unbekannt. Er hatte in der regierungskritischen Wochenzeitung Savana über den Skandal um die privatisierte Staatsbank Banco Comercial de Moçambique berichtet.

Ab dem 9. Oktober hat die Entwaffnung der Renamo begonnen. Die Regierung hat ihre Sicherheitskräfte damit beauftragt. Seitdem gab es verschiedene lokale Kämpfe in den Provinzen Sofala und Zambézia. Trotz der Bemühung von Präsident Nyusi, den Konflikt mit der Renamo im Dialog zu lösen, ist der Renamo-Chef teilweise wochenlang nicht auffindbar und erschwert so die Kommunikation.

Der Ökonom Carlos Nuno Castel-Branco hat vor der Gefahr einer Schuldenkrise gewarnt. Die öffentliche Verschuldung hätte die Grenze der Nachhaltigkeit erreicht. Bei plötzlichen Weltmarktschwankungen wäre Mosambik besonders gefährdet. Investitionen in Megaprojekte machten 70 Prozent des öffentlichen Schuldenvolumens aus und sind aufgrund der Subventionen an multinationalen Firmen besonders riskant.

2016 Seit Dezember 2015 sind 11.500 Mosambikaner ins benachbarte Malawi geflohen. Die Frelimo-Regierung und die Renamo-Opposition machen sich gegenseitig für die Gewalt im Zentrum des Landes verantwortlich.

Das ZK der Frelimo hat am 5. Februar ein neues Sekretariat gewählt, sechs der neun Mitglieder wurden ausgetauscht. Präsident Filipe Nyusi möchte die Partei erneuern und damit implizit den Einfluss seines Vorgängers Armando Guebuza zurückdrängen. Neu ist auch, dass ZK-Mitglieder nicht gleichzeitig Parlamentsabgeordnete oder Regierungsmitglieder sein können.

Die Regierung plant ein Ausfuhrverbot unverarbeiteter Baumstämme für alle Baumarten, dem Parlament liegt laut Entwicklungsministerium bereits ein entsprechender Entwurf vor. Mosambik verliert jedes Jahr schätzungsweise 220.000 ha (2200 km²) Waldfläche. Außer Abholzung sind Waldbrände, Baulandgewinnung und landwirtschaftlich motivierte Brandrodung Gründe für diesen dramatischen Rückgang. Die Regierung erhofft sich durch ein Verbot einen Rückgang des illegalen Holzschlags und neue Arbeitsplätze in der holzverarbeitenden Industrie, denn verarbeitetes Holz darf durchaus weiter ausgeführt werden.

Das mosambikanische Außenministerium hat in Verhandlungen mit südafrikanischen Minenbetreibern und Behörden die Auszahlung von ca. 7 Mio. US-Dollar erreicht. Das Geld entspricht der Summe an Löhnen, die mosambikanischen Minenarbeitern in Südafrika vorenthalten worden ist. Stattdessen floss das Geld durch Veruntreuung in einen Pensionsfonds südafrikanischer Minenarbeiter (MWPF). Die Arbeiter sollen jetzt den ihnen zustehenden Lohn vom MWPF nach Vorlage der Arbeitsdokumente zurückerhalten. Es gibt rund 6500 potenzielle Empfänger.

Bergbau- und Energieminister Pedro Couto wird Ende September seines Amtes enthoben. Couto, der als nicht korrumpierbar gilt, hat Projektvorhaben der Erdöl- und Gasindustrie stark ausgebremst. Im Oktober wird stattdessen die Geschäftsfrau Letícia da Silva Klemens als Coutos Nachfolgerin eingesetzt. Da Silva Klemens, die im Energiesektor bisher unerfahren ist, ist an zahlreichen Unternehmen im Land beteiligt und gilt als Vertraute des ehemaligen Präsidenten Guebuza.

Die Friedensverhandlungen zwischen Frelimo und Renamo werden durch eine Serie politischer Morde von beiden Seiten untergraben. So überfielen am 21. Oktober bewaffnete Renamo-Kämpfer einen Linienbus in der Provinz Manica und töteten eine Person. Daraufhin wurde Luciano Augusto, Renamo-Leiter in Gueré, in seiner Wohnung ermordet und am 27. Oktober der Fraktionsvorsitzende im Regionalparlament von Sofala, Juma Ramos, auf offener Straße erschossen. Ramos war bereits das achte Opfer auf Seiten der Renamo im Jahr 2016. Als Vergeltung wurden am 29. Oktober in Sofala drei Frelimo-Politiker entführt und zwei getötet; der dritte überlebte schwer verletzt.

2017 Trotz der anhaltenden Gewalt wird eine Verlängerung des Waffenstillstands um zwei Monate beschlossen. Die Waffenruhe hatte ursprünglich nur von Weihnachten 2016 bis zum 4. Januar 2017 gegolten. Bei einem Telefonat zwischen Staatspräsident Nyusi und Oppositionsführer Afonso Dhlakama am Abend vor Ablauf der Frist einigen sich die beiden auf eine Verlängerung der Waffenruhe, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen. Zentraler Streitpunkt hierbei ist die Dezentralisierung der Verwaltung und damit die Institutionalisierung der regionalen Macht der Renamo. Im März wiederum wird eine erneute Verlängerung des Waffenstillstands bis Anfang Mai beschlossen.

Der US-amerikanische Ölkonzern ExxonMobile hat rund 25 Prozent der Anteile am Offshore Block 4 in Cabo Delgado erworben. Dies erfolgte über eine Beteiligung in Höhe von 35,7 Prozent bzw. 2,8 Mrd. US-$ am italienischen Konzern ENI, der 70 Prozent der Förderlizenzen für das Gasfeld vor der mosambikanischen Küste hält.

Der Mindestlohn für Staatsbedienstete ist inflationsbereinigt zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder gesunken. Lag er 2014 noch bei 98,65 US-$, sinkt er 2017 auf einen Realwert von 59,51 $. Ca. 45.000 Beamte, die 13 Prozent der Gesamtzahl ausmachen, sind als Empfänger der niedrigsten Lohnstufe von diesem Wertverlust betroffen.

Präsident Nyusi hat sich unter Geheimhaltung mit Oppositionsführer Dhlakama in dessen Versteck in den Gorongosa-Bergen getroffen. Dies hat der Renamo-Vorsitzende seit 2015 nicht mehr verlassen. Die Armee und Ex-Präsident Guebuza waren gegen das Treffen, da sie ein härteres Vorgehen gegen die Renamo befürworten.

Auf dem elften Parteitag der Frelimo Ende September wird Präsident Filipe Nyusi als Parteivorsitzender bestätigt. Außerdem wird er voraussichtlich als Frelimo-Kandidat in die Präsidentschaftswahlen im Oktober 2019 gehen. Nyusi geht damit gestärkt aus dem Parteitag hervor, da seine weiterhin einflussreichen Amtsvorgänger Chissano und Guebuza sich nicht durchsetzen konnten.

2018 Am 24. März wird der bekannte Journalist Ericino de Salema auf offener Straße verschleppt und bewusstlos geschlagen. Die Täter haben Salema bei Verlassen des Büros des Nationalen Journalistenverbands (SNJ) in ein Auto gezerrt und ihn anschließend mit AK-47-Gewehren zusammengeschlagen. Salema, der tags zuvor einen Drohanruf erhalten hatte, erleidet zahlreiche Knochenbrüche und wird bewusstlos auf der Straße zurückgelassen. Er ist bereits der zweite Besucher der beliebten politischen Talkrunde „Pontos de Vista", der angegriffen wurde. Zwei Jahre zuvor war der politische Analyst José Jaime Macuane entführt worden und vier Mal in die Beine geschossen worden. Salema, der außerdem als Rechtsanwalt verschiedene Menschenrechtsorganisationen vertritt, hatte es wie Macuane gewagt, die Regierung zu kritisieren. Er hatte während der Sendung den Umgang mit den illegalen Schulden beklagt und den Rücktritt des Finanzministers gefordert.

Über ein Drittel der mosambikanischen Ernte ist durch Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheiten vernichtet. Der Schaden beziffert sich auf umgerechnet ca. 268 Mio. Euro. Während Mais und Tomaten durch starken Raupenbefall geschädigt wurden, sind Kokospalmen durch Phytoplama-Befall von Blattvergilbung betroffen und Bananen von der sogenannten Panama-Krankheit befallen.

Oppositionsführer Afonso Dhlakama ist im Mai unerwartet verstorben. Der 65-jährige war der langjährige Anführer der Resistência Nacional Moçambicana (Renamo) und stand zuletzt aller Widerstände zum Trotz in Verhandlungen mit Präsident Nyusi zur Beilegung des jahrzehntealten Konflikts zwischen Frelimo und Renamo. Die Friedensverhandlungen, die schon kurz vor dem Abschluss standen, werden durch den plötzlichen Tod Dhlakamas gefährdet.

Zwischen Mai und Juni sind innerhalb von nur zwei Wochen mindestens 37 Menschen von einer Dschihadisten-Miliz ermordet worden. Die Angriffe ereigneten sich als Überfälle im mehrheitlich muslimischen Norden des Landes. Der vorerst letzte Überfall ereignete sich in der Morgendämmerung des 2. Juni, als Dschihadisten mit Schusswaffen und Macheten bewaffnet das Dorf Namaculo in der Provinz Quissanga angriffen. Augenzeugenberichten zufolge brannten die Angreifer etwa 200 Häuser nieder, sechs Einwohner wurden erschossen oder enthauptet. Die Armee antwortet mit gleicher Münze: Den Sicherheitskräften wird vorgeworfen, seit August Dutzende Personen willkürlich verhaftet, misshandelt und hingerichtet zu haben. Die mosambikanische Menschenrechtskommission kritisierte die Lage in den Gefängnissen. Tatverdächtige waren gezwungen, aufgrund der überfüllten Zellen im Stehen zu schlafen. Präsident Nyusi verurteilte die Übergriffe und wies die Armee an, Verdächtige nicht zu töten.

Zwei Monate vor den Kommunalwahlen im Oktober hat die Regierung kostspielige Akkreditierungen als Voraussetzung für Berichterstattung durch Journalisten gemacht. Freie Korrespondenten müssen demzufolge 500 US-$ an das Informationsministerium zahlen, wenn sie Mosambikaner sind, und 2500 US-$, wenn sie Ausländer sind. Für ausländische freie Berichterstatter mit mosambikanischem Wohnsitz sind nicht weniger als 8300 US-$ Gebühren fällig. Die Registrierung einer Publikation kostet von nun an 3300 US-$, und wer für ausländische Medien schreibt, muss sich fortan registrieren lassen. Die hohen Gebühren sind ein weiterer Schlag gegen die Pressefreiheit im Land.

Bei den fünften Kommunalwahlen am 10. Oktober siegt die Frelimo siegt in 44 der 53 Munizipien, die Ranamo in acht, darunter die Städte Nampula, Nacala und Quelimane, die MDM kann nur noch Beira für sich gewinnen. Auch in diesem Wahlen wird wieder zu Gunsten der Frelimo getrickst. Ungeachtet einer Renamo-Mehrheit in mindestens fünf weiteren Munizipien akzeptiert die Nationale Wahlkommission CNE mit Stimmenmehrheit ihrer Frelimo-Mitglieder trotz teilweise anderslautender eigener Zählergebnisse die Angaben, die sie von den Distriktwahlbehörden bekommen hat.

In Marromeu muss in einigen Wahllokalen wegen allzu offensichtlicher Manipulationen am 22. November nachgewählt werden. Auch dort wird der Renamo wieder der Sieg gestohlen, weil 1000 Stimmen, die an die Renamo gegangen sind, für ungültig erklärt werden. Der Verfassungsrat entscheidet als letzte und nicht mehr anfechtbare Instanz für eine Anerkennung der Kommunalwahlergebnisse. Nur Richter Manuel Franque stimmt als einziges Mitglied des Verfassungsrates dagegen. Er kritisiert die Unanwendbarkeit des mosambikanischen Wahlrechts wegen seiner ständig veränderten Struktur, was fristgerechte Wahlanfechtungen so gut wie unmöglich mache.

2019

Am 5. Januar wird der Journalist Amade Abubacar im Distrikt Macomia in der Nordprovinz Cabo Delgado festgenommen. Das Militär hält ihn zwölf Tage lang ohne Kontakt zur Außenwelt fest. Am 18. Januar entscheidet das Bezirksgericht von Macomia, dass die Untersuchungshaftanordnung gegen ihn rechtmäßig sei. Amade Abubacar drohen konstruierte Anklagen wegen „öffentlicher Aufwiegelung mithilfe elektronischer Medien" und „Verletzung von Staatsgeheimnissen über soziale Medien".

Mitte Januar ist Ossufo Momade mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden der konservativen Renamo-Partei gewählt worden. Der 57-jährige ehemalige Rebellenkommandant triit damit die Nachfolge des verstorbenen langjährigen Parteivorsitzenden Afonso Dhlakama an. Momade, der innerhalb seiner Partei als Integrationsfigur gilt, möchte am Friedensprozess mit der Frelimo festhalten.

Mosambik wird im März und April nacheinander von heftigen Zyklonen getroffen. Am 14. März prallt der Zyklon Idai auf die mosambikanische Hafenstadt Beira in der Provinz Sofala und zerstört sie zu großen Teilen, bevor er entlang einem der bevölkerungsreichsten Korridore der Region in Richtung Simbabwe fegt. Begleitet wird Idai von starken Stürmen von 220 km pro Stunde und heftigen Regenfällen, die die Flüsse Pungwe und Buzi über ihre Ufer treten ließen und zu schweren Überschwemmungen führten. Im Distrikt Buzi kämpften tausende Menschen auf Bäumen und Dächern um ihr Leben, während ihre Dörfer sich in Ozeane verwandelten. Nach offiziellen Angaben sind über 600 Menschen gestorben, insgesamt 1,7 Millionen Menschen sind betroffen.

Am 25. April, sechs Wochen nach dem Zyklon Idai, jagt der Zyklon Kenneth nördlich von Madagaskar kommend zwischen den Orten Macomia und Mocimboa da Praia über die Küste der Nordprovinz Cabo Delgado ins Landesinnere. Mit Kategorie 4 ist Kenneth er noch stärker als Idai (3). Tausende von Häusern auf Ibo und anderen der Küste vorgelagerten Inseln sowie in den betroffenen Distrikten werden zerstört. Wieder sind zahlreiche Opfer zu beklagen, die Provinzhauptstadt Pemba ist durch heftige Regenfälle zeitweise überflutet. Noch nie hatten gleich zwei so schwere Stürme Mosambik in einer Saison getroffen. Das zeigt nach Meinung von Experten deutlich den Einfluss der globalen Erwärmung. Die Anzahl der Zyklone werde nicht steigen, aber ihre Intensität, denn Zyklone holen ihre Energie aus dem Meer. Da die Wassertemperatur mit der globalen Erwärmung steigt, können die Zyklone mehr Energie aufnehmen, was ihre Windgeschwindigkeiten steigert.

Bei der Registrierung der Wahlberechtigten für die Parlaments,- Präsidentschafts- und Provinzwahlen im Oktober hat die Frelimo dafür gesorgt, dass mit einer Überbewertung der Bevölkerungszahl der Provinz Gaza diese sieben Sitze zusätzlich erhält. Die Gaza-Provinz ist traditionell fest in Frelimo-Hand. Proteste der Opposition werden von der Nationalen Wahlkommission abgewehrt.

Nach der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens am 1. August 2019 in Chitengo im Gorongosa-Nationalpark in Zentralmosambik folgt am 6. August in der Hauptstadt Maputo in Anwesenheit internationaler Gäste die feierliche Zeremonie zur Unterzeichnung eines Friedensvertrags zwischen der Präsident Nyusi und der Renamo-Chef Ossufo Momade. Es ist das dritte Friedensabkommen nach 1992. Ob bis zu den Wahlen am 15. Oktober die komplette Demobilisierung der Renamo-Soldaten erfolgt ist, bewerten Beobachter skeptisch. Eine sich Rnamo-"Militärjunta" nennende Gruppe von Dissidenten aus der Zentralregion stellt sich gegen den Waffenstillstand und droht mit bewaffneten Aktionen, wenn ihre Forderungen nach einer Korrektur der Wählerregistrierung nicht erfüllt werden.

Bei den sechsten allgemeinen Wahlen am 15. Oktober 2019 werden das Parlament, der Präsident, Provinzgouverneure und Provinzparlamente gewählt. Mit einem massiven Wahlbetrug, der System hat und frühere Manipulationen in den Schatten stellt, sichern sich Präsident Nyusi und die Frelimo deutliche Mehrheiten: Nyusi fährt mit 73,5 Prozent wieder fast so viele Stimmen ein wie sein Vorgänger Guebuza 2009, und auch die Frelimo erhält über 70 Prozent der Stimmen. Das schwache Abschneiden der Opposition hat mit der Krise der Renamo durch Überläufer und die Konflikte mit ihrem Militärflügel zu tun, die Gewalt gegen Oppositionelle und die Manipulationen bei der Wählerregistrierung haben den Wahlkampf der Renamo zusätzlich belastet.

Gegen das Vorhaben des südafrikanischen Energiekonzerns Sasol, im Süden Mosambiks nach Öl zu bohren, regt sich Widerstand. Betroffene Gemeinden und Tourismusbetreiber aus der Provinz Inhambane befürchten eine Zerstörung des Ökosystems, sollte die mosambikanische Regierung dem Projekt zustimmen. Sie äußerten ihre Bedenken bei öffentlichen Konsultationen im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung, die im Auftrag von Sasol von Golden Associados Moçambique Limitada organisiert wurde.

In der Nordprovinz Cabo Delgado entsteht Mosambik eine wachsende Bedrohung durch Überfälle militanter Gruppen. Seit Oktober 2017 sind 9 Distrikte in der Nordprovinz Cabo Delgado Ziel von bewaffneten Angriffen, die islamistischen Fundamentalisten zugeschrieben werden. Einer Studie zufolge bilden in Somalia und Kenia ausgebildete Mosambikaner den Kern einer sog. Shabab-Miliz. Russland hat 200 privat finanzierte Söldner der Wagner-Gruppe und drei Kampfhubschrauber nach Mosambik geschickt, um mosambikanische Truppen auszubilden und zu unterstützen. Im Oktober 2019 werden sie selbst Ziel islamischer Attacken. Dabei sterben sieben russische Söldner, vier von ihnen werden erschossen und dann geköpft.

2020

Marcelino dos Santos, einer der Gründer der Frelimo, ist am 11. Februar 2020 im Alter von 90 Jahren verstorben. Der in Lumbo, Provinz Nampula, geborene dos Santos galt als Symbol des afrikanischen Nationalismus und innerhalb der Frelimo als ein „Führer im Schatten". Als stellvertretender Präsident der Frelimo während des Befreiungskampfes und späterer Minister für Planung und Entwicklung nach der Unabhängigkeit 1975 spielte er eine herausragende Rolle beim Aufbau des damals noch sozialistisch orientierten Staates, wurde aber nie Präsident der Frelimo.

Die weltweit sich ausbreitende Corona-Pandemie veranlasst die Regierung Mosambiks, am 16. März die Grenzen für Hochrisikoländer zu schließen. Am 22. März wird der erste Covid-19-Fall einer 75-jährigen Rückkehrerin aus Großbritannien bekannt. Ende des Monats verhängt Präsident Filipe Nyusi den Ausnahmezustand. Er gilt ab dem 1. April für 30 Tage. Einreisende müssen sich einer 14-tägigen Quarantäne unterziehen.

Islamistische Aufständische haben im März in Cabo Delgado eine Militärbasis eingenommen und ihre Flagge gehisst; in der Nähe arbeiten ausländische Unternehmen an einem Erdgasprojekt im Wert von 60 Milliarden Dollar. Während der Kämpfe werden hunderte von Menschen getötet und Tausende vertrieben. Es gelingt der Regierung nicht, trotz Unterstützung durch russische Militärunternehmen, die Lage im Norden des Landes zu beruhigen. Bislang hat die Regierung die Gefahr im Norden noch klein geredet, doch spätestens bei der Einnahme von Mocimboa da Praia am 23. März und 48 Stunde später einer zweiten Kleinstadt hat sich gezeigt, dass die vermeintlichen dschihadistischen Angreifer auf Sympathie bei Teilen der Bevölkerung stoßen. Vor allem junge Menschen sind wachsender Armut und Ungleichheit ausgesetzt und sehen, wie die Oligarchen der Frelimo den Reichtum der Provinz mit Bergbau- und Gasunternehmen unter sich aufteilen. Mit dem Hissen der schwarzen Flagge des IS auf einer eingenommenen Kaserne brüskieren die Aufständischen einen schwachen Staat und eine Armee, die unfähig ist, den Norden des Landes zu befrieden.

Aufgrund der jüngsten Eskalation der Gewalt in Cabo Delgado hat das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR darauf hingewiesen, dass mindestens 100.000 Menschen in der gesamten Provinz auf der Flucht seien. In den letzten Monaten hat die Zahl der brutalen Angriffe bewaffneter Gruppen im Norden Mosambiks dramatisch zugenommen. Seit Anfang des Jahres wurden mindestens 28 Angriffe in der Provinz verübt. Neun der 16 Distrikte in Cabo Delgado sind mittlerweile von der Gewalt betroffen. Einer der jüngsten Vorfälle ereignete sich nur 100 Kilometer von der Provinzhauptstadt Pemba entfernt. Viele Menschen fliehen daher nach Pemba.

Nachdem Ende 2019 russische Söldner vergeblich versucht hatten, die Aufständischen zu vertreiben, hat Mosambik die Unterstützung eines privaten südafrikanischen Söldnerunternehmens, der Dyck Advisory Group (DAG), bei der Bekämpfung der Islamisten in Anspruch genommen. Dabei hat die DAG im Juni bereits zwei Luftfahrzeuge verloren.

Am 7. April kündigt ExxonMobil an, die endgültige Investitionsentscheidung für das Flüssiggas-Projekt in Cabo Delgado zu verschieben. Das ist ein herber Rückschlag für die Investitionshoffnungen der Regierung. Die Inbetriebnahme der LNG-Anlage, die bislang für 2025 vorgesehen war, könnte sich um fünf Jahre verzögern. Seit der Covid-19-Pandemie schränkt das Unternehmen seine Investitionen weltweit massiv ein, Mosambik gehört offensichtlich zu den von den Kürzungen betroffenen Ländern.

Am 19. Mai trifft sich die sogenannte „Troika" der SADC in Harare, um sich mit der wachsenden Bedrohung der Region durch islamistische Aufständische im Norden Mosambiks zu beschäftigen. Doch es bleibt bei dem Gipfeltreffen bei einer Solidaritätsbekundung, einen Plan, wie die SADC Mosambik konkret unterstützen könnte, gibt es nicht. Das Südafrikanische Institut für Sicherheitsstudien (ISS) drängt gleichwohl auf eine Intervention Südafrikas in Mosambik, nachdem die Polizei am 23. Juli in Klipriver südlich von Johannesburg eine fünfköpfige Kidnapperbande verhaftet und dabei Waffen, Ausbildungsmanuale und eine schwarze IS-Flagge gefunden hatte. Das ISS weist darauf hin, dass solche Syndikate in Südafrika Lösegelder zur Finanzierung ihrer kriminellen Netzwerke nutzen und dabei vom Versagen von Regierungen wie in Mosambik profitieren.

Im August haben die Aufständischen den Hafen der Stadt Mocimboa da Praia eingenommen, nachdem den mosambikanischen Seestreitkräften nach tagelangen Kämpfen die Munition ausging. Der wichtige Hafen wird für Frachtlieferungen an die etwa 60 km entfernten Ölprojekte genutzt, die von Ölgiganten wie Total erschlossen werden. Gelingt es den Streitkräften nicht, den Hafen wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, sind die internationalen Pläne zur Erschließung riesiger Offshore-Gasfelder gefährdet.

Die mosambikanische Regierung erhofft sich aus der Erschließung der Offshore-Gasvorkommen und einer für 2022 anvisierten Aufnahme der Produktion einen Riesengewinn. Die erwartete Erdgas-Bonanza soll in den kommenden Jahrzehnten an die 100 Milliarden US-Dollar in die Staatskasse spülen, was die derzeitige Größe der mosambikanischen Wirtschaft in den Schatten stellen würde. Nachdem die Regierung schon früher von der Idee eines dadurch finanzierten Staatsfonds nachgedacht hatte, hat die Zentralbank Mosambiks nun konkretere Ziele erläutert: So sollen in den ersten zwei Jahrzehnten 50 Prozent der Einnahmen aus „nicht erneuerbaren natürlichen Ressourcen" in den Fonds fließen. Danach steigt der Anteil auf 80 Prozent, der Rest geht direkt an den Staat. Die Kontrolle des Fonds liegt bei der Regierung, die bis zu 4 Prozent der Einnahmen des Fonds aus dem Vorjahr abziehen kann, wenn ihre eigenen Einnahmen aus natürlichen Ressourcen um mindestens 10 Prozent geringer sind als erwartet. Alex Vines, Afrika-Experte des in London ansässigen Chatham House, hält einen Staatsfonds für keine schlechte Idee, aber er dürfe nicht zu einer Sparbüchse der Elite verkommen, sondern müsse langfristige, armutsmindernde Investitionen finanzieren.

In den Augen von Regierung und Militär ist der Norden Kriegsgebiet, über das zu berichten streng untersagt ist. Die anhaltende Verfolgung von Journalisten kulminiert am 23. August in einen Brandanschlag auf die Büros der unabhängigen Wochenzeitung „Canal de Moçambique". Unbekannte Täter dringen in das Medienhaus in Maputo ein und zündeten die Redaktionsräume mit einem Molotow-Cocktail an. Geräte, Möbel und das Archiv wurden in Schutt und Asche gelegt. Die Explosion war laut Zeugenaussagen noch mehrere Kilometer entfernt zu hören, wie Amnesty International berichtet.

2021

Der tropische Wirbelsturm Eloise hat zu Beginn des Jahres schwere Schäden und Überschwemmungen verursacht. Straßen in Teilen der Provinzen Sofala, Zambezia, Inhambane und Manica sind unpassierbar geworden. Bis zum 23. Januar sind mindestens 163.283 Menschen betroffen, fast 7000 Menschen mussten fliehen.

Nach wieder steigende Corona-Infektionszahlen Im Dezember des Vorjahres verhängen die mosambikanischen Behörden Anfang Februar eine nächtliche Ausgangssperre. Betroffen sind ca. 2 Mill. Menschen. Im Januar hat die Regierung bereits Bars, Kinos, Museen und Fitnessstudios geschlossen und den Alkoholverkauf eingeschränkt. Neben der Ausgangssperre wurden auch Gottesdienste, persönliche Kurse und private Veranstaltungen ausgesetzt. Das Land registriert bisher 45.785 Fälle.

Die Lage im Krisengebiet Cabo Delgados hat sich weiter verschärft: OCHA, das Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, meldet Ende Februar 670.000 Binnenflüchtlinge, 242.000 unterernährte Kinder, 468.000 Menschen, die mit dem HI-Virus leben und von denen ein großer Teil auf antiretrovirale Medikamente angewiesen ist, sowie 4.900 Cholera-Fälle. Insgesamt leben 950.000 Menschen in den drei Nordprovinzen Cabo Delgado, Niassa und Nampula in schwerer Ernährungsunsicherheit, der Löwenanteil von ihnen in Cabo Delgado (665.000). Amnesty International berichtet von 1.300 Menschen, die im Konflikt getötet wurden.

Im Februar verkündet Papst Franziskus die Versetzung von Bischof Dom Luis Fernando Lisboa nach Brasilien. Dom Luis war seit 2013 Bischof von Pemba und hat sich seitdem unermüdlich für die Menschen seiner Diözese eingesetzt, die unter dem Wirbelsturm „Kenneth" und unter den terroristischen Anschlägen litten. Der Bischof scheute nie davor zurück, die mosambikanischen Behörden für ihre Ineffizienz im Umgang mit der Krise zu kritisieren. Er wurde zum Ziel andauernder Verleumdungskampagnen und Drohungen durch Regierungskreise. Die Versetzung gilt daher der Sorge um sein Leben.

Die USA haben die IS-Ableger im Kongo und in Mosambik( Ansar Al-Sunnna und Al-Shabaab) als Terrorgruppe eingestuft. Die Gruppen und ihre Anführer wurden mit Sanktionen belegt; US-Firmen, Bürger und ausländische Banken dürfen keine Geschäfte mit ihnen machen. Im März wird gemeldet, das die U.S. Special Operations Forces zwei Monate lang mosambikanische Marinesoldaten ausbilden wird.

Bis März hat der bewaffnete Konflikt in Cabo Delgado 800.000 interne Flüchtlinge und fast 3000 Tote gefordert. Am 24. März greifen etwa 100 bewaffnete Aufständische in einer äußerst gut koordinierten Aktion Palma an, das nur etwa 20 km von der Baustelle des Projekts für Flüssigerdgas (LNG) entfernt liegt. Mit kleineren Ablenkungsangriffen in Orten weiter von Palma entfernt gelingt es den Angreifern, die wenigen in Palma stationierten Sicherheitskräfte zum Abrücken zu zwingen. Ein weiteres größeres Kontingent der Armee ist auf der LNG-Baustelle gebunden und somit die Stadt fast völlig ungeschützt den Angreifern ausgesetzt. Zum Zeitpunkt des Angriffs befinden sich etwa 100.000 Menschen in Palma, von denen viele in Panik in die umliegenden Wälder fliehen. Ausländische Mitarbeiter der am Gasprojekt beteiligten Firmen flüchten sich in das Hotel Amarula, dem scheinbar einzig sicheren Zufluchtsort mit einem Hubschrauberlandeplatz.

Nach den jüngsten Angriffen hat der französische Energiekonzern Total alle Mitarbeiter von seinem 20-Milliarden-Dollar-LNG-Projekt abgezogen und dies mit höherer Gewalt begründet. Die Erklärung bedeutet eine schwerwiegendere Aussetzung und ermöglicht es Total, Auftragnehmern zu kündigen. Bereits im April 2020 hatte Exxon Mobil sein LNG-Projekt in Mosambik ausgesetzt. Die Entscheidungen beider Energiekonzerne haben den Plänen der Regierung einen Schlag versetzt. Sie sollten das Land zu einem großen LNG-Produzenten zu machen, der mit Australien, Katar, Russland und den Vereinigten Staaten konkurrieren kann, und helfen, die Wirtschaft des Landes zu transformieren.

(Stand: Mai 2021)