Sambia

Am Kupfer hängt alles

Foto: Niko Link

Sambias Umriss gleicht einem Falter. Im Westen und Osten die weiten dünnbesiedelten Flügel, dazwischen von Nord nach Süd der feste Korpus, städtisch und industriell geprägt, dicht besiedelt – der Kupfergürtel. Als Sambia 1964 unabhängig wurde, war das Land der zweitgrößte Kupferproduzent der Welt. Der neue Staat – so hieß es damals – sei mit einem kupfergüldenen Löffel im Mund geboren. In den 1970er Jahren verfielen die Kupferpreise. Die Abhängigkeit vom „Roten Gold“ rächte sich. Sambia musste sich hoch verschulden und trotz fruchtbaren Bodens Lebensmittel einführen. Der Bergbau hat die Menschen vom Land in die Städte gezogen. Die Landwirtschaft wurde vernachlässigt. Nach der Jahrtausendwende zogen die Kupferpreise wieder an, dank des Rohstoffhungers der aufsteigenden Wirtschaftsmacht China. Doch immer noch – auch nach Schuldenerlass – ist Sambia hoch verschuldet.

Staat und Verwaltung

Offizielle Bezeichnung Republic of Zambia; Republik Sambia
Unabhängigkeit 24. Oktober 1964 (von Großbritannien)
Fläche 752.618 km2
Landesnatur Binnenland ohne Küste, Hochplateau mit einigen Hügeln und Bergen; tropisches Klima, Regenzeit von Oktober bis April
Höchste Erhebung unbenannter Ort in Mafinga Bergen (2.301 m)
Küste Binnenland eingeschlossen von Tansania, Malawi, Mosambik, Simbabwe, Botswana, Namibia, Angola und der Demokratischen Republik Kongo
Umweltprobleme Luftverschmutzung und daraus resultierender saurer Regen in Bergbauregionen; Verschmutzung von Wasserreservoirs durch Abwässer; Gefährdung von Nashörnern, Elefanten, Antilopen und großer Katzenvorkommen durch Wilderei; Entwaldung; Bodenerosion; Desertifikation; Mangel an sauberem Wasser gefährdet Gesundheit der Bevölkerung
Einwohnerzahl 19.077.816 (Juli 2021 geschätzt)
Bevölkerungsdichte 25,3 Einwohner pro qkm Landfläche (eig. Berechnung)
Hauptstadt Lusaka
Landessprachen Englisch 1,7 % (Amtssprache), des weiteren: Bemba 33,4 %, Nyanja 14,7 %, Lozi 5,5 %, Chewa 4,5 %, Nsenga, Tumbuka, Lunda, Kaonde, Lala, Lamba sowie etwa 60 weitere indigene afrikanische Sprachen und Dialekte
Religionen Protestanten 75,3 %, Katholiken 20,2 %, Muslime, Buddhisten, Hindus, Bahai; indigene Religionen 2,7 %
Staatsform Republik; Präsidiale Demokratie
Verfassung 24. August 1991
Wahlrecht wahlberechtigt sind alle Bürger ab 18 Jahren, direkte Wahlen alle fünf Jahre
Exekutive Staats- und Regierungsoberhaupt: Präsident Edgar Lungu (seit 25. Januar 2015); Vizepräsident: Inonge Wina (seit 26. Januar 2015), Kabinett: vom Präsidenten aus Mitgliedern der Nationalversammlung ernannt
Legislative Einkammerparlament (Nationalversammlung) mit 164 Sitzen (156 direkt nach Wahlbezirken in einfacher Mehrheitswahl gewählt, 8 vom Präsidenten ernannt)
Parteien Patriotic Front (PF, Regierungspatei), United Party for National Development (UPND), Movement for Multi-Party Democracy (MMD), National Democratic Congress (NCC), Forum for Democracy and Development (FDD), Alliance for Democracy and Development (ADD)
Rechtssystem auf englischem Recht basierend
Justiz Supreme Court und Constitutional Court (Richter vom Präsidenten ernannt, von der Nationalversammlung bestätigt); High Court (mit unbegrenzter Rechtsprechung in Zivil- und Strafrecht)
Verwaltungsgliederung zehn Provinzen: Zentralprovinz, Copperbelt, Ostprovinz, Luapula, Lusaka, Muchinga (neue Provinz seit 2012 durch Aufteilung der Nordwestprovinz), Nordprovinz, Nord-Westprovinz, Südprovinz, Westprovinz
Internationale Mitgliedschaften UNO und Unterorganisationen; Afrikanische Union (AU); Entwicklungsgemeinschaft SADC; Handelsgemeinschaft COMESA; Afrika-Karibik-Pazifik-Staaten (AKP); Extrative Industries Transparency Initiative (EITI); Welthandelsorganisation (WTO); Internationaler Währungsfond (IMF); Weltbank
Internationale Länderkategorien LDC-Status
(9 der 16 SADC-Staaten gelten nach UN-Bestimmungen als Least Developed Countries (LDC) - "am wenigsten entwickelte Länder" - und bekommen besondere Mittelzuwendungen)

 

Wirtschaft

Währung

1 Sambischer Kwacha (ZMW) = 100 Ngwee

Der bisherige ZMK wurde als ZMW neu indexiert (1000 ZMK = 1 ZMW) und ist ab dem 13. Juni 2013 kein gesetzliches Zahlungsmittel mehr. 

Wechselkurs

1 Euro = 27,4611 ZMW (27.05.2021)

aktueller Wechselkurs: OANDA


Export / Importgüter
- Wichtige Exportgüter Kupfer und Kupferprodukte (71 %), Schwefelsäure (2,1 %), Edelsteine (1,9 %), Zucker (1,6 %), Zement (1,6 %), Gold 1 %), Elektrizität, Tabak (UN Comtrade 2019)
- Wichtige Importgüter Petroleumprodukte (9,7 %), Rohöl (7 %), Dünger (4,6 %), Transportausrüstung (2,5 %), Maschinen (2,2 %), Kupfererze, Medikamente, Schwefel (UN Comtrade 2019)

Wichtige Handelspartner
- Export Schweiz (41 %), China (21 %), DR Kongo (12,8 %), Singapur (8,2 %), Südafrika (4,2%), Malawi (1,5 %), Simbabwe (1,4 %), Hongkong, Tansania, Luxemburg (UN Comtrade 2019)
- Import Südafrika (30 %), China (14%), Vereinigte Arabische Emirate (10,2%), Indien (4.9 %), DR Kongo (3,2 %) Japan (3 %), Tansania (2,8 %), Mauritius (2,8 %), USA (2,6 %), Kuweit (2 %) (UN Comtrade 2019)

Infrastruktur
- Eisenbahn 2.157 km
- Straßen 76.671 km
- Flugplätze 88 Flughäfen (davon acht mit befestigten Start- und Landebahnen)
- Häfen Mpulungu (im Norden des Landes am Tanganyikasee)

 

Weitere wirtschaftliche Indikatoren siehe Ländervergleich Wirtschaft
Soziale Indikatoren siehe Ländervergleich Soziales

Chronologie

Erste Besiedelung Sambias
ca. 300.000 v. Chr. Der homo habilis besiedelt Gebiete im Norden Sambias (neuere Funde weisen darauf hin).
ca. 50.000 v. Chr. Die Bewohner wagen sich von den Flusstälern in die höher gelegenen Regionen und besiedeln dort vorwiegend Höhlen. Es entwickelt sich die Sangon-Kultur.
Spätes Steinzeitalter San (Jäger und Sammler), später auch die Khoi (Viehzüchter), besiedeln das heutige Territorium von Sambia. Beide Gruppen sind vorwiegend Nomaden. So sind noch heute in ganz Sambia Felszeichnungen der San zu finden.

Bantuwanderung
ca. 2.000 v. Chr. Die Vorfahren der Tonga erreichen das Land.
um Christi Geburt Weitere Bantuvölker folgen und gelangen in das Gebiet.
ca. 600 n. Chr. Mit der zweiten Welle der Bantuimmigration breitet sich die Viehzucht weiter aus.
ca. 900 n. Chr. Der dritte Immigrationsstrom aus dem Kongobecken bringt keine Rinder, fügt sich jedoch schnell in das Gefüge der schon ansässigen Gruppen ein. Durch zahlreiche Eroberungen stellen sie schon fast 200 Jahre nach ihrer Ankunft die Mehrheit in Sambia.
17. Jh. Bantuvölker aus dem im Niedergang begriffenen Lunda-Luba-Reich ziehen aus dem Kongobecken Richtung Süden nach Sambia und verändern die politischen Strukturen der dort vorherrschenden chieftainships. So entstehen Königreiche wie das Reich Lozi, dass die Rozwi in Südwestsambia gründen. Die Khoisan werden in die unfruchtbaren Gebiete der Kalahari verdrängt.
Beginn des 19. Jh. Bemba-Völker (u. a. Kaonde, Lala, Lamba, Lenje, Soli, Mambwe, Bisa, Lungu) breiten sich in der zentralen Hochebene um das heutige Lusaka bis an den Tanganyikasee aus.
ca. 1820 bis 1840 Viele Völker flüchten vor der Militärmacht des Zulukönigs Shaka vom Süden des Kontinents in Richtung Norden. Unter Führung Zwangendabas überqueren die Ngoni aus dem Süden 1835 den Sambesi und annektieren weite Teile des Hochlandes vom heutigen Sambia. So hat die Epoche der Völkerverschiebungen, die als difaqane oder mfecane bezeichnet wird, auch große Auswirkungen auf Sambia.

Europäische Landnahme
1514 Eine portugiesische Expedition gelangt in das Sambesital.
1795 Zwei Portugiesen folgen dem Lauf des Sambesi und erreichen das Barotseland.
1798 Auf Wunsch des portugiesischen Gouverneurs von Mosambik startet eine Expedition, um eine Verbindung zwischen den beiden portugiesischen Kolonien Angola und Mosambik herzustellen, in das heutige Gebiet Sambias. Als der Gouverneur Lacerda auf der Reise stirbt, nimmt man von weiteren Expeditionen Abstand.
1850 Mit den arabischen Einwanderern aus dem Osten des Kontinents beginnt auch in Sambia das Zeitalter des Sklavenhandels. Von Westen stoßen portugiesische Sklavenjäger aus der Kolonie Angola vor, im Südosten rücken sie aus dem heutigen Mosambik ein. Die von den Lunda und Luba errichteten Straßen dienen nun dem Sklavenhandel.
1851 Dr. David Livingstone erreicht als erster Brite Sambia und verbringt viel Zeit mit den Kololo.
1855 David Livingstone gelangt als erster Europäer an die Viktoriafälle.
1880 Obwohl der Sklavenhandel an den Küsten Afrikas bereits aufgehoben ist, finden nun in Zentralafrika die schlimmsten Verwüstungen statt.
1884 Die Berichte Livingstones wecken das Interesse vieler Europäer, so dass nach seinem Tod die Forschungs- und Jagdreisen zum Sambesi zunehmen. Auch die Kirche entdeckt das Betätigungsfeld Zentralafrikas und errichtet ihre erste Missionsstation im Barotseland.
1890 König Lewanika von den Lozi stellt sich unter den Schutz der Rhodes-Gesellschaft, da er ein Vordringen der Ndebele aus dem heutigen Simbabwe fürchtet. Cecil Rhodes beabsichtigt, mit der Landnahme Sambias seine Vision einer Bahnverbindung vom Kap bis nach Kairo zu verwirklichen.
1894 Die Briten einigen sich mit den Belgiern über den nördlichen und östlichen Grenzverlauf zu Belgisch-Kongo.
1904 Die Grenze zur portugiesischen Kolonie Angola wird festgelegt.
1911 Die Territorien Sambias werden unter Verwaltung der British South Africa Company (BSAC) zum Protektorat Nordrhodesien vereinigt.

Die Kolonialzeit
Beginn 20. Jh. Die Kolonialherren führen die Hüttensteuer ein, um die schwarze männliche Bevölkerung zur schlecht bezahlten Lohnarbeit zu zwingen und gleichzeitig die nötigen finanziellen Mittel zum Eisenbahnbau aufbringen zu können.
1914 bis 1918 Nordrhodesien wird Schauplatz des Ersten Weltkrieges, da sich der deutsche General von Lettow Vorbeck bis zur Kapitulation ungeschlagen im Nordosten der Kolonie aufhält. Die Briten rekrutieren zehntausende Afrikaner aus ihren Kolonien, um für die britische Krone zu kämpfen.
1924 Aufgrund des wachsenden Unmutes der europäischen Siedler gegenüber der BSAC geht Nordrhodesien in britische Kolonialverwaltung über und wird so zur Kronkolonie.
1935 Lusaka wird zur neuen Hauptstadt Nordrhodesiens ernannt.
1935 bis 1940 Erste Streikwellen der Bergwerksarbeiter, u. a. durch Steuererhöhungen im Jahr 1935 ausgelöst, brechen aus.
1939 bis 1945 Im Zweiten Weltkrieg kämpfen erneut zahlreiche Afrikaner an der Seite der Briten. Dies steigert den Unmut der schwarzen Bevölkerung und stärkt deren Selbstbewusstsein.

Vom Widerstand zur Unabhängigkeit
1948 Unter Harry Nkumbula wird der Northern Rhodesian Congress gegründet. Er eird 1951 in Northern Rhodesian African National Congress umbenannt.
1953 Gegen den Widerstand des Northern Rhodesian African National Congress werden Südrhodesien (Simbabwe), Nyassaland (Malawi) und Nordrhodesien zur Zentralafrikanischen Föderation zusammengeschlossen.
1957 Die United National Independence Party (UNIP) spaltet sich unter Führung des späteren Präsidenten Kenneth Kaunda von dem Northern Rhodesian African National Congress ab. Die Ziele der UNIP sind die Auflösung der Föderation und die Unabhängigkeit Sambias.
1960 Auf Grund von heftigen Ausschreitungen auf einem ungenehmigten Treffen der UNIP wird die Partei verboten und deren Führungselite verhaftet.
1962 Trotz einiger Zweifel nimmt Kaunda an den Wahlen im Oktober teil und wird Vorsitzender der zweitstärksten Fraktion. Der Northern Rhodesian African National Congress und die UNIP bilden eine Koalition gegen die weißen Föderalisten.
1963 Die Zentralafrikanische Föderation wird im Dezember aufgelöst. Sambia entledigt sich jeglicher Bindungen an Südrhodesien.
1964 Bei den Neuwahlen im Januar erringt die UNIP 40 der 75 offenen Mandate und geht damit als eindeutiger Sieger der Wahlen hervor.
24. Oktober 1964 Die Republik Sambia wird ausgerufen. Erster Präsident wird Kenneth Kaunda.

Unabhängigkeit - Die 1. Republik Sambia
1971 Nachdem der Vizepräsident Simon Kapwepwe sein Amt niedergelegt hat, gründet er die United Progressive Party. Die Bemba, deren Ansprüche er vertritt, kämpfen für eine dominierende Stellung in der Regierung. Kaunda versucht gegen den Tribalismus in seiner Regierung vorzugehen.
1972 Kapwepwe wird verhaftet und seine Partei verboten.

Die 2. Republik Sambia
1973 Mit dem Verbot aller oppositionellen Parteien führt Kaunda das Einparteiensystem ein. Die harte Kursänderung Kaundas lässt von einer "Zweiten Republik Sambias" sprechen.
1978 Südrhodesien startet im Oktober militärische Angriffe auf Sambia, die den Zusammenbruch der sambischen Infrastruktur und somit Hungersnöte zur Folge haben. Diese Situation entspannt sich erst mit der Unabhängigkeit Simbabwes im Jahr 1980.
1990 Die Bevölkerung verlangt Reformen. Sambia leidet unter einer Inflationsrate von bis zu 60 %, den enormen Auslandsschulden und der hohen Arbeitslosigkeit.
1991 Aus den ersten freien Wahlen seit 30 Jahren geht im Oktober die Movement for Multiparty Democracy (MMD) unter dem Gewerkschaftsführer Frederic Chiluba als erdrutschartiger Sieger hervor.

Die 3. Republik Sambia
1991 bis 1996 Nach ihrem deutlichen Wahlsieg sind Staatspräsident Chiluba und die Regierungspartei MMD zunächst bestrebt, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen und in einer "Dritten Republik" einen demokratischen und pluralistischen Rechtsstaat zu verwirklichen.
1996 Während des Wahlkampfes führt Chiluba eine umstrittene Verfassungsänderung ein: Die Eltern der Präsidentschaftskandidaten müssen sambischer Staatsangehörigkeit sein. Kaunda, Sohn eines Malawiers, scheidet somit aus dem Rennen aus. Chiluba geht erneut als Sieger aus der Wahl hervor.
1997

Bei einem Attentat wird Kaunda im August durch mehrere Schüsse verletzt.

Nach einem fehlgeschlagenen Putschversuch einiger Militärs im Oktober wird der Ausnahmezustand ausgerufen. 90 Soldaten sowie Kaunda werden verhaftet. Das Verfahren gegen Kaunda ist mittlerweile eingestellt. Gegen die des Hochverrats angeklagten Soldaten liegen Todesurteile vor, die nicht vollstreckt werden.

1998 Im März wird der Ausnahmezustand aufgehoben.
2001 Die sambische Verfassung erlaubt nur zwei Amtsperioden des Präsidenten. Im Dezember scheitert der Versuch Chilubas, mit einer Verfassungsänderung eine dritte Amtsperiode durchzusetzen, am parteiinternen Widerstand. Chiluba lässt daraufhin Levy Mwanawasa (MMD) als Präsidentschaftskandidaten und seinen Nachfolger aufstellen. Aus den Wahlen geht dieser als Gewinner hervor.
2002 Levy Mwanawasa wird im Januar zum Staatspräsidenten vereidigt.
2002/03

Nach zwei Missernten leidet Sambia unter erheblicher Knappheit und somit Verteuerung von Maismehl, dem Hauptnahrungsmittel der sambischen Bevölkerung.

Präsident Mwanawasa geht so deutlich wie seit 40 Jahren nicht mehr gegen die Korruption im Lande vor. Kenneth Kaunda gilt als weiser Berater der Regierung und hat somit wieder an Einfluss auf dem Gebiet der Landespolitik gewonnen.

2003

Die Regierung setzt die Todesstrafe aus. Menschenrechtsorganisationen verlangen ein verfassungsmäßiges Verbot der Todesstrafe. Dazu mochte sich die Regierung jedoch nicht entscheiden.

2004

Das Parlament erklärt körperliche Züchtigung für ungesetzlich. Selbst schwere Prügelstrafen waren bis dahin üblich. Viele Eltern kritisieren das Verbot.

Die USA gewähren Sambia wieder den Zugang zum African Growth and Opportunity Act (AGOA), das dem Land Vorzüge für den Export auf den US-amerikanischen Markt gewährt.

Sambias Schulen brauchen dringend mehr Lehrer. Trotzdem sind über 8.000 qualifizierte Lehrer ohne Arbeit. Bildungsminister Andrew Mulenga rechtfertigt die unnötige Unterbesetzungs der Schulen mit Auflagen von Weltbank und Internationalem Währungsfonds. Danach darf Sambia nicht mehr als 8 Prozent des Haushalts für Gehälter ausgeben.

Nach mehreren Dürre- und Hungerjahren kann nun zum zweiten Mal eine Rekordernte eingefahren werden. Die Regierung führt den Erfolg auf ihr Minikredit-Programm für kleinbäuerliche Betriebe zurück.

Das Verhältnis von Regierung und Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Sambia ist gespannt. Im Juli verbietet die Regierung eine Koalition von NRO, das Forum Oasis, weil diese sich nicht korrekt registriert habe. Oasis zeigt sich regierungskritisch. Ihr gehören die Juristenvereinigung, die Gerechtigkeit und Friedenskommission der katholischen Kirche und Frauenorganisationen an.

2005

Präsident Mwanawasa will mit zivilgesellschaftlichen Gruppen in einen Dialog über eine neue Verfassung treten. Er bezweifelt aber, dass sich das Land die Einberufung einer Nationalversammlung und eine Volksabstimmung finanziell leisten kann.

Sambia hat eine Altschuldenlast von 6,5 Mrd. US-Dollar. Davon können im April 3,8 Mio. US-Dollar abgeschrieben werden. Nach einem langwierigen Prozess der Entschuldung hat das Land den „Completion Point“ erreicht, wie ihn die Initiative für die höchstverschuldeteten Länder (HPIC) vorsieht. Der jährliche Schuldendienst von bis zu 600 Mio. US-Dollar wird damit auf etwa 150 Mio. Dollar reduziert.

Die diesjährigen Ernten sind wegen Dürren dürftig ausgefallen. Im November ruft Präsident Levy Mwanawasa wegen der Hungersnöte in vielen Teilen des Landes den Notstand aus und fordert Hilfe der internationalen Gemeinschaft an. An die am stärksten betroffenen Familien sollen Nahrungsmittel verteilt werden. Sie betreffen etwa zehn Prozent der Bevölkerung.

2006

Im April erleidet Präsident Levy Mwanawasa einen leichten Schlaganfall. Er hält jedoch an einer weiteren Kandidatur fest. Er löst Kabinett und Parlament auf und legt Neuwahlen für den 28. September fest. Die Wahlen verlaufen friedlich. Präsident Levy Mwanawasa wird bei den Präsidentschaftswahlen mit 43 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit von fünf Jahren wiedergewählt.

In diesem Jahr fährt Sambia nach einem Dürrejahr eine Rekordernte von 400.000 Tonnen Mais ein. Die Ernährungslage ist damit gesichert. Es sollen Überschüsse von 160.000 Tonnen exportiert und der Rest als nationale Reserve gelagert werden.

2007

Die Regierung will alle Schulen bis 2030 mit dem Internet verbinden. Schon in den drei nächsten Jahren sollen 800 der etwa 8.000 Schulen einen Zugang zum Internet bekommen.

Präsident Levy Mwanawasa hat die Todesurteile von 97 Häftlingen in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Seit seinem Amtsantritt vor sechs Jahren weigert sich der Präsident, Todesurteile zu unterzeichnen. Ohne die Unterschrift des Präsidenten kann ein Todesurteil Recht nicht vollstreckt werden.

2008

Präsident Mwanawasa erleidet auf einem Afrika-Gipfel erneut einen Schlaganfall. Er kann auch in einer Pariser Klinik nicht gerettet werden und stirbt im August im Alter von 59 Jahren. Gemäß der Verfassung übernimmt Vize-Präsident Rupiah Banda die Amtsgeschäfte und muss innerhalb von drei Monaten Neuwahlen organisieren. Gewählt wird am 30 Oktober. Banda gewinnt knapp gegen Oppositionsführer Sata. Beobachter der Afrikanischen Union und der Regionalgemeinschaft SADC erklären die Wahlen für frei und fair.

Die Spannungen vor allem an von Chinesen betriebenen Kupferminen halten an. In der von Chinesen betriebenen Chambishi-Kupfermine kommt es im März zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Management. Gewerkschafter der Mine beschuldigen die Chinesen, gegen die Arbeitsgesetze zu verstoßen. Ein Manager wird erschossen. 500 Arbeiter werden entlassen.

Die sambische Regierung hat seit einigen Jahren den Haushalt für Gesundheit deutlich erhöht. Die Gesundheitsversorgung macht mit 11,5 Prozent den größten Haushaltsposten aus. Die Gelder sind vornehmlich in die nachgeburtliche Versorgung und in die medizinische Versorgung der Kinder gegangen. Jetzt zeigen sich erste Erfolge. Der größte Fortschritt wird aus den Städten gemeldet, auf dem Land hat sich nur wenig verbessert. Mediziner kritisieren, dass die Gelder überproportional in drei große Krankenhäuser fließen.

2009

Die Firma Zambike produziert Fahrräder mit einem Rahmen aus Bambusrohr. Die Version Zamubulanz wird bereits von 10 Kliniken benutzt. In Kooperation mit einem interessierten Unternehmen in Kalifornien sollen die Rahmen auch in die USA exportiert werden.

2010

Mit einer neuen Anbaumethode werden höhere Ernteerträge erzielt, auch wenn der Niederschlag unterdurchschnittlich ausfällt. Sie wird von immer mehr Bauern übernommen. In der Trockenzeit werden auf den Äckern kleine Mulden ausgehoben, in die beim ersten Regen die Samen gesät werden. Das Wasser läuft nicht ab, Bodenerosion wird vermieden und Ernteerträge steigen.

Sambias Weizenernte in 2010 ist um 13,7 Prozent auf 216.000 Tonnen angestiegen. Dank guter Handelspolitik und privaten Investitionen in Bewässerungsanlagen ist Sambia das einzige Land im südlichen Afrika, das seinen Weizenbedarf decken und sogar einen Überschuss ausführen kann. Die hohen Anbaukosten machen sambischen Weizen allerdings weniger wettbewerbsfähig als subventioniertes Getreide von Übersee.

In einem Gemeinschaftsprojekt der sambischen Regierung mit der Welternährungsorganisation sollen interessierte Farmer Gutscheine im Wert von je 53 US- Dollar erhalten, mit denen sie Saatgut, Kunstdünger und Pestizide kaufen können. Monatlich werden etwa 40.000 Gutscheine eingelöst. Das Projekt, einmalig in Afrika, wird von der EU finanziell unterstützt.

2011

Im Januar kommt es in der Hauptstadt der Westprovinz Mungo zu schweren blutigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten, die eine Loslösung der Provinz vom Zentralstaat fordern. Zuvor war eine öffentliche Debatte darüber polizeilich verboten worden. Die Westprovinz ist das Armenhaus Sambias. Die Menschen dort sehen sich von der Zentralregierung vernachlässigt. Zudem hat dieses ehemalige Barotseland mit dem Königreich Lozi eine eigenständige politische Tradition, was immer wieder den Ruf nach Trennung laut werden lässt. Bei der Unabhängigkeit wurde der Region eine weitgehende Eigenständigkeit versprochen, was nie eingelöst wurde.

Der Entwurf einer neuen Verfassung erreicht nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Parlament. Hauptstreitpunkt war die Forderung nach einer absoluten Mehrheit bei den Präsidentschaftswahlen, die von Kritikern gefordert, aber im Entwurf nicht vorgesehen war.

Im September finden Wahlen zu Staatspräsidentschaft, Parlament und Kommunalräten statt. Wider alle Prognosen verliert der amtierende Staatspräsident die Wahlen. Sieger wird Michael Sata von der Patriotic Front (PF), der die Wahl mit 42 gegen 36 Prozent der Stimmen vor Banda gewinnt. Dreimal zuvor war Sata vergeblich angetreten. Sata gilt als unberechenbar und sprunghaft und hat bereits als PF-Führer keinen Zweifel an seinem autokratischen Herrschaftsanspruch gelassen. Mit Interesse wird das Verhältnis der neuen Regierung zu Investoren aus China verfolgt. China hat Sambia neben Sudan und Angola zu einem Schwerpunktland seines Engagements in Afrika gemacht. Die Vorgängerregierungen haben die Chinesen hofiert, Sata hat sie in der Vergangenheit als neue Ausbeuter heftig kritisiert.

2012

Die uneingelösten Wahlversprechen holen Präsident Sata ein. Er hatte im Wahlkampf eine Reduzierung der hohen Arbeitslosigkeit und ein hartes Vorgehen gegen Korruption als vorrangige Ziele seiner Regierung bezeichnet. Jugendliche gehen auf die Straße und fordern mehr Arbeitsplätze. Im Mai gibt es bei einem Massenandrang für die wenigen Arbeitsplätze acht Tote. Der vorgebliche Kampf gegen Korruption verkommt zur Hexenjagd gegen politischen Gegner.

Die Regierung gleicht einem Familienunternehmen, dem auch die Geldquellen offen stehen. 70 Prozent aller neuen Posten sind an Satas Klientel gegangen. Drei unbequeme Richter wurden abgelöst. Wohlgesonnene Konzerne erhalten Vorzüge, missliebige werden verstaatlicht.

2013

Die Kohlemine Collum Coal wird von der Regierung beschlagnahmt, dem chinesischen Betreiber wird die Lizenz entzogen. Als Gründe werden angeben: Die Sicherheitsstandards würden nicht eingehalten, die Arbeitsgesetze missachtet (bisweilen wurden 18 Stunden am Tag verlangt). Zudem habe der Betreiber die Lizenzgebühren nicht bezahlt.

Sambia wurde bis jetzt von den Chinesen als Investitionsland bevorzugt. Die Chinesen haben 2 Mrd. US-Dollar investiert und 50.000 Arbeitsplätze geschaffen. Es gibt jedoch ständig Spannungen zwischen Management und Belegschaft.

Unter Satas Präsidentschaft verschärft die Regierung die Kontrolle über die Medien. Im Juli werden drei Journalisten in Lusaka verhaftet. Sie haben im Internet kritische Artikel veröffentlicht. Die Seite wird gesperrt, Versuche, die Blockierung zu umgehen, werden verhindert.

2014

Am 24. Oktober feiert Sambia seine 50-jährige Unabhängigkeit. Nach dem Tod von Präsident Michael Sata am 28. Oktober 2014 kommt es zu militanten Auseinandersetzungen aufgrund von Nachfolgestreitigkeiten. Interimspräsident Guy Scott feuert am 3. November den Generalsekretär der Regierungspartei Patriotic Front (PF), Edgar Lungu, der unter Sata Justiz- und Verteidigungsminister war und als starker Nachfolgekandidat gilt. Aufgrund gewaltsamer Straßenproteste macht Scott die Entlassung rückgängig. Nach innerparteilichen Auseinandersetzungen wird Scott temporär aus der PF ausgeschlossen, bleibt aber in seinem Amt bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen. Am 20. Januar 2015 sollen Neuwahlen stattfinden.

2015

Mit 48,3 Prozent der gültigen Stimmen gewinnt Edgar Lungu die Präsidentschaftswahlen im Januar. Damit liegt er knapp vor seinem Herausforderer Hakainde Hichilema von der Oppositionspartei United Party for National Development (UPND). In manchen Wahlkreisen wird die Wahl um einen Tag verlängert, da starke Niederschläge zu logistischen Schwierigkeiten führen. Die Wahlbeteiligung liegt bei 34 Prozent. Lungus Amtszeit beträgt anderthalb Jahre, da er die Amtszeit seines verstorbenen Vorgängers zu Ende führt.

Die Vize-Präsidentin Inonge Wina, erste Frau in ihrem Amt, und die UN-Koordinatorin für Sambia unterzeichnen am 19. November einen Rahmenplan zur partnerschaftlichen Implementierung der UN-Nachhaltigkeitsziele. Er umfasst für den Zeitraum 2016 bis 2021 806 Mio. US-Dollar und löst den bisherigen partnerschaftlichen Rahmenplan zur Implementierung der Milleniums-Entwicklungsziele ab, die bis Ende 2015 gelten.

2016

Der Wasserstand im Kariba-Staudamm hat sich aufgrund ausbleibender Regenfälle und der hohen Verdunstung drastisch reduziert. Nur noch 12 Prozent der möglichen Energie kann produziert werden. Sambia bittet Südafrika darum, 300 Megawatt zu exportieren, um die Kupferindustrie am Laufen zu halten. Diese leidet bereits unter den geringen Kupferpreisen und dem geringen Export nach China, dessen Wirtschaft schwächelt. Wetterexperten, ebenso wie der Präsident, führen die fehlenden Niederschläge auf das Wetterphänomen „El Niño" zurück.

In den Vierteln Zingalume und George Compound der Hauptstadt Lusaka entlädt sich im April rassistische Gewalt gegenüber Ausländern. Simbabwische und ruandische Geschäfte werden geplündert. Mehrere Menschen kommen ums Leben.

Am 11. August finden die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Berichte über den fragwürdigen Druckauftrag der Wahlscheine bei einer Firma in Dubai und die Neubesetzung des Verfassungsgerichts mit Studienfreunden Lungus führen zu Bedenken, ob die Wahl fair und frei ablaufen wird. Namhafte PF-Politiker sind inzwischen zur Oppositionspartei UPND gewechselt. Die Misshandlung eines investigativen Journalisten nach seinen Recherchen zur Wählerrekrutierung von mehreren tausend Menschen aus Malawi sorgt ebenfalls für Schlagzeilen, genau wie die Schließung der privaten und regimekritischen Zeitung „The Post" wegen angeblich ausgebliebener Steuerzahlungen. Lungu gewinnt gegen seinen Konkurrenten Hakainde Hichilema von der United Party for National Development (UPND) mit einer knappen Mehrheit von 50,35 Prozent die Wahl zum Präsidenten.

Am 13. September wird Edgar Lungu zum Präsidenten vereidigt. Politiker aus den Nachbarländern reisen an, der südafrikanische Präsident Jacob Zuma bleibt der Vereidigung allerdings fern ebenso die sambische Opposition. Vize-Präsidentin bleibt Inonge Wina.

2017

Eine Polizeirazzia im Wohnhaus von „The Post"-Herausgeber Fred M'membe im Februar sorgt für Kritik von Seiten des Medieninstituts im südlichen Afrika „Misa". Journalisten prangern die Beschränkungen von Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit an.

Wegen Hochverrats wird der Oppositionspolitiker der UPND, Hakainde Hichilema, festgenommen. Das Verfassungsgericht hatte seine Anfechtung der Wahl im vergangenen Jahr aus formalen Gründen abgelehnt. Ihm wird nun vorgeworfen, den Konvoi des Präsidenten auf dem Weg zu einer traditionellen Zeremonie blockiert, dessen Leben gefährdet und Polizisten beleidigt zu haben. Zudem habe er Hochverrat begangen, weil er versucht habe, die Staatsmacht an sich zu reißen. Es fehlen allerdings Beweise von Seiten der Regierung gegen ihn. Die katholische Bischofskonferenz in Sambia (CZZB) äußert öffentlich die Befürchtung, Sambia befinde sich auf dem Weg in eine Diktatur. Zivilgesellschaftliche Organisationen und Medien geraten zunehmend unter Druck.

Am 7. Juli wird bekannt, dass Edgar Lungu den Ausnahmezustand verhängt hat, nachdem der größte Markt in Lusaka in Brand gesetzt worden war. Dadurch bekommt die Polizei eine größere Verfügungsgewalt. Lungu macht die Opposition für verschiedene Brandstiftungen verantwortlich. Vor der Abstimmung über den Ausnahmezustand waren 46 Parlamentsmitglieder für einen Monat aus dem Parlament suspendiert worden und blieben ihr fern. Dies wurde von der Opposition scharf kritisiert.

Im August wird Hakainde Hichilema wieder freigelassen, die gerichtliche Verfolgung im „öffentlichen Interesse" ausgesetzt.

2018

Der Präsident ernennt einen weiteren Richter in das Verfassungsgericht, in dem bereits viele von Lungu ernannte Richter sitzen.

Der Musiker und Satiriker Fumba Chama mit dem Künstlernamen „Pilato" flieht außer Landes, weil er Morddrohungen von Politikern der regierenden Partei Patriotische Front (PF) erhalten habe. Er hatte sich in einem Lied kritisch zur Korruption in Lungus Umfeld geäußert.

Eine Gesetzesvorlage der Regierung zu Internetsicherheit und -kriminalität wird dem Parlament vorgelegt. Diese soll Behörden Online-Überwachung erleichtern. Zu diesem Zwecke wurde ein Vorstandsgremium der Sambia Cybersecurity Agency aus Vertretern der Luftwaffe, der Armee, der Polizei und verschiedener Sicherheits- und Geheimdienste gebildet.

Anfang Dezember entscheidet das Verfassungsgericht zugunsten einer dritten Amtszeit Lungus. Grundsätzlich ist in der sambischen Verfassung die Amtszeit auf zwei Jahre begrenzt. Seine zweite Amtszeit würde so im Jahr 2021 enden. Lungu argumentiert damit, dass seine erste Amtszeit nur 18 Monate gedauert habe und die Verfassung vorsehe, dass die Amtszeit eines Präsidenten, wenn dieser weniger als drei Jahre das Amt innehatte, nicht als volle Amtszeit zählt. Er hatte das Amt seines Vorgängers nach dessen Tod kurzfristig übernommen. Die Verfassung von 1996 und die reformierte Verfassung von 2016 sehen hier allerdings verschiedene Regelungen vor. Das Verfassungsgericht begründet seine Entscheidung schließlich damit, dass die reformierte Verfassung keine „ausdrückliche Übergangsregelung" festgelegt habe und so auf die alte Verfassung zurückgegriffen werden müsse.

2019

Der Führer der größten Oppositionspartei UPND, Hakainde Hichilema, wirft Lungu vor, er habe versucht, ihn umbringen zu lassen. Bei einer Kundgebung sollen Polizei und Anhänger der Regierungspartei Patriotische Front (PF) auf ihn geschossen haben, er konnte jedoch fliehen. Oppositionspolitiker beschuldigen den Präsidenten und seinen Innenminister Stephen Kampyongo, die Milizen dazu angestiftet zu haben.

Auch Sambia verbietet ab dem 14. Februar Plastiktüten und anderes Verpackungsmaterial, das dicker als 0,03 Millimeter ist.

Die Presse Sambias steht unter Druck. Der Chefredakteur von „The Rainbow Newspaper", Derrick Sinjela, verbüßt eine 18-monatige Haftstrafe, nachdem er im Dezember 2018 wegen Missachtung von Gerichtsauflagen wegen Veröffentlichung eines von einem Aktivisten verfassten Beitrags über Korruption in der Justiz verurteilt worden war. Anfang März setzen die Behörden die Sendelizenz des unabhängigen Nachrichtensenders Prime TV für 30 Tage aus, weil er die Bedingungen der Sendelizenz nicht eingehalten habe. Prime TV kann erst nach fast einem Monat wieder auf Sendung gehen.

In einem historischen Urteil gestattet der Oberste Gerichtshof Großbritanniens im April 1826 sambischen Dorfbewohnern, ihren Rechtsstreit „Lungowe versus Vedanta" gegen den britischen Bergbau-Giganten Vedanta vor britischen Gerichten fortzusetzen. Die Dorfbewohner aus Chingola in Sambias „Kupfergürtel" kämpfen seit über einem Jahrzehnt um Entschädigung für massive Umweltbelastungen durch eine Mine, die sich im Besitz der sambischen Tochtergesellschaft von Vedanta, Konkola Copper Mines (KCM), befindet und ihr Land sowie ihre Gewässer vergiftet hat.

Die Steuerbehörden in Sambia setzen Drohnen ein, um den Warenschmuggel mit LKWs aufzuspüren, die den Zoll umgehen wollen. Sieben LKW werden im August von der Zambia Revenue Authority (ZRA) im Norden des Landes beschlagnahmt. Laut Topsy Sikalinda, Sprecher der ZRA, werden die Drohnen auf komplizierten Strecken eingesetzt, auf denen die Bodenkontrolleure oder Checkpoints versagt hätten. Die ZRA hoffe, durch den Einsatz dieser Technologie mehr Steuereinnahmen zu erzielen.

Unter der seit sieben Jahren anhaltenden Dürre im südlichen Afrika leidet auch Sambia. Die Regenfälle sind von 800 – 1000 mm auf 327 mm pro Quadratmeter zurückgegangen. Die Folge ist ein massiver Ernterückgang: von 60.000 auf 5.000 Tonnen Mais und eine drohende Hungerkatastrophe.

Die jährliche Inflationsrate in Sambia ist für den Monat September 2019 auf 10,5 Prozent gestiegen, im Vormonat waren es noch 9,3 Prozent. Laut Angaben des Central Statistical Office (CSO) ist der Anstieg auf die Preisbewegungen bei Nahrungsmitteln zurückzuführen. Auch das Handelsbilanzdefizit Sambias ist nach Angaben des Statistikamtes gegenüber dem Vormonat um 43,5 Prozent auf 451,9 Mio. Kwacha (ca. 32 Mio. Euro) gesunken. Sambia importiert nominal mehr als es exportiert.

Im Dezember setzt die Veröffentlichung einer Investigativ-Dokumentation über illegalen Holzschlag hochrangige Regierungsmitglieder in Sambia unter Druck. Das Video „Mukula Cartel" der britischen Nichtregierungsorganisation EIA (Environmental Investigation Agency) legt nahe, dass u.a. Präsident Edgar Lungu, seine Tochter Tasila Lungu sowie Justizminister Given Lubinda und Umweltministerin Jean Kapata in den verbotenen Schlag, Transport und Export von Edelhölzern involviert sind. Lungu und weitere Regierungsvertreter weisen alle Anschuldigungen von sich und versprechen, den illegalen Holzhandel energischer zu bekämpfen.

2020

Einen Tag bevor am 18. März die ersten zwei Covid-19-Fälle durch ein Paar, das in Frankreich Urlaub machte, bekannt werden, lassen die sambischen Behörden wegen der Corona-Pandemie Bildungseinrichtungen schließen und verhängen Restriktionen auf Auslandsreisen. Am 25. März verkündet Präsident Edgar Lungu einen Notfallplan zur Eindämmung der Pandemie. Alle Flüge auf dem Kenneth Kaunda Airport werden umgeleitet und eine Quarantänepflicht für Einreisende eingeführt.

Sambias Maisproduktion ist nach guten Regenfällen gegenüber der Vorsaison, die von der historischen Dürre in der Region beeinträchtigt war, um etwa 70 Prozent gestiegen. Laut Aussage von Landwirtschaftsminister Michael Katambo vom 27. Mai erbrachte die Maisproduktion in der Saison 2019-2020 schätzungsweise 3,4 Millionen Tonnen, in der vorangegangenen Saison waren es zwei Mio. Tonnen. Damit ist die Ernährungssituation Sambias vorerst gesichert, während das Nachbarland Simbabwe, das ebenso von der El Nino verursachten Dürre betroffen ist, Mais importieren muss, um den Hunger zu bekämpfen.

Die Fluglinie Proflight Zambia nimmt am 1. Oktober Flüge zwischen Lusaka und Johannesburg auf, nachdem Südafrika die Grenzen geöffnet hat. Bisher wurde nur Durban angeflogen.

Am 14. Oktober wir der Führer der Oppositionspartei National Democratic Congress, Chishimba Kambwili, wegen Dokumentenfälschung zu zwei Jahren Haft verurteilt. In einem weiteren Anklagepunkt, der auf Falschaussage lautete, wird der 51-jährige hingegen freigesprochen. Seine Anwälte legen Revision gegen das Urteil ein und zwei Wochen später kommt Kambwili gegen Zahlung einer Kaution von umgerechnet 12.000 Euro vorerst auf freien Fuß. Der Prozess gilt Beobachtern als politisch motiviert und die Justiz als nicht unabhängig. Kambwili hatte sich zuletzt zu einem der schärfsten Kritiker von Präsident Edgar Lungu entwickelt. Zuvor war er ein politischer Weggefährte des autokratisch regierenden Staatschefs gewesen und hatte verschiedene Ministerämter bekleidet, bis Lungu ihn im November 2016 als Informationsminister entließ.

Ein Treffen der sambischen Regierung mit den wichtigsten Gläubigern des Landes ist Mitte November ergebnislos zu Ende gegangen. Das Treffen mit dem Ziel eines Schuldenmoratoriums war notwendig geworden, da Sambia Schwierigkeiten hat, seinem Schuldendienst nachzukommen. Nach einem Schuldenschnitt durch den IWF, bei dem im Jahr 2005 sämtliche Schulden des Landes erlassen wurden, hat Sambia über die vergangenen Jahre wieder eine Nettoschuldenlast von 9,5 Milliarden Euro angehäuft, was 2019 ca. 76 Prozent seines BIP entsprach. Die Staatsschuldenquote ist in den letzten drei Jahren sprunghaft gestiegen, im laufenden Jahr soll sie 100 Prozent des BIP erreichen. Ursache dafür ist die Corona-Pandemie, in deren Folge die Nachfrage nach Rohstoffen stark zurückgegangen ist. Laut Finanzminister Bwalya Ngandu kann Sambia Zinsen von Privatgläubigern in Höhe von etwa 100 Mio. Euro nicht mehr bedienen. Auf private Gläubiger entfallen etwa 27 Prozent der gesamten sambischen Schuldenlast. Zwar haben sich Anfang November einige staatliche und multilaterale Gläubiger im Rahmen einer G20-Initiative bereit erklärt, auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten, allerdings ziehen weder die Privatgläubiger noch China, Sambias größter bilateraler Gläubiger, mit. Mangelnde Transparenz erschwert die Verhandlungen, da nicht genau bekannt ist, wie viele Schulden auf China als Staat und wie viele auf die chinesische Privatwirtschaft entfallen. Sambia steht somit kurz vor dem Zahlungsausfall und vor einer neuen großen Schuldenkrise.

2021

Nachdem Sambia im November 2020 das erste Land war, welches explizit als Folge der Corona-Rezession in die Staatspleite rutschte, kann es auch Anfang des neuen Jahres die nächste Zinszahlung nicht bedienen. Deswegen beantragt es im Januar eine Umschuldung unter dem „G20 Common Framework on Debt Treatments beyond the DSSI", der im November 2020 von den G20-Ländern geschaffen wurde und Umschuldungen für die Länder möglich machen soll, die ihren Schuldendienst nicht einfach wieder aufnehmen können. Sambia gehört neben dem Tschad und Äthiopien zu den drei Ländern, die seither Umschuldungsverhandlungen beantragt haben

Im Februar unterzeichnet die Regierung Sambias mit der gemeinnützigen Natur- und Tierschutz-Organisation African Parks ein Abkommen über den Schutz und die Weiterentwicklung des Kafue-Nationalparks. Finanziert wird das 12-monatige Programm mit drei Millionen US-Dollar durch den World Wildlife Fund (WWF). Der Kafue-Nationalpark liegt etwa 200 km westlich der Hauptstadt Lusaka und zählt zu den zehn größten Schutzgebieten auf dem Kontinent. Mit seinem Reichtum an Wildtieren und Vogelarten ist er die Haupttouristenattraktion. In Zusammenarbeit mit Sambias Department of National Parks and Wildlife (DNPW) sollen die Infrastruktur des Parks ebenso verbessert werden wie die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der Tiere.

Am 10. Mai wird die 923 Meter lange Straßen - und Eisenbahnbrücke über den Sambesi dem Verkehr übergeben und die bestehende Fähre ersetzen. Der Bau der Kazungula-Brücke wurde im August 2007 zwischen Sambia und Botswana vereinbart, die Bauarbeiten des 259-Mio.-US-Dollar-Projektes starteten Ende 2014 und sollten ursprünglich im Oktober 2020 beendet sein. Die hochmoderne Brücke befindet sich etwa 65 Kilometer flussaufwärts der Victoriafälle am Zusammenfluss von Sambesi und Chobe. Dort stoßen mit Sambia, Botswana, Namibia und Simbabwe vier Länder zusammen. 85 Prozent des regionalen Güterverkehres vom Kongo bis Südafrika soll über die Brücke befördert werden. Man erwartet, dass nicht nur der Handel zwischen den betroffenen Ländern gesteigert, sondern auch die regionale Zusammenarbeit vertieft wird. Durch den One-Stop Grenzposten soll der Transit für den kommerziellen und privaten Verkehr schneller und sicherer werden.

(Stand: Mai 2021)